DDW 2024: Gastrointestinale Eingriffe können gefährliche Mengen von chirurgischem Rauch erzeugen

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Neue Forschungsergebnisse zeigen: An endoskopischen Eingriffen am Gastrointestinaltrakt beteiligte Ärzte und Personal sind pro Eingriff in puncto Toxizität dem Äquivalent des Rauches einer Zigarette ausgesetzt.

Die Autoren der Studie, die demnächst auf der Digestive Disease Week® (DDW) präsentiert werden wird, sprechen von „erheblichen Gesundheitsrisiken“. „Chirurgen im Operationssaal haben Vorschriften und Richtlinien, um die Exposition gegenüber chirurgischem Rauch zu verringern, doch für die gastrointestinale Endoskopie gibt es das nicht“, erläutert Hauptautor Dr. Trent Walradt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Brigham and Women’s Hospital (USA), im Vorfeld der Tagung. „Wenn man Kauter verwendet, entsteht Rauch. Wir wollten wissen, ob der Rauch, der bei einigen unserer endoskopischen Eingriffe entsteht, gefährlich ist.“

Während 27 Eingriffen im Brigham and Women’s Hospital platzierten die Studienautoren Geräte, um die Luftqualität vor und während vier verschiedener Arten gastrointestinaler endoskopischer Eingriffe zu bewerten, bei denen Rauch entsteht. Dazu gehörten die Argon-Plasma-Koagulation, die endoskopische Submukosadissektion des Magens beziehungsweise des Dickdarms und die ampulläre Sphinkterotomie

Die Untersuchung ergab, dass der Spitzenwert für flüchtige organische Verbindungen das Doppelte des von der Environmental Protection Agency festgelegten maximalen sicheren Wertes erreichte. Bei allen Verfahren stellten die Forschenden erhöhte Werte für ultrafeine Partikeln und feinen inhalierbarer Partikel mit einem Durchmesse von weniger als 2,5 Mikrometern fest, wobei die höchsten Durchschnittswerte bei der Argon-Plasma-Koagulation auftraten. Die Intensität und Dauer der Exposition während eines einzelnen Eingriffs ähnelte dem Rauchen einer Zigarette.

„Im Laufe der beruflichen Tätigkeit kann endoskopischer Rauch ein erhebliches Gesundheitsrisiko für das Personal in der Endoskopieabteilung darstellen“, betont Dr. Chris Thompson, Direktor der Endoskopie am Brigham and Women’s Hospital und Hauptverantwortlicher für die Studie. „Wenn man vier oder fünf Eingriffe pro Tag durchführt, kommt das fünf Zigaretten pro Tag gleich. Im Laufe einer Woche ist es also so, als würde man eine Schachtel Zigaretten rauchen. Das ist nicht akzeptabel.“

„Wir befinden uns noch in einem frühen Stadium, aber ich denke, unsere Erkenntnisse sind sehr wichtig und, ehrlich gesagt, ein wenig besorgniserregend und überraschend“, unterstreicht Thompson.

Während weitere Untersuchungen nötig sind, um die Gefahr besser zu verstehen, schlagen die Autoren der Studie mögliche Lösungen vor: den Einsatz von Insufflatoren oder anderen Geräten zur Entfernung von Rauch, der bei Eingriffen ensteht, sowie das Tragen von Masken oder eine Adpation von Verfahren zur Reduktion von chirurgischem Rauch.

„Während wir neue Werkzeuge und Verfahren entwickeln, erzeugen immer von diesen solchen Rauch“, erklärt Walradt. „Wenn wir diese Grenzen überschreiten und mehr tun, um Patienten zu helfen, müssen wir uns aber der Nebenwirkungen bewusst sein und uns auch selbst schützen.“

Vortrag 20.05.2024, 2.30 p.m. EDT: An unrecognized threat: Evaluation of air-pollutant exposure during smoke-generating endoscopy procedures.