COVID-19: Komplikationsrisiko hält nach Infektion länger an als nach Impfung

Die COVID-19-Impfung für Kinder und Jugendliche war umstritten. (Foto: © Chiralli – stock.adobe.com)

Während der Corona-Pandemie entwickelten Kinder und Jugendliche nach einer COVID-19-Erkrankung häufiger Herz- oder Gefäßerkrankungen als nach einer Impfung. Die Risiken für diese Komplikationen hielten nach einer Infektion auch deutlich länger an. Das zeigt eine bevölkerungsbasierte Studie aus Großbritannien.

Die Studie hatte die kurz- und langfristigen Risiken seltener Komplikationen, darunter arterielle und venöse Thrombosen, Thrombozytopenie, Myokarditis oder Perikarditis sowie entzündliche Erkrankungen nach einer COVID-19-Diagnose oder Impfung bei Kindern und Jugendlichen untersucht. In die Analyse flossen die elektronischen Gesundheitsdaten von fast 14 Millionen Kindern unter 18 Jahren in England für den Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2022 ein. In dieser Zeit erhielten 3,9 Millionen Kinder und Jugendliche eine erste COVID-19-Diagnose, 3,4 Millionen hingegen eine erste Impfung gegen SARS-CoV-2 mit BNT162b2.

„Unsere Studie, die während der Pandemie die gesamte Bevölkerung umfasste, zeigte, dass diese Erkrankungen zwar selten waren, Kinder und Jugendliche jedoch nach einer COVID-19-Infektion häufiger Herz-, Gefäß- oder Entzündungsprobleme hatten als nach einer Impfung – und dass die Risiken nach einer Infektion viel länger anhielten“, erklärte Hauptautorin Dr. Alexia Sampri von der Universität Cambridge. An der Studie, deren Ergebnisse in „The Lancet Child and Adolescent Health“ veröffentlicht wurden, waren auch Wissenschaftler der Universität Edinburgh, des University College London sowie des BHF Data Science Centre bei Health Data Research UK beteiligt.

Nach Impfung ist das Risiko nur kurzfristig erhöht

Nach einer ersten COVID-19-Diagnose waren die Risiken für die fünf untersuchten Erkrankungen in den ersten vier Wochen am höchsten und blieben bei einigen Erkrankungen bis zu zwölf Monate lang höher als bei Heranwachsenden ohne oder vor einer Diagnose.

Im Gegensatz dazu stellte das Team nach der SARS-CoV-2-Impfung nur in den ersten vier Wochen ein kurzfristig höheres Risiko für Myokarditis oder Perikarditis fest, verglichen mit Kindern und Jugendlichen ohne oder vor der Impfung. Danach kehrte das Risiko auf das gleiche Niveau wie zu Beginn des Untersuchungszeitraums zurück.

Über einen Zeitraum von sechs Monaten schätzte das Forschungsteam, dass eine COVID-19-Infektion zu 2,24 zusätzlichen Fällen von Myokarditis oder Perikarditis pro 100.000 Kindern und Jugendlichen führte, die an COVID-19 erkrankt waren. Bei den Geimpften gab es nur 0,85 zusätzliche Fälle pro 100.000 Kindern und Jugendlichen.

Bislang kein direkter Vergleich des Risikoprofils

Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, bei denen COVID-19 diagnostiziert wurde, ein höheres Risiko haben, Erkrankungen wie Myokarditis, Perikarditis und Thrombozytopenie zu entwickeln, als Altersgenossen ohne die Diagnose.

Allerdings hatten einige Studie auch über Fälle von Myokarditis bei jungen Menschen kurz nach der Verabreichung eines COVID-19-Impfstoffes, insbesondere bei mRNA-basierten Impfstoffen, berichtet. Studien, die die längerfristigen Risiken einer COVID-19-Diagnose und einer Impfung bei Kindern und Jugendlichen direkt miteinander verglichen haben, gab es nach Angaben der Forschenden bislang keine.