Darmkrebsscreening: Empfehlungen in internationalen Leitlinien unterscheiden sich von deutscher Richtlinie13. April 2022 Abbildung: © geralt/pixabay Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) aktuelle medizinische Leitlinien zum Darmkrebs recherchiert und deren Empfehlungen zum Darmkrebsscreening mit den aktuell geltenden Regelungen der organisierten Darmkrebsfrüherkennung in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgeglichen sowie die Evidenzbasis, die jeweilige Begründung für eine diskrepante Empfehlung, extrahiert und inhaltlich zusammengefasst. Dabei zeigte die Auswertung von fünf evidenzbasierten Leitlinien nach Angaben des IQWiG, dass deren Empfehlungen in einigen Aspekten von der G-BA-Richtlinie für organisierte Krebsfrüherkennungsprogramme abweichen. Als Punkte, in denen es zu solchen Abweichungen kommt, nennt das IQWiG Altersgrenzen, Screeningintervalle beziehungsweise die Screeningfrequenz und die Auswahl der Untersuchungsverfahren. Die Leitlinien empfehlen einen früheren Start des Darmkrebsscreenings sowie eine obere Altersgrenze, berichtet das IQWiG: Die organisierte Früherkennung solle ab einem Alter von 45 Jahren und bis zu einem Alter von 75 Jahren durchgeführt werden. Die Empfehlungen zu Screeningintervall beziehungsweise -frequenz als auch zur Auswahl der betrachteten Untersuchungsverfahren – immunologischer Test auf okkultes Blut im Stuhl (iFOBT) oder Koloskopie – sind dagegen nicht nach Alter oder Geschlecht differenziert. Die Evidenzbasis für diese Empfehlungen fußt laut dem IQWiG allerdings im Wesentlichen auf Modellierungsstudien und – sofern Primärstudien angegeben werden – auf nicht randomisierten kontrollierten Studien (non-RCT). Nationale wie internationale Organisationen seien vom Nutzen des Darmkrebsscreenings überzeugt, wobei es Unterschiede in den Screening-Strategien gebe, erklärt das IQWiG. So hätten US-amerikanische Institutionen jüngst ihre Altersempfehlungen für den Beginn des Screenings bei Personen mit einem durchschnittlichen Darmkrebsrisiko überprüft und schlügen nun ein Alter von 45 Jahren für den Screeningstart vor. Vor diesem Hintergrund soll der jetzt vorgelegte Rapid Report „Leitliniensynopse zur organisierten Darmkrebsfrüherkennung“ des IQWiG dem G-BA eine Entscheidungsgrundlage liefern, um den Bedarf für eine Überprüfung der aktuellen Regelungen zur organisierten Darmkrebsfrüherkennung in Deutschland beurteilen zu können. Altersgrenzen: früherer Start und obere Altersgrenze? Nach Angaben des IQWiG befürwortet eine Leitlinie mit hohem Empfehlungsgrad einen früheren Start des Darmkrebsscreenings als derzeit für die gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland vorgesehen – bereits ab einem Alter von 45 Jahren. Zwei Leitlinien legten im Gegensatz zur aktuellen deutschen Richtlinie (oKFE-RL) mit hohem Empfehlungsgrad eine obere Altersgrenze von 75 Jahren fest, so das Institut. Die Empfehlungen basieren laut dem IQWiG vornehmlich auf Modellierungen mit epidemiologischen Daten, die einen Trend für ein zunehmendes Auftreten von kolorektalen Karzinomen bei US-amerikanischen Erwachsenen unter 50 Jahren zeigen. Unter der Voraussetzung, dass diese Altersgruppe ein erhöhtes Darmkrebsrisiko hat, empfehlen die Leitlinien die organisierte Darmkrebsfrüherkennung bereits ab einem Alter von 45 Jahren und bis zu einem Alter von 75 Jahren. Dadurch werde ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Nutzen (gewonnene Lebensjahre) und Belastung beziehungsweise möglichem Schaden (Anzahl der Koloskopien) dargestellt, formuliert das IQWiG. „Die für Deutschland verfügbaren Daten des Robert-Koch-Institutes zeigen allerdings keine Hinweise auf einen Trend für ein gestiegenes Darmkrebsrisiko bei Erwachsenen unter 50 Jahren“, schreibt das IQWiG in einer aktuellen Mitteilung. Und: „Es ist daher zweifelhaft, dass die Grundannahme der für die Leitlinien-Empfehlung ausschlaggebenden Modellierungsstudie auch für den deutschen Versorgungskontext zutrifft.“ Weitere Unterschiede zur aktuellen deutschen Richtlinie In der abweichenden Leitlinienempfehlung zur Auswahl von Koloskopie oder iFOBT werde nicht nach Alter und Geschlecht unterschieden, betont das Institut. Anders als derzeit in der GKV-Richtlinie beinhalteten die Leitlinien zu Screeningintervall und -frequenz sowohl für iFOBT und Koloskopie zudem keine Differenzierung nach Alter. Auch hier fußten die Empfehlungen im Wesentlichen auf Ergebnissen aus Modellierungsstudien. In keiner Leitlinie fänden sich geschlechtsspezifische Empfehlungen.
Mehr erfahren zu: "Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko" Durch Alkohol verursachte Leberschäden: Sport und gute Ernährung vermitteln offenbar geringeres Mortalitätsrisiko In einer neuen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie körperliche Aktivität und die Qualität der Ernährung mit unterschiedlichen Leveln und Mustern des Alkoholkonsums interagieren – mit dem Ergebnis, dass gesundes Essen […]
Mehr erfahren zu: "Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei" Exzessiver Alkoholkonsum: Gestörtes Protein-Recycling trägt zu MASLD bei US-Forschende haben herausgefunden, dass der Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Alkoholmissbrauch und einer Stoffwechseldysfunktion-assoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD) in einem Enzym liegt, das am Recycling unerwünschter Proteine beteiligt ist.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]