Darmkrebs-Subtypen auf der Spur: MSI und TIL kombinieren?16. Mai 2024 Darmkrebs: Neue Forschungsergebnisse sprechen für den Nutzen einer kombinieren Testung auf Mikrosatelliteninstabilität und tumorinfiltrierende Lymphozyten. (Abbildung: © appledesign/stock.adobe.com) Bei der Identifizierung von Darmkrebs-Subtypen sind Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) zwei aussagekräftige Marker. Laut neuen Erkenntnissen ist es sinnvoll, sie miteinander zu kombinieren. „MSI und TIL sind bei Dickdarmkrebs etablierte Biomarker”, sagt Michael Hoffmeister, Forscher am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Letztautor einer gerade veröffentlichten Metaanalyse zu diesem Thema. „Die Frage ist: Lassen sich noch differenziertere Aussagen treffen, wenn man die beiden Marker miteinander kombiniert? Dieser Frage sind wir nachgegangen, indem wir alle verfügbaren Studien zusammengeführt und gemeinsam ausgewertet haben. Das Ergebnis dieser Metaanalyse legt nahe, dass ein Klassifikationssystem, das MSI und TIL gemeinsam erfasst, geeignet ist, die prognostische Einschätzung von Darmkrebs in frühen Stadien zu optimieren.” Bei Darmkrebs ist eine Testung des Tumorgewebes auf MSI aufschlussreich, weil die Tumoren in frühen Stadien (ohne Metastasen) mit hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) eine bessere Prognose besitzen als Darmkrebs mit Mikrosatellitenstabilität (MSS). Das ist für die Therapieplanung von Bedeutung. Speziell mit Checkpoint-Inhibitoren lassen sich MSI-H-Tumore gut behandeln, während MSS-Tumore auf diese Medikamente weniger gut ansprechen. Andererseits gibt es auch Therapien, die bei MSI-Tumoren nachweislich wenig Wirkung zeigen. Die Testung auf MSI wird deshalb heute bei Darmkrebs routinemäßig genutzt, um für den individuellen Patienten die bestmögliche Therapie zu finden. Die jetzt vorgelegte Metaanalyse spricht dafür, den MSI-Subtyp weiter zu differenzieren, und zwar je nachdem, ob Lymphozyten in das Tumorgewebe eingewandert sind oder nicht, erklärt Erstautor Durgesh Wankhede. „Wir wollten nun wissen, ob wir durch Kombination von MSI und TIL einen Zugewinn an Information erhalten. Es gibt bereits eine Reihe von Studien, die der Frage nachgegangen sind, allerdings war die Aussagekraft dieser Studien vor allem wegen geringer Fallzahlen limitiert. Deshalb haben wir 21 Studien mit insgesamt rund 14.000 Patienten zusammengefasst und konnten anhand dieses umfangreichen Datenmaterials vier Subtypen mit unterschiedlicher Prognose differenzieren“, berichtet Hoffmeister. Die beste Prognose hatten Darmkrebspatienten, deren Tumore eine hohe Mikrosatelliteninstabilität sowie infiltrierende Lymphozyten in hoher Zahl aufwiesen (MSI/TIL-H). Patienten mit dieser Markerkombination lebten insgesamt länger, und sie lebten länger krankheitsfrei. Als zweitgünstigste Konstellation erwies sich Mikrosatellitenstabilität plus Lymphozyteninfiltration (MSS/TIL-H). Eine vergleichsweise schlechte Prognose hatten dagegen Patienten, bei denen im Tumorgewebe kaum oder keine Abwehrzellen gefunden wurden, wobei die Prognose weitgehend unabhängig vom Mikrosatellitenstatus war. Das heißt: Die Subtypen MSI/TIL-L bzw. MSS/TIL-L hatten ein ähnlich schlechtes Therapieergebnis. „Die Metaanalyse spricht dafür, dass die kombinierte MSI/TIL-Testung der isolierten Testung auf MSI in der Routinediagnostik überlegen sein könnte“, resümiert Hoffmeister und Wankhede ergänzt: „Gleichzeitig sollten Langzeitstudien auf den Weg gebracht werden, um die Aussagekraft dieser Markerkombination mit Blick auf die Erfolgsaussichten einer adjuvanten Chemotherapie in frühen Darmkrebsstadien zu evaluieren.“ In einem Kommentar zur Metaanalyse im Fachjournal „Lancet Gastroenterology & Hepatology” heißt es dazu: „Die Integration der MSI-TIL-Bewertung könnte einen Schritt nach vorn bei personalisierten Behandlungsstrategien darstellen.“
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