Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert Bedarfsplanung für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten23. Januar 2020 Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) fordert die Bedarfsplanung für eine bessere Versorgung von Schmerzpatienten, im Bild Dr. Johannes Horlemann (links), Präsident der DGS und Dr. Michael A. Überall (rechts), Vizepräsident der DGS. Foto: Frank Nürnberger. © obs/Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V./franknuernberger.de Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (DGS), hat ihre politischen Forderungen zu einer Verbesserung der Versorgung von Schmerzpatienten erneuert. Ihre zentrale Forderung: Eine rechtssichere Bedarfsplanung in der Schmerzmedizin. Diese sei die Voraussetzung für eine flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland, so die Vertreter der Fachgesellschaft bei ihrer Jahresauftakt-Pressekonferenz in Berlin. Verlässliche Daten als Basis für die Bedarfsplanung liefert die Fachgesellschaft mit dem DGS PraxisRegister Schmerz. In Deutschland leiden aktuell rund 23 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen, und die Anzahl der Betroffenen steigt. Rund 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner versorgen diese Patienten. Allein für eine flächendeckende Versorgung der schwerstgradig Schmerzkranken (3,4 Mio. – Stand: 2019) wären aber mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, sieht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin als eine ihrer Hauptaufgaben an. Auf ihrer Jahresauftakt-Pressekonferenz forderten die Vertreter der Gesellschaft daher die Gesundheitspolitik in Deutschland dazu auf, gemeinsam ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen in der Schmerzmedizin zu schaffen. Dazu gehöre insbesondere eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung. “Eine rechtssichere Bedarfsplanung ist die Voraussetzung für eine flächendeckende schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland”, sagte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS, in Berlin. Kontinuität in der Versorgung Da es aktuell weder eine geregelte Ausbildung noch eine Facharzt-Qualifikation für Schmerzmediziner gibt, wird das Fachgebiet auch in der Bedarfsplanung nicht berücksichtigt. So kann es passieren, dass bei einer Praxisübergabe z. B. eines Neurologen mit schmerzmedizinischer Spezialisierung eine weitere Anlaufstelle für Schmerzpatienten verloren geht, da bei der Auswahl des Nachfolgers ausschließlich das Fachgebiet, in diesem Fall die Neurologie, relevant ist. Damit ist auch die Kontinuität in der schmerzmedizinischen Behandlung der dort betreuten Patienten nicht gewährleistet. PraxisRegister Schmerz sammelt Daten des Versorgungsalltags Um u. a. auch bessere Voraussetzungen für die Bedarfsplanung zu schaffen, unterstützt die DGS seit 2014 das Versorgungsforschungsprojekt des PraxisRegisters Schmerz. Inzwischen wurden dort 260.013 Behandlungsfälle dokumentiert (Stand 31.12.2019). Allein im vergangenen Jahr sind 50.975 neue Behandlungsfälle hinzugekommen. Insgesamt umfasst das Register mittlerweile mehr als 1 Million Dokumentationen und wächst stetig weiter. Jeden Arbeitstag werden 160 bis 250 Fälle neu dokumentiert und evaluiert. Damit ermöglicht das PraxisRegister Schmerz – als weltweit größtes industrieunabhängig realisiertes Schmerzregister – neue Einblicke in die Regelversorgung von Schmerzpatienten in Deutschland. “Wir können nun endlich nicht nur versorgungsrelevante epidemiologische Fragestellungen beantworten und Schlussfolgerungen zu notwendigen Veränderungen in den Versorgungsstrukturen ziehen, sondern mit diesen Registerdaten auch dabei helfen, die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der nicht selten alltagsfernen wissenschaftlichen Forschung und dem Versorgungsalltag zu schließen”, sagte PD Dr. med. Michael A. Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Von den im PraxisRegister Schmerz erfassten Behandlungsfällen leiden mehr als die Hälfte der Patienten (50,9%) unter Rückenschmerzen, 16,8% unter Gelenkschmerzen und 9,3% unter Kopfschmerzen. Dabei gibt der Großteil der Patienten (57,8%) an, unter starken schmerzbedingten Funktionseinschränkungen (Grad IV nach von Korff) zu leiden. Bei den Pharmakotherapien stehen mit mehr als 300.000 Nennungen Nicht-Opioidanalgetika der WHO-Stufe 1 an erster Stelle. Dazu gehören vorwiegend nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Die Verordnung von Opioiden der WHO- Stufe 3 wurde rund 94.000-mal dokumentiert. Chronifizierung verhindern Insgesamt strebt die DGS zwar besonders eine bessere Versorgung schmerzkranker Menschen in Deutschland an, gleichzeitig möchte die Fachgesellschaft durch die Förderung intersektoraler, interdisziplinärer und multimodaler Therapieangebote sowie die Ausbildung des schmerzmedizinischen Nachwuchses aber auch dazu beitragen, die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern.
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