Darmbakterien und Nutzen flavinoidreicher Lebensmittel für die kardiovaskuläre Gesundheit stehen in Zusammenhang

Blaubeeren enthalten große Mengen an Flavinoiden, die sich günstig auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken. Daran hat laut einer aktuellen Studie auch das Darmmikrobiom großen Anteil. (Foto: © grey/stock.adobe.com)

Lebensmittel wie Beeren, Äpfel, Birnen und Wein, die reich an Flavonoiden sind, scheinen sich positiv auf den Blutdruck auszuwirken. Dabei lässt sich dieser Zusammenhang laut einer neuen Studie teilweise durch die Eigenschaften des Darmmikrobioms erklären.

„Unser Darmmikrobiom spielt eine Schlüsselrolle bei der Metabolisierung von Flavonoiden, um ihre kardioprotektive Wirkung zu verstärken”, erklärt Prof. Aedín Cassidy, Professorin für Ernährung und Präventivmedizin am Institute for Global Food Security der Queen’s University in Belfast (Nordirland). „Diese Studie liefert Evidenz dafür, dass die blutdrucksenkenden Effekte mit einfachen Veränderungen der täglichen Ernährung erreicht werden könnten.“

Flavonoide werden vom Darmmikrobiom abgebaut. In jüngeren Studien fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen den Mikroorganismen im menschlichen Verdauungstrakt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD). Die Autorinnen und Autoren der aktuellen Untersuchung weisen darauf hin, dass es Berichte darüber gibt, dass sich das Darmmikrobiom bei Menschen mit und ohne CVD unterscheidet.

Angesichts der zunehmenden Hinweise darauf, dass Flavonoide das Herzerkrankungsrisiko verringern können, untersuchten die Autorinnen und Autoren dieser Studie die Rolle des Darmmikrobioms bei diesem Prozess. Die Forschenden analysierten den Zusammenhang zwischen dem Verzehr flavonoidreicher Lebensmittel mit dem Blutdruck und der Diversität des Darmmikrobioms. Man untersuchte auch, wie viel Varianz innerhalb des Darmmikrobioms den Zusammenhang zwischen der Aufnahme flavonoidreicher Lebensmittel und dem Blutdruck erklären könnte.

Für die Studie rekrutierten die Forschenden eine 904 Personen im Alter zwischen 25 und 82 Jahren – 57 Prozent Männer – aus der deutschen PopGen-Biobank. Diese umfasst Personen aus einem Netzwerk von sieben Biobanken in Norddeutschland. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewerteten bei regelmäßigen Nachuntersuchungen die Nahrungsaufnahme, das Darmmikrobiom und den Blutdruck der Teilnehmenden zusammen mit anderen klinischen und molekularen Charakteristika der Untersuchten.

Die Aufnahme flavonoidreicher Lebensmittel im Vorjahr berechneten die Studienautorinnen und -autoren anhand eines Lebensmittelfragebogens, für den die Teilnehmenden selbst Angaben machten und der Informationen sowohl zur Häufigkeit als auch zur aufgenommenen Menge von 112 Lebensmitteln lieferte. Entsprechende Flavonoidwerte wurden den Lebensmitteln gemäß den Daten des US-Landwirtschaftsministeriums zum Flavonoidgehalt in Lebensmitteln zugewiesen.

Das Darmmikrobiom der Teilnehmenden bewerteten die Forschenden anhand fäkaler bakterieller DNA, die aus Stuhlproben extrahiert wurde. Nach nächtlichem Fasten wurden die Blutdruckwerte der Teilnehmenden nach einer anfänglichen fünfminütigen Ruhephase dreimal in Drei-Minuten-Intervallen gemessen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammelten auch Informationen zum Lebensstil der Teilnehmenden, einschließlich Geschlecht, Alter, Status des Nikotinkonsums, Medikamenteneinnahme und körperliche Aktivität sowie zur Familienanamnese in Bezug auf koronare Herzkrankheit und der Menge täglich verbrauchter Kalorien und Ballaststoffe. Auch wurden Körpergröße und -gewicht ermittelt und der Body-Mass-Index berechnet.

Diejenigen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, die am meisten flavonoidreiche Lebensmittel konsumierten, wiesen einen niedrigeren systolischen Blutdruck auf sowie ein Darmmikrobiom mit größerer Diversität als die Teilnehmenden, bei denen am wenigsten flavinoidreiche Lebensmittel auf dem Speiseplan standen. Die Studienautorinnen und – autoren stellten auch fest, dass bis zu 15,2 Prozent des Zusammenhangs zwischen flavonoidreichen Lebensmitteln und dem systolischen Blutdruck durch die Diversität im Darmmikrobiom der Teilnehmenden erklärt werden konnte.

Der Verzehr von 1,6 Portionen Beeren pro Tag (eine Portion entspricht 80 Gramm oder 1 Tasse) war mit einer durchschnittlichen Senkung des systolischen Blutdrucks um 4,1 mmHg verbunden, wobei etwa zwölf Prozent dieser Assoziation durch Darmmikrobiomfaktoren erklärt wurden.

Das Trinken von 2,8 Gläsern (125 ml Wein pro Glas) Rotwein pro Woche war mit einem um durchschnittlich 3,7 mmHg niedrigeren systolischen Blutdruck verbunden, wobei sich 15 Prozent dieses Zusammenhangs durch das Darmmikrobiom erklären ließen.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass in zukünftigen Studien die Teilnehmenden nach ihrem Stoffwechselprofil untersucht werden sollten, um genauer zu analysieren, welche Rolle dem Stoffwechsel und dem Darmmikrobiom bei der Regulierung der Auswirkungen von Flavonoiden auf den Blutdruck zukommt“, unterstreicht Cassidy. „Ein besseres Verständnis der hochindividuellen Variabilität des Flavonoid-Stoffwechsels könnte sehr gut erklären, warum manche Menschen in Bezug auf einen kardiovaskulären Schutz von flavonoidreichen Lebensmitteln einen größeren Nutzen haben als andere.“