Deutsche Krebshilfe fördert Studie zur schonenderen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Leukämie

Um die Nebenwirkungen und Spätfolgen der Chemotherapie für Kinder mit ALL zu reduzieren, suchen Forschende nach neuen Behandlungsstrategien. (Foto: © Photographee.eu – stock.adobe.com)

Die Klinik für Kinderonkologie und -rheumatologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, erhält von der Deutschen Krebshilfe drei Millionen Euro, um Strategien zu entwickeln, bei Kindern mit Leukämie und guter Prognose die Chemotherapie zu reduzieren, ohne die Heilungschancen zu beeinträchtigen.

Die akute lymphoblastische Leukämie (ALL)  ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung im Kindesalter. In Deutschland erkranken pro Jahr circa 550 bis 600 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren neu daran. Durch monatelange intensive Chemotherapie können inzwischen rund 90 Prozent der Betroffenen von der Leukämie geheilt werden. Diese Behandlung ist jedoch mit schweren, teils lebensbedrohlichen Nebenwirkungen und Spätfolgen verbunden.

Das von Kiel aus geleitete internationale ALL-BFM-Studienkonsortium (Acute Lymphoblastic Leukemia Berlin-Frankfurt-Münster), das aus mehr als 130 Studienzentren in zehn Ländern besteht, ist eigenen Angaben zufolge seit vielen Jahren weltweit führend bei der Durchführung von klinischen Studien zur Therapieverbesserung für Kinder mit ALL. Im Vordergrund stand bisher vor allem die weitere Reduktion von Rückfällen der Erkrankung. Mit der neuen Studie soll nun der Schwerpunkt auf die Verringerung von Nebenwirkungen und Spätfolgen gelegt werden.

„Wir sind der festen Überzeugung, dass es möglich sein wird, für jedes fünfte Kind die Chemotherapie um 50 Prozent zu reduzieren. Das wird möglich, indem statt der eingesparten Chemo-Medikamente Immuntherapie verabreicht wird, die es den Betroffenen ermöglicht, Leukämiezellen mithilfe des eigenen Immunsystems zu vernichten“, erklärt Klinikdirektor Prof. Gunnar Cario. „Außerdem können wir über neue molekulare Marker die Gruppe der Patientinnen und Patienten, die exzellente Heilungschancen haben, noch präziser identifizieren, um sie dann mit wenig Chemotherapie in Kombination mit Immuntherapie zu behandeln.“

Das Projekt ist eingebettet in Forschungs- und Studienaktivitäten des Kiel Oncology Network (KON) der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH), dem Zusammenschluss aller onkologischen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck. Das Projekt ist zudem mit der Klinischen Forschungsgruppe „CATCH ALL – towards a cure for all adults and children with Acute Lymphoblastic Leukemia (ALL)“ verbunden, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Darin entwickelt ein interdisziplinäres Team aus Klinikern sowie Forschenden neue Ansätze für verbesserte Präzisionstherapien für Patienten mit akuter Leukämie vom Neugeborenen bis zum älteren Menschen.