Depressionen steigern das Verlangen nach Süßem11. Februar 2025 Oft haben Menschen mit Depressionen wenig Appetit. Wenn doch, bevorzugen sie eher kohlenhydratreiche Lebensmittel. (Foto: © Елена Бабанова – stock.adobe.com) Eine Depressionserkrankung führt erwiesenermaßen zu verändertem Essverhalten. Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn sowie des Universitätsklinikums Tübingen haben herausgefunden, dass Patienten mit Depressionen zwar generell weniger Appetit haben, dafür aber kohlenhydratreiche Nahrung bevorzugen. Depression ist nicht gleich Depression. Einige Betroffene können nicht mehr das Haus verlassen, andere sind zwar eingeschränkt, können aber weitgehend mit ihrem Leben fortfahren. Auch beim Appetit gibt es unterschiedliche Verläufe. Betroffene, gerade mit schweren Depressionen, berichten häufig über Veränderungen im Appetit. „Viele Menschen mit Depressionen leiden unter einem allgemeinen Verlust des Appetits. Andere haben dagegen mehr Appetit und entwickeln sogar Heißhunger – besonders für süße Lebensmittel. Diese Veränderungen können dann eine Gewichtsveränderung nach sich ziehen“, erklärt Korrespondenzautor Prof. Nils Kroemer, der am Universitätsklinikum Tübingen im Bereich Translationale Psychiatrie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und zudem als Professor für Medizinische Psychologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB tätig ist und somit an der Universität Bonn forscht. „Trotz dieser Beobachtungen ist bisher wenig zu den Essenspräferenzen von Patientinnen und Patienten mit Depressionen bekannt, obwohl dies vielleicht neue Therapieansätze befördern könnte.“ Kohlenhydrate auch in Kombination gefragt Die Studie zeigt nun erstmalig, dass Depressionen mit spezifischen Veränderungen in den Essensvorlieben einhergehen, die sich durch die Zusammensetzung der gezeigten Lebensmittel gut erklären lassen. Entscheidend dafür sind die Makronährstoffe: So zeigen Menschen mit Depressionen ein geringeres Verlangen nach fett- und proteinreichen Lebensmitteln als gesunde Kontrollpersonen. Im Gegensatz zu diesen bevorzugen sie eher kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Süßigkeiten. In der Studie führte ein höherer Anteil von Kohlenhydraten auch zu einer Aufwertung von fett- und proteinreicher Nahrung bei Menschen mit Depressionen. Sie hatten also auch ein erhöhtes Verlangen nach Lebensmitteln, in denen zum Beispiel Fett und Kohlenhydrate kombiniert werden. Besonders fetthaltiges Essen begünstigt dabei eine eher ungesunde Ernährung. Bislang wurde vermutet, dass das Verlangen nach kohlenhydratreichen Lebensmitteln mit mehr Appetit zusammenhängt. „Wir konnten jetzt zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Tatsächlich hängt der Hunger nach Kohlenhydraten eher mit der allgemeinen Schwere der Depression, besonders der Angstsymptomatik zusammen“, erläutert Erstautorin Lilly Thurn, zum Zeitpunkt der Studie Mitglied in Kroemers Team an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB und derzeit Masterandin an der Universität Maastricht. In Zukunft die Ernährung mehr im Blick haben Die Ergebnisse der Studie werfen nun weitere Fragen für die zukünftige Forschung und Behandlung auf. „Da kohlenhydrathaltige Lebensmittel die Belohnungsantwort im Gehirn über andere Signalwege steuern als fett- und proteinreiche Lebensmittel, könnte man daraus möglicherweise bessere Behandlungsansätze ableiten“, erklärt Kroemer. In Zukunft könnte man daher eine begleitende Therapie über die Ernährung testen, wenn bei einer Depression eine veränderte Vorliebe für bestimmte Lebensmittel auftritt. Es könnte zudem untersucht werden, ob durch die Optimierung der Ernährung eine dauerhafte Verbesserung der Depression möglich ist. „Besonders vielversprechend erscheinen in Zukunft Therapien, die auf die Verbindung von Darm und Gehirn abzielen. Erste Studie zeigen bereits, dass Fasten oder auch probiotische Lebensmittel antidepressiv wirken können“, erklärt Thurn. „Auch konnte untersucht werden, dass Menschen mit Depressionen Veränderungen in ihrem Mikrobiom aufweisen, die diverse Symptome verstärken könnten.“
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