DGVS: Darmkrebs-Vorsorge bei familiärer Vorbelastung muss früher ansetzen13. März 2023 Foto: © Andrii Yalanskyi/stock.adobe.com Gesetzlich Versicherte ab dem 50. Lebensjahr erhalten regelmäßig Einladungen zur Darmkrebsvorsorge. Für familiär Vorbelastete wären aber regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bereits ab dem 30. Lebensjahr sinnvoll und kosteneffektiv, wie Ergebnisse der im vergangenen Jahr veröffentlichten FARKOR-Studie zeigen. Im Rahmen dieser Studie wurden Menschen mit familiärer Darmkrebs-Vorbelastung zu einem Darmkrebs-Screening eingeladen. Das Ergebnis: Jede achte Untersuchung brachte Darmkrebs-Vorstufen zutage. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) begrüßt daher die Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das familiäre Darmkrebsscreening in die Krebsfrüherkennungsrichtlinie aufzunehmen und fordert eine Umsetzung noch in diesem Jahr. Das Kürzel FARKOR steht für das Projekt „Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom“ – eine Studie, die auf Initiative der Felix Burda Stiftung als bayrisches Modellprojekt durch den Innovationsausschuss des G-BA seit 2017 gefördert wurde und deren Auswertung nun vorliegt. „Die Studie belegt klar den Nutzen einer früheren Darmkrebsvorsorge bei Menschen mit familiärer Vorbelastung“, sagt Prof. Frank Kolligs, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Helios Klinikum Berlin-Buch, der die Task Force Darmkrebs der DGVS leitet. Als familiär vorbelastet gelten Personen, bei denen mindestens ein Familienmitglied ersten Grades – also Eltern, Geschwister oder Kinder – bereits vor dem 60. Lebensjahr an Darmkrebs erkrankt ist oder es unabhängig vom Erkrankungsalter bereits zwei betroffene Verwandte ersten Grades gibt. Im Rahmen der FARKOR-Studie wurden Patienten zwischen 25 und 49 Jahren, die aus anderen Gründen einen Arztkontakt hatten, gezielt auf mögliche Darmkrebsfälle in ihrer Verwandtschaft angesprochen. Bejahten sie diese Frage, wurde ihnen eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung angeboten. Das war bei etwas mehr als 22 Prozent der Angesprochenen der Fall, von denen wiederum knapp die Hälfte das Vorsorgeangebot, bestehend aus einem immunologischen Test auf verstecktes Blut im Stuhl (iFOBT) oder einer Darmspiegelung (Koloskopie), annahm. „Bei 363 Personen – rund jedem achten Untersuchten – wurden dabei Krebsvorstufen gefunden, in vier Fällen sogar manifeste Karzinome“, fasst Kolligs die Ergebnisse der Studie zusammen. Damit seien die Veränderungen der Darmschleimhaut bei den Probanden, die durchschnittlich 41,2 Jahre alt waren, ähnlich häufig gewesen wie in der Normalbevölkerung ab 50 Jahren. Während die Zahl der Darmkrebs-Neuerkrankungen bei Über-50-Jährigen seit Einführung der gesetzlichen Vorsorgekoloskopie deutlich zurückgegangen ist, sind Darmkrebsfälle bei Unter-50-Jährigen in den letzten Jahren sogar häufiger geworden. „Mit dem Vorgehen, das in der FARKOR-Studie erprobt wurde, ließe sich die Erfolgsgeschichte der Darmkrebsvorsorge auch auf die jüngeren Altersgruppen übertragen“, unterstreicht Prof. Matthias Ebert, Vorstandsmitglied der DGVS und Direktor der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Mitentscheidend für den Erfolg der Studie sei sicherlich die gezielte Ansprache durch Primärärzte wie beispielsweise Hausärzte und Gynäkologen gewesen, die bereits in regelmäßigem Kontakt zu den Patienten stehen. Diese müssten allerdings auch umfassend informiert sein, wie ein Risikopatient zu identifizieren ist. Der Innovationsfondausschuss hat nun eine Transferempfehlung ausgesprochen. Das FARKOR-Projekt liegt derzeit dem G-BA zur Begutachtung vor. „Die DGVS spricht sich eindeutig für ein früheres Ansetzen der Darmkrebsfrüherkennung bei familiärer Vorbelastung aus “, betont PD Dr. Birgit Terjung, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin/Gastroenterologie, GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS. Ein Vorziehen des Screenings sei nicht nur aus medizinischer Sicht, sondern auch aus Perspektive der Gesundheitsökonomie dringend geboten. „Das Darmkrebs-Screening ab 30 kann dazu beitragen, hohe Folgekosten für eine Krebstherapie zu vermeiden und ließe sich leicht in die Vorsorgeroutine einbinden. Wir plädieren angesichts der eindeutigen Studienlage dafür, das Programm noch in diesem Jahr umzusetzen“, so Terjung.
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