DDG und DANK fordern politische Weichenstellungen für bessere Diabetes-Prävention22. Juli 2025 Foto: © Minerva-Studio/stock.adobe.com Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) fordern umfassende politische Maßnahmen, um verhaltens- und verhältnispräventive Strategien gegen Diabetes strukturell zu verankern. Hintergrund ist eine neue Langzeitstudie mit über 3000 Erwachsenen mit Prädiabetes [1]. Sie zeigt, dass sowohl eine intensive Lebensstiländerung als auch die Einnahme des Diabetes-Medikaments Metformin das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, deutlich senken können. Die Studienergebnisse unterstreichen, dass Prävention nicht nur wirksam, sondern auch differenziert wirksam ist – je nach Alter, Risikoprofil und Geschlecht. Besonders Frauen mit vorangegangenem Gestationsdiabetes profitieren nachweislich von strukturierten Lebensstilprogrammen, erklären die DDG und DANK. Neben der Verzögerung des Diabetesausbruchs zeigte sich auch eine anhaltend höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität in der Lebensstilgruppe – insbesondere bei Frauen. In der Lebensstilgruppe entwickelten Frauen seltener mikrovaskuläre Komplikationen wie Retinopathie und Nephropathie – möglicherweise, weil sie stärker von der Intervention profitierten oder diese konsequenter umsetzten, heißt es weiter. „Wir brauchen Programme, die individuelle Lebensrealitäten und Belastungen mitdenken – etwa von Frauen in Familienverantwortung. Nur so gelingt Prävention dort, wo sie am meisten bewirken kann. Erste gesundheitsökonomische Analysen deuten zudem auf ein langfristig günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis hin“, bilanziert Prof. Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG. Längeres Leben ohne Diabetes In der Diabetes Prevention Program (DPP) Study [2] konnte bei Probanden innerhalb von drei Jahren durch Lebensstilintervention die Diabetesrate um 58 Prozent und durch Metformin um 31 Prozent im Vergleich zur Placebogruppe reduziert werden. Die kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ erschienene Nachbeobachtungsstudie DPP Outcomes Study (DPPOS) [1] bestätigte jetzt diese positiven Effekte: Nach 21 Jahren war die Lebensstil-Gruppe um 24 Prozent seltener von Diabetes betroffen als die Placebogruppe. Mit der Lebensstilintervention konnte die Hälfte der Gruppe ihren Diabetes um 3,5 Jahre hinauszögern. Die Metformin-Gruppe erkrankte wiederum 17 Prozent weniger an Diabetes als die Placebogruppe und die Hälfte der Betroffenen hatte ein um 2,5 Jahre längeres Diabetes-freies Leben. Die Ergebnisse zeigen aber auch: Nicht jede Maßnahme wirkt bei jedem gleich. Während Lebensstilprogramme in allen Altersgruppen erfolgreich sind, profitiert von Metformin vor allem die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen. „Die Ergebnisse zeigen, dass frühe und risikoadaptierte Präventionsmaßnahmen das Fortschreiten zum Typ-2-Diabetes verzögern können – ein wichtiger Baustein im Umgang mit der zunehmenden Krankheitslast. Metformin ist zurzeit nicht zur Behandlung des Prädiabetes zugelassen – eine Neubewertung erscheint jedoch angesichts der Evidenz sinnvoll“, betont Szendrödi. Multimorbides Zeitalter Der Bedarf an strukturierten Präventionsprogrammen wächst rasant laut DDG und DANK. Denn: Immer mehr Menschen erkranken früher, leben mit mehreren chronischen Krankheiten gleichzeitig, multimorbides Zeitalter genannt. Die Ursachen seien klar: ein steigendes Lebensalter, zunehmende soziale Ungleichheiten und ein immer früherer Krankheitsbeginn, wie eine aktuelle Nature-Analyse zeigt. [3] „Wir müssen diese Entwicklung ernst nehmen und handeln, bevor die Gesellschaft von der steigenden Krankheitslast überwältigt wird“, mahnt Szendrödi. „Steigt die Zahl chronischer Erkrankungen weiter, geraten Gesundheitssysteme zunehmend an ihre Grenzen“, mahnt Szendrödi. „Ohne strukturierte Prävention wird Typ-2-Diabetes voraussichtlich früher auftreten und vermehrt mit weiteren Erkrankungen einhergehen.“ Prävention braucht Struktur und politischen Willen Daraus leitet sich laut DDG und DANK ein klarer Handlungsauftrag für die politischen Entscheider ab: Prävention muss früher ansetzen, es braucht klare politische Rahmenbedingungen, die ein gesundheitsförderndes Umfeld für alle Menschen in Deutschland schaffen. DANK hat einen 6-Punkte-Plan[4] vorgelegt, der Prävention wirksam und für alle zugänglich machen soll. Er umfasst unter anderem eine Abgabe auf stark zuckergesüßte Getränke, steuerliche Entlastung gesunder Lebensmittel, mehr Bewegung im Alltag von Kindern sowie verbindliche Standards für Kita- und Schulessen. Auch ein verpflichtender Nutri-Score und klare Regeln für ungesunde Lebensmittelwerbung, die Kinder adressiert, sind Teil des Konzepts.
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