Darmkrebs trotz Koloskopie: Deutliche Unterschiede je nach Qualität der Untersuchung

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Eine neue Studie bestätigt zwar, dass Koloskopien ein effektiver Weg der Darmkrebsprävention sind, zeigt aber auch, dass es vom Untersucher abhängt, wie gut eine Darmspiegelung einer Darmerkrankung vorbeugt.

Um Ärzte nach Koloskopie-Qualität einzuteilen, berechneten die Forschenden des Leibniz-Institutes für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in Bremen zunächst die Detektionsrate. Anschließend verglichen sie das Auftreten von Darmkrebs über 13 Jahre hinweg bei drei Gruppen von Personen, die mit unterschiedlicher Qualität (hohe/geringe Qualität) oder gar nicht koloskopiert worden waren. Insgesamt schlossen sie dabei mehr als 300.000 Personen in die Analysen ein.

„Die gute Nachricht ist, dass auch eine Koloskopie mit niedrigerer Qualität das Darmkrebsrisiko senkt, verglichen mit Personen ohne Koloskopie. Allerdings ist die präventive Wirkung bei einer Koloskopie mit hoher Qualität um etwa ein Drittel stärker“, erklärt Dr. Sarina Schwarz, Erstautorin der Studie und Leiterin der Fachgruppe Translationale Krebsepidemiologie am BIPS.

Qualität von Darmspiegelungen soll weiter im Fokus bleiben

Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS: „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig die Qualität einer Koloskopie für die Prävention von Darmkrebs ist.“ (Foto: © BIPS)

Eine ältere Studie des Teams zeigte, dass sich die Detektionsrate im Laufe der Zeit verbesserte: Während 2008 noch etwa ein Drittel der Ärzte bei der Detektionsrate in der untersten Kategorie lag, waren es im Jahr 2017 nur noch etwa ein Viertel. „Die Qualität der Darmspiegelung in Deutschland hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten mit Sicherheit verbessert“, sagt Gastroenterologe und Co-Autor PD Dr. Christian Pox, Chefarzt der Medizinischen Klinik im St. Joseph-Stift in Bremen. „Dennoch gibt es zum Teil noch Luft nach oben.“

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig die Qualität einer Koloskopie für die Prävention von Darmkrebs ist. In einem nächsten Schritt wollen wir untersuchen, ob die Qualität durch einen Online-Kurs für Ärztinnen und Ärzte gesteigert werden kann, der in einer US-amerikanischen Studie sehr gute Wirkung zeigte“, erklärt Prof. Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS und Letztautorin der Studie. Ihr ist es allerdings noch wichtig, hinzuzufügen: „Unsere Ergebnisse sollen die Vorsorgewilligen nicht verunsichern. Auch eine Darmspiegelung mit niedrigerer Qualität ist besser als keine.“

Krankenkassendatenbank GePaRD als Basis

Die Studie aus dem Jahr 2023 war die erste, die für Deutschland zeigte, dass ein Zusammenhang zwischen der Detektionsrate der Ärzte und dem Auftreten von Darmkrebs nach einer Koloskopie besteht. In der aktuellen Studie verglichen die Forschenden erstmalig die präventive Wirkung von Früherkennungs-Koloskopien unterschiedlicher Qualität mit keiner Früherkennungs-Koloskopie. Dafür nutzten sie die Krankenkassendatenbank GePaRD, die 20 Prozent der deutschen Bevölkerung umfasst und den für diese Studien notwendigen langen Beobachtungszeitraum bietet. Durch das gewählte Studiendesign konnten sie die Gefahr von Verzerrungen minimieren, die bei Beobachtungsstudien ansonsten teilweise vorkommen.