DDW 2019: Darm-Mobilisierer Kaffee – am Koffein liegt es nicht

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Kaffeetrinker wissen, dass Kaffee hilft, den Darm in Bewegung zu halten. US-amerikanische Forscher haben aber nun versucht, genau herauszufinden, wie dieser Effekt zustande kommt – und Koffein scheint dafür nicht verantwortlich zu sein, wie die Wissenschaftler kürzlich anlässlich der Digestive Disease Week® (DDW) berichteten.

Die Studienautoren ziehen ihre Erkenntnisse aus Versuchen an Ratten. „Wurden die Ratten drei Tage lang mit Kaffee behandelt wurden, schien sich die Kontraktionsfähigkeit der Muskeln im Dünndarm zu erhöhen”, berichtete Dr. Xuan-Zheng Shi, außerordentlicher Professor für Innere Medizin an der University of Texas Medical Branch in Galveston (Texas) und Hauptautor der Studie. „Interessanterweise sind diese Effekte koffeinunabhängig, da koffeinfreier Kaffee ähnliche Auswirkungen hatte wie normaler Kaffee.”

Seit Langem weiß man, dass Kaffee den Stuhlgang fördert, doch der spezifische Grund oder Mechanismus dahinter waren nicht genau geklärt. Die Autoren der aktuell vorgestellten Studie brachten nun Stuhlproben in einer Petrischale mit Kaffee zusammen und untersuchten die Veränderungen an Bakterien. Außerdem analysiert wurde die Zusammensetzung von Rattenkot, nachdem die Tiere drei Tage lang Kaffee in unterschiedlichen Konzentrationen erhalten hatten.

Die Studie dokumentierte auch Veränderungen der glatten Muskulatur im Darm sowie die Reaktion dieser Muskulatur bei direkter Kaffee-Exposition.

Die Studie ergab, dass das Wachstum von Bakterien und anderen Mikroben in Kotproben, die in einer Petrischale einer 1,5-prozentigen Kaffeelösung ausgesetzt waren, unterdrückt wurde. Bei einer dreiprozentigen Kaffeelösung (3%) fiel das Wachstum sogar noch geringer aus. Entkoffeinierter Kaffee hatte einen ähnlichen Effekt auf das Mikrobiom.

Nachdem die Ratten drei Tage lang mit Kaffee erhalten hatten, verringerte sich die Zahl der Bakterien in ihrem Kot insgesamt. Die Forscher sagten jedoch, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um festzustellen, ob diese Veränderungen Firmicutes fördern oder Enterobakterien.

Nach einer Phase des Kaffeekonsums zeigte die Muskulatur im unteren Darm und im Kolon der Ratten eine erhöhte Kontraktionsfähigkeit. Wurde Muskelgewebe im Labor direkt Kaffee ausgesetzt, war zu beobachten, dass Kaffee Kontraktionen im Dünndarm und Kolon stimulierte.

Die Ergebnisse unterstreichen laut den Studienautoren, dass weitere klinische Forschung notwendig ist, um festzustellen, ob der Konsum von Kaffee eine wirksame Behandlung für postoperative Obstipation oder einen Ileus sein könnte

Shi XZ et al. In vivo and in vitro effects of coffee on gut microbiota and smooth muscle contractility in rats. DDW-Abstract Su1625.–––