Darmkrebsinzidenz bei jungen Erwachsenen steigt in manchen reichen Ländern

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Die Inzidenz von Kolorektalkarzinomen bei Erwachsenen unter 50 Jahren hat in der jüngsten Dekade, für die Daten verfügbar sind, in einigen Ländern mit hohem Einkommen erheblich zugenommen. Diese Tendenz steht im Gegensatz zu dem Rückgang oder der Stabilisierung der Darmkrebsinzidenz in der Gesamtbevölkerung von Ländern mit hohem Einkommen. Das haben die Autoren einer kürzlich veröffentlichten Beobachtungsstudie festgestellt.

Untersucht worden waren Langzeitdaten zur Inzidenz von Krebserkrankungen des Kolon und Rektums aus 21 bevölkerungsbezogenen Registern in Australien (1983-2012), Kanada (1995-2014), Dänemark (1978-2012), Irland (1995-2013), Neuseeland (1995-2014), Norwegen (1953-2014) und das Vereinigte Königreich Großbritannien (1995-2014).

In den letzten 10 Jahren bis 2014 stieg die Inzidenz von Kolonkarzinomen bei Menschen im Alter von 0 bis 49 Jahren in Dänemark (um 3,1%), Neuseeland (2,9%), Australien (2,9%) und Großbritannien (1,8%) jährlich signifikant an. In dieser Altersgruppe war auch in Bezug auf Rektumkarzinome in Kanada (um 3,4%), Australien (2,6%) und iGroßbritannien (1,4%) ein signifikanter Anstieg der Inzidenz pro Jahr zu verzeichnen. Die Zunahme der Inzidenz bei Erwachsenen unter 50 Jahren war am ausgeprägtesten bei Rektalkrebs, insbesondere in der Altersgruppe von 20 bis 29 Jahren, in der die Inzidenz in Dänemark jährlich um 18,1% und in Norwegen in den letzten zehn Jahren um 10,6% zunahm.

Im gleichen Zeitraum wurde in Australien (1,6%), Kanada (1,9%) und Neuseeland (3,4%) eine signifikante Abnahme der jährlichen Inzidenz von Kolonkarzinomen bei über 50-Jährigen beobachtet, ebenso wie von Rektumkarzinomen in Australien (2,4%), Kanada (1,2%) und Großbritannien (1,2%).

Die vorliegende Studie ist laut ihren Autoren die erste ihrer Art, die altersspezifische Trends in Bezug auf die Inzidenz von Darmkrebs umfassend untersucht und vergleicht. Dabei werden verschiedene Trends für verschiedene Altersgruppen ermittelt.

„Obwohl die Inzidenz von Darmkrebs bei Erwachsenen unter 50 Jahren im Vergleich zu älteren Altersgruppen nach wie vor sehr viel geringer ist, sind unsere Ergebnisse besorgniserregend und zeigen, dass Maßnahmen erforderlich sind, um der zunehmenden Krankheitslast bei jüngeren Menschen entgegenzuwirken“, sagt HauptautorinDr. Marzieh Araghi von der International Agency for Research on Cancer in Lyon. „Die Inzidenz bei jüngeren Generationen dürfte zum Teil durch die sich ändernde Prävalenz von Risikofaktoren wie Fettleibigkeit und schlechte Ernährung bedingt sein. Nationale Programme zur Förderung gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung könnten der effizienteste Ansatz sein, um Veränderungen auf Bevölkerungsebene zu gewährleisten.“

Die Autoren der Studie vermuten, dass die Abnahme der Kolorektalkrebsinzidenz bei Menschen über 50 Jahren in den meisten der untersuchten Länder auf die Einführung von Routine-Screening-Programmen für prämaligne Polypen zurückzuführen ist. In Australien, Kanada und Großbritannien, wo mit dem altersbasierten Screening im Jahr 2006 begonnen wurde, war die Inzidenz insgesamt stärker rückläufig. In den Ländern, in denen Screening-Programme später begonnen haben, wie in Irland (2012), Dänemark (2014), Norwegen (2012, nur Pilotprogramm) und Neuseeland (2017), sind die Gesamtraten in etwa stabil geblieben.

Araghi fügt hinzu: „Während populationsbasierte Vorsorgeuntersuchungen bei Menschen unter 50 Jahren aufgrund relativ geringer Inzidenzzahlen nicht als kosteneffizient angesehen werden, könnte die Familienanamnese dazu beitragen, jüngere Menschen mit einem hohen Risiko für eine genetische Anfälligkeit für Darmkrebs zu identifizieren. In der Zukunft müssen aber die Ursachen für diese steigende Inzidenz ermittelt und wirksame Präventions- und Früherkennungsstrategien entwickelt werden.“

Als Einschränkungen der Studie ist zu nennen, dass die Forscher keinen Zugang zu individuellen Risikofaktoren und zum individuellen Screening zur Verfügung hatten und daher nicht untersuchen konnten, wie sich Veränderungen hinsichtlich dieser Faktoren auf die Trends im Laufe der Zeit auswirkten. Darüber hinaus wurden, wie in einem die Veröffentlichung begleitenden Statement erwähnt wird, nur sieben einkommensstarke Länder in diese Studie einbezogen. Mehr Daten aus mehr Ländern könnte die Schlussfolgerungen zu der sich verändernden Epidemiologie von Darmkrebs stärken.