Das Epilepsierisiko nach Sinusvenenthrombose berechnen

Erik Lindgren Bogdanoff (Quelle: Josefin Bergenholtz)

Ein internationales Forscherteam unter Führung schwedischer Wissenschaftler haben ein Rechentool entwickelt, mit dem sich das Epilepsierisiko nach einer Sinusvenenthrombose berechnen lässt.

Eine zerebrale Venenthrombose ist eine seltene, aber wichtige Ursache für einen Schlaganfall. In Schweden sind jährlich etwa 150 Personen betroffen, in der Regel Frauen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Bei einem von drei Patienten kommt es in der akuten Phase zu einem Anfall. Die Vorhersage, wer ein hohes oder niedriges Risiko für wiederkehrende Anfälle, also Epilepsie, hat, ist kompliziert.

Im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit zwischen fünfzehn Zentren auf drei Kontinenten haben Forscher der Sahlgrenska-Akademie an der Universität Göteborg und des Sahlgrenska-Universitätskrankenhauses einen praktischen Rechner entwickelt, mit dem das Risiko, zu Beginn der Krankheit an Epilepsie zu erkranken, schnell berechnet werden kann. Die Ergebnisse der multizentrischen Studie werden jetzt in der Fachzeitschrift „JAMA Neurology“ vorgestellt. Das Instrument ist frei verfügbar.

Wichtig für die Vorhersage der Folgeerscheinungen

„Der Rechner sagt das Epilepsierisiko auf der Grundlage von Faktoren voraus, die in der klinischen Routine bereits bei der Einlieferung in ein Krankenhaus zur Verfügung stehen, sodass keine zusätzlichen Tests oder Untersuchungen erforderlich sind“, erklärt Erik Lindgren Bogdanoff, Erstautor der Studie und Forscher an der Abteilung für klinische Neurowissenschaften der Sahlgrenska-Akademie an der Universität Göteborg.

„Für die von einer Sinusthrombose Betroffenen ist es sehr wichtig zu wissen, wie die Folgen aussehen. Bisher konnten wir nicht vorhersagen, welche Patienten das höchste Risiko haben, nach einer Hirnvenenthrombose eine Epilepsie zu entwickeln.“ Bei einem hohen prognostizierten Risiko für künftige Anfälle kann in Absprache zwischen Arzt und Patient eine vorbeugende medikamentöse Behandlung erwogen werden.

Lindgren Bogdanoff betont, dass sich Epilepsie zwar negativ auf die Lebensqualität auswirken kann, die meisten Menschen mit Epilepsie jedoch in der Lage sind, ihr Leben auch mit der Diagnose Epilepsie normal weiterzuführen. Ohne die richtige Behandlung können die Anfälle jedoch so schwerwiegend sein, dass sie einen Krankenhausaufenthalt erfordern. Es ist zu hoffen, dass der Rechner von Ärzten weltweit genutzt werden kann, um Behandlungsentscheidungen zu unterstützen oder Patienten über Risiken zu informieren, und dass er in künftigen Studien zur präventiven Behandlung mit Medikamenten eingesetzt werden kann.

Versorgung junger Patienten verbessern

Die Studie stützt sich auf Registerdaten des International Cerebral Venous Thrombosis Consortium (ICVTC), ihre Ergebnisse wurden inzwischen in zwei weiteren unabhängigen Registern bestätigt: dem US-amerikanischen ACTION-CVT und der israelischen CVT-Studie. Insgesamt wurden die Daten von mehr als 2000 Personen analysiert.

„Die Einbeziehung von Forschungsteilnehmern und eine umfassende internationale Zusammenarbeit waren die Voraussetzung dafür, dass wir trotz der seltenen Krankheit genügend Daten erhalten und Studien durchführen konnten, die Ergebnisse liefern, die in die klinische Praxis umgesetzt werden können. Obwohl die Krankheit selbst relativ selten ist, ist es wichtig, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Die Ergebnisse sind ein Schritt hin zu einer stärker personenzentrierten Versorgung junger Menschen, die von einem Schlaganfall betroffen sind“, ist Lindgren Bogdanoff überzeugt.