Das Wettrennen mit einem „stummen Killer“: WHO veröffentlicht globalen Bericht zu Bluthochdruck4. Oktober 2023 Foto: © Cherdchai/stock.adobe.com Der aktuell von der Weltgesundheitsorganisation WHO publizierte Bericht zu Bluthochdruck zeigt auf erschreckende Weise die globale Krankheitslast der Erkrankung auf. Die Zahl der Patientinnen und Patienten steigt, insbesondere in armen Ländern, große Sorge bereitet darüber hinaus der Anteil der Betroffenen, deren Blutdruckwerte nicht adäquat eingestellt sind. Dieser ist auch in Deutschland mit fast 50 Prozent zu hoch. Die Deutsche Hochdruckliga hofft daher, dass der WHO-Report aufrüttelt und die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik für die Notwendigkeit verstärkter Präventionsbemühen gegen Bluthochdruck sensibilisiert. Am 19. September 2023 hat die WHO den alarmierenden Bericht zu den verheerenden globalen Folgen der arteriellen Hypertonie veröffentlicht. Die erschreckenden Zahlen: Einer von drei Erwachsenen leidet unter Hypertonie und von den Betroffenen sind vier von fünf nicht adäquat behandelt. Damit haben all diese unzureichend behandelten Patientinnen und Patienten ein hohes Risiko, in der Folge schwere Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein Nierenversagen zu erleiden – und letztlich auch daran zu versterben. „Die WHO bezeichnet Bluthochdruck daher als ‚stummen Killer‘. Das Bild mag drastisch erscheinen, hat aber einen wahren Kern. Die Erkrankung ist oft lange symptomlos, schlägt dann aber lebensbedrohlich zu“, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Neben dem individuellen Leid, das durch Bluthochdruck verursacht wird, zeigt der Bericht vor allem auch die gesamtgesellschaftliche Perspektive auf. Die weltweit steigenden Erkrankungsraten und die damit verbundenen Folgekrankheiten – zwischen 1990 und 2019 hat sich die Zahl der Betroffenen verdoppelt – führen zu zahlreichen Todesopfern und belasten die Gesundheitsbudgets massiv. Laut WHO gehe es nun darum, den „stillen Killer“ aufzuhalten. Durch eine bessere Früherkennung und Versorgung der Betroffenen könnten weltweit bis 2050 rund 76 Millionen Todesfälle vermieden werden. Wer glaubt, Bluthochdruck und seine dramatischen Folgen seien nur ein Problem der armen Länder, täuscht sich. Zwar sei die Zahl der Erkrankten gerade in Schwellenländer massiv angestiegen und die Versorgung nicht auf demselben Niveau wie in den Industrienationen, aber auch dort ist die Bilanz erschreckend. „Auch in Deutschland ist fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten nicht ausreichend therapiert und hat zu hohe Blutdruckwerte, obwohl die Betroffenen bei uns Zugang zu Ärztinnen und Ärzten und zu Medikamenten haben“, sagt van der Giet. Die Gründe sieht der Experte in einem ungesunden Lebensstil und infolgedessen der Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit in der Bevölkerung. Hinzu komme, dass gerade in Industrienationen eine wachsende Skepsis gegenüber Medikamenten besteht und eine Dauertherapie schwer vermittelbar ist, wenn die Erkrankten sich auch ohne die Therapie vermeintlich wohlfühlen. „Das ist aber nur eine gefährliche Illusion“, warnt van der Giet. Der Hochdruckspezialist gibt darüber hinaus zu bedenken, dass die Bedeutung von Bluthochdruck in der Bevölkerung massiv unterschätzt würde. „Die Erkrankung wird oft bagatellisiert. Wenn ich mir aber die 10-Jahres-Überlebensrate meiner Patientinnen und Patienten anschaue, die ihre Medikamente weglassen, ist diese erschreckend gering. Ein unbehandelter Bluthochdruck ist letztlich gefährlicher als viele Krebsarten“, so seine Einschätzung. Die Deutsche Hochdruckliga hofft daher, dass der WHO-Report aufrüttelt und die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik für die Notwendigkeit verstärkter Präventionsbemühen gegen Bluthochdruck sensibilisiert. „Wir brauchen großangelegte Informationskampagnen und Präventionsprogramme mit Blutdruckscreenings“, fordert der Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Hochdruckliga. Diese würden sich letztlich auch auszahlen. „Unser Gesundheitssystem steht ohnehin vor großen ökonomischen Herausforderungen, nachhaltig kann es nur durch Prävention entlastet werden.“ Ein großer Schritt in diese Richtung wurde bereits mit der Publikation der Nationalen VersorgungsLeitlinie Hypertonie im Juni getätigt, die die Bedeutung der arteriellen Hypertonie als Gesundheitsrisiko klar herausstellt und in Arztpraxen zu routinemäßigen Blutdruckmessungen rät. „Hausärztinnen und -ärzten kommt hier eine besondere Verantwortung zu, sie wissen, wie wichtig es ist, die Erkrankung früh zu erkennen und zu behandeln“, erläutert Dr. Marcel Schorrlepp, Sprecher der AG Hausärztliche Internisten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). „Ebenso wichtig ist es aber, dass Menschen ihren Blutdruck auch zu Hause messen und bei Bedarf ihren Lebensstil umstellen. Informationen und Unterstützung bietet die Deutsche Hochdruckliga unter www.hochdruckliga.de“, ergänzt Prof. Florian Limbourg, Mitglied im Vorstand der Deutschen Hochdruckliga, abschließend.
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