Darmkrebs in jungen Jahren: Die Raten steigen weltweit

Auch jüngere Erwachsene sollten für deutliche Symptome wie rektale Blutungen, abdominelle Schmerzen, veränderten Stuhlgang und unerklärlichen Gewichtsverlust sensibilisiert werden, damit ein schon im mittleren Lebensalter auftretender Darmkrebs rechtzeitigt erkannt werden kann. (Foto: © apk/stock.adobe.com)

Eine neue Studie zeigt, dass die Inzidenzraten von früh auftretendem Kolorektalkrebs in 27 von untersuchten 50 Ländern weltweit steigen.

In 14 Ländern, darunter in den USA, nehmen die Raten bei jungen Erwachsenen zu, während sie sich bei Personen im Alter ab 50 Jahren stabilisieren. Das berichten die Autoren unter der Leitung von Wissenschaftlern der American Cancer Society (ACS) in „The Lancet Oncology“.

„Der Anstieg der Fälle von früh auftretenden Kolorektalkarzinomen ist ein globales Phänomen“, erklärt Dr. Hyuna Sung, leitende Forscherin bei der ACS und Hauptautorin der Studie. Ältere Studien hätten diesen Anstieg vor allem in westlichen Ländern mit hohem Einkommen gezeigt, nun aber sei er weltweit dokumentiert, berichtet Sung.

Auswertung der Jahre 1943 bis 2017

Gegenstand der Studie war die Untersuchung der aktuellen Trends bezüglich der Inzidenz von Kolorektalkrebs unter jungen im Vergleich zu älteren Erwachsenen. Genutzt wurden dafür Daten bis zum Jahr 2017 und aus 50 Ländern. Die Forschenden beurteilten Trends für die altersstandardisierten Inzidenzraten von Kolorektalkrebs im Zeitraum der Jahre 1943 bis 2017, visualisierten diese zeitlichen Trends und quantifizierten sie nach Alter bei Diagnose (25–49 Jahre und 50–74 Jahre). Die durchschnittlichen jährlichen prozentualen Veränderungen (AAPC) schätzte man schließlich für die letzten zehn Jahre der verfügbaren Daten.

Während dieses letzten Jahrzehnts erwiesen sich die Inzidenzraten von früh auftretendem (25–49 Jahre) Kolorektalkrebs in 23 Ländern als stabil. Allerdings stiegen sie in diesem Zeitraum in 27 Ländern an. Die stärksten jährlichen Zunahmen wurden in Neuseeland und Chile beobachtet (beide 4%), gefolgt von Puerto Rico (3,8%). In 14 der 27 Länder waren die Kolorektalkrebsraten bei älteren Erwachsenen entweder stabil (Puerto Rico, Argentinien, Norwegen, Frankreich, Irland) oder sanken (Israel, Kanada, USA, England, Deutschland, Schottland, Slowenien, Australien und Neuseeland). In Chile, Puerto Rico, Argentinien, Ecuador, Thailand, Schweden, Israel und Kroatien nahm die Zahl der Fälle von früh auftretendem Darmkrebs bei Männern rascher zu als bei Frauen. Hingegen war in England, Norwegen, Australien, der Türkei, Costa Rica und Schottland bei jungen Frauen ein rascherer Anstieg zu verzeichnen.

Für die übrigen 13 Ländern mit steigenden Trends für beide Altersgruppen beobachteten die Forschenden unterschiedliche Verhältnisse. So fiel der jährliche prozentuale Anstieg bei jungen im Vergleich zu älteren Erwachsenen höher aus in Chile, Japan, Schweden, den Niederlanden, Kroatien und Finnland. Eine geringere Zunahme der Fälle unter Jüngeren versus Älteren fand man in Thailand, Martinique, Dänemark und Costa Rica. In der Türkei, Ecuador und Weißrussland, wo ebenfalls für beide Altersgruppe steigende Trends beobachtet wurden, erwiesen sich die Zunahmen unter Jüngeren und Älteren als ähnlich.

In den vergangenen fünf Jahren fiel die Inzidenzrate von früh auftretendem Darmkrebs in Australien, Puerto Rico, Neuseeland, den USA und in Südkorea am höchsten aus (14–17 pro 100.000) und in Uganda und Indien am niedrigsten (4 pro 100.000).

Mehr forschen, stärker sensibilisieren

„Das globale Ausmaß dieses besorgniserregenden Trends unterstreicht, dass wir innovative Instrumente zur Vorbeugung und Bekämpfung von Krebserkrankungen brauchen, die mit den Ernährungsgewohnheiten, körperlicher Inaktivität und Übergewicht in Zusammenhang stehen“, betont Sung. „Wir müssen uns weiterhin bemühen, weitere Faktoren zu identifizieren, die hinter diesen Trends stecken, und um wirksame Präventionsstrategien zu entwickeln, die auf jüngere Generationen und lokale Ressourcen weltweit zugeschnitten sind.“ Wenn man junge Menschen und deren Hausärzte für diese Entwicklungen und die deutlichen Symptome von früh auftretendem Darmkrebs (z. B. rektale Blutungen, abdominelle Schmerzen, veränderten Stuhlgang und unerklärlicher Gewichtsverlust) sensibilisiere, könne dies zu rascheren Diagnosen und einer geringeren Sterblichkeit beitragen, erklärt die Studienautorin.

„Diese Vorzeigestudie zeigt, dass die steigenden Raten von früh auftretendem Darmkrebs, der Erwachsene im Alter von 25 bis 49 Jahren betrifft, ein globales Problem darstellen“, unterstreicht Michelle Mitchell, Geschäftsführerin von Cancer Research UK. „Beunruhigenderweise hat diese Studie zum ersten Mal überhaupt gezeigt, dass die Raten in England stärker steigen als in vielen anderen Ländern der Welt. Eine Krebsdiagnose hat in jedem Alter enorme Auswirkungen auf die Patienten und deren Familien. Es ist zwar wichtig zu wissen, dass die Erkrankungsraten bei jüngeren Erwachsenen im Vergleich zu Menschen über 50 immer noch sehr niedrig sind. Wir müssen aber verstehen, was diesen Trend bei jüngeren Menschen verursacht.“