Darmpolypen bei Verwandten geben Hinweis auf ein höheres Darmkrebsrisiko

Vor allem das Risiko für eine Darmkrebserkrankung in jungen Jahren ist offenbar erhöht, wenn in der engeren Familie häufiger Darmpolypen festgestellt worden sind. (Foto: © Stillfx/stock.adobe.com)

Forschende vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) haben untersucht, wie das individuelle Darmkrebsrisiko und wiederholte Diagnosen von Darmpolypen bei Verwandten zusammenhängen.

Die Wissenschaftler kommen in ihrer kürzlich in „Gastroenterolgy“ publizierten Studie zu dem Schluss, dass insbesondere das Risiko, in jungen Jahren an Darmkrebs zu erkranken, bei dieser familiären Vorgeschichte signifikant erhöht ist. Angepasste Präventionsstrategien können eine Antwort auf dieses erhöhte Erkrankungsrisiko sein, meinen die Forschenden.

In den vergangenen Jahren seien ungefähr zwölf Prozent aller neuen Kolorektalkarzinome vor dem 50. Lebensjahr diagnostiziert worden, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des DKFZ. Diese in vergleichsweise jungen Jahren auftretenden Darmkrebsfälle würden oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt und seien dann mit einer schlechteren Prognose verbunden, betont die Forschungseinrichtung.

Auswertung einer schwedischen Datenbank

Ob ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Polypen bei Verwandten und dem Risiko für Darmkrebs besteht, haben die Forschenden am DKFZ und am NCT Heidelberg gemeinsam mit Kollegen der Universität Lund (Schweden) untersucht ‒ und zwar für Darmkrebs insgesamt sowie für Darmkrebs in jungen Lebensjahren. Für ihre Kohortenstudie nutzten die Studienautoren eine schwedische Datenbank, die mit mehr als elf Millionen Personen mit bekanntem Verwandtschaftsgrad die weltweit größte ihrer Art ist.

Der leitende Autor der Studie, Mahdi Fallah vom DKFZ und dem NCT Heidelberg, sagt: „Wir haben festgestellt, dass Menschen ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben, wenn bei ihren Verwandten wiederholt Darmpolypen diagnostiziert wurden. Das gilt insbesondere für die Entwicklung der Krankheit in jungen Jahren.“ Die Bedeutung dieser Erkenntnis wird laut dem DKFZ in Zukunft wachsen, da mit immer intensiverer Darmkrebsvorsorge in vielen Ländern Darmtumoren in früheren Stadien diagnostiziert werden, einschließlich des gutartigen Polypenstadiums. Deshalb könnte eine familiäre Vorgeschichte von Polypen immer relevanter für die Beurteilung des individuellen Erkrankungsrisikos werden.

Forderung nach mehr personalisierten Strategien zur Früherkennung

Das höhere Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, besteht nach Angaben des DKFZ bereits bei einem Verwandten ersten Grades mit einer Polypendiagnose (1,4-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit im Vergleich zu Personen ohne familiäre Vorgeschichte). Das individuelle Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, hängt mit der Zahl der mit Darmpolypen diagnostizierten Verwandten und mit der Häufigkeit ihrer Diagnosen zusammen. So hat beispielsweise jemand, der zwei oder mehr Verwandte ersten Grades mit wiederholter Diagnose von Polypen hat, ein 2,4-faches Gesamtrisiko und ein ungefähr 4-faches Risiko, bereits in jungen Jahren zu erkranken.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, mehr personalisierte Strategien zur Früherkennung von Darmkrebs zu entwickeln, die auf Personen mit einer familiären Polypengeschichte zugeschnitten sind“, sagt Mahdi Fallah. Dies bedeutet, dass Screening-Strategien sowohl die Häufigkeit der Diagnose von Darmpolypen bei Verwandten als auch die Anzahl der Verwandten mit Darmpolypen bei Darmkrebs berücksichtigen sollten. „Insbesondere der steigenden Anzahl von Darmkrebs-Diagnosen in jungen Jahren sollten wir mit einem risikoadaptierten Screening begegnen“, sagt Mahdi Fallah.