DGVS mahnt wegen Spenderorgan-Mangel: Menschen mit Lebererkrankungen besonders betroffen28. Mai 2024 Abbildung: © Irin/stock.adobe.com Laut der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) ist unter deutschen Patienten mit Lebererkrankungen die Sterberate teils doppelt so hoch wie in anderen Euro-Ländern. Die DGVS betont im Vorfeld des Tages der Organspende am 1. Juni, dass Betroffene hierzulande zu lange auf ein lebensrettendes Organ warten müssen. Abhilfe schaffen soll unter anderem das neu etablierte Organspende-Register. Weitere Chancen, die Zahl der Organspenden – insgesamt und bei der Leber – zu erhöhen, blieben hingegen bislang in Deutschland ungenutzt, erklärt die DGVS – so etwa die Widerspruchslösung und die anonyme Cross-over-Lebendleberspende. Täglich sterben laut der DGVS hierzulande durchschnittlich 2,5 Menschen, die auf einer der Wartelisten für ein lebensrettendes Organ stehen. „Als Fachgesellschaft begrüßen wir daher die Bemühungen in den vergangenen Jahren, mehr Menschen für eine postmortale Organspende zu gewinnen“, erklärt Dr. Birgit Terjung, Ärztliche Direktorin der GFO Kliniken Bonn und Mediensprecherin der DGVS. „Das neu geschaffene Organspende-Register etwa ermöglicht es Bürgerinnen und Bürgern, die individuelle Entscheidung über eine Organspende niederschwellig selbst zu hinterlegen und sie perspektivisch Kliniken deutschlandweit zugängig zu machen“, ergänzt Prof. Thomas Berg, Leiter der Hepatologie am Universitätsklinikum Leipzig und Erstautor der aktuellen S2k-Leitlinie zur Lebertransplantation. „Wir möchten jede und jeden dazu auffordern, die persönliche Entscheidung über eine Organspende im Todesfall festzuhalten – idealerweise im Register“, so Berg. Keine anonyme Cross-over-Lebendspende für Leberpatienten geplant Dennoch seien in Deutschland nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Zahl der verfügbaren Spenderorgane zu erhöhen. Lebendorganspenden sind nur zwischen sich nahestehenden Personen erlaubt. Daran soll die derzeit geplante Überarbeitung des Transplantationsgesetzes nur im Hinblick auf die Niere etwas ändern. Für sie wird voraussichtlich die anonyme Cross-over-Lebendspende zugelassen, die Spender- und Empfänger-Paare miteinander vermittelt und damit die Chancen für ein passendes Organ steigert. Für die Leber ist trotz der medizinischen Möglichkeit eine entsprechende Gesetzesänderung nach dem Vorbild anderer europäischer Länder nicht geplant. „Nur mit mehr Spenderorganen kann der Kreislauf aus langen Wartelistenzeiten und den damit verbundenen vergleichsweise späten Transplantationen durchbrochen werden“, betont Berg. Der Mangel führe zudem dazu, dass trotz schlechterer Prognosen auch Organe dann transplantiert werden, wenn sie in keinem optimalen Zustand sind und Blutgruppe und Gewebe der Organe nicht bestmöglich zum Empfänger passen. „Im europäischen Vergleich liegen wir mit gut zehn Organspenden je einer Million Einwohnern gegenüber dem mit 46 Transplantationen die Liste anführenden Spanien weit zurück“, mahnt Berg. Grund für vermehrte Organspenden in Spanien, aber auch anderen europäischen Ländern, sei jedoch neben der Widerspruchslösung, dass dort die Organentnahme auch bei Spendern mit einem Herztod, und nicht wie in Deutschland ausschließlich beim Hirntod, durchgeführt wird. „Uns ist bewusst, dass eine Organtransplantation für Verstorbene und deren Angehörige, ebenso wie für die Empfänger, existenzielle Themen betreffen. Keine politische oder medizinische Entscheidung sollte hier leichtfertig getroffen werden“, erklärt DGVS-Mediensprecherin Terjung. Entscheidend sei, die Bemühungen und politischen Entwicklungen der letzten Jahre fortzuführen und kontinuierlich medizinische und politische Möglichkeiten zu prüfen, um die Zahl der Spenderorgane zu erhöhen. Leicht gestiegene Spenderzahlen, aber bei Weitem noch nicht genug Auch die Deutsche Leberstiftung nimmt den Aktionstag zum Anlass, auf die entscheidende Rolle von Lebertransplantationen bei der Rettung von Menschenleben und der Wiederherstellung der Gesundheit bei schweren Lebererkrankungen hinzuweisen. Sie führt Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) an, laut der die Anzahl der Anmeldungen für eine Lebertransplantation von 1296 im Jahr 2022 auf 1395 im Jahr 2023 gestiegen ist. Auch wenn bei den durchgeführten Lebertransplantationen im Jahr 2023 ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen sei – 868 Transplantationen im Jahr 2023 gegenüber 748 im Jahr 2022, in dem es pandemiebedingt einen starken Rückgang gab – gebe es noch immer viele Menschen, für die keine dringend benötigte Spenderleber zur Verfügung steht. Hinter diesen Zahlen stünden menschliche Schicksale, Betroffene, deren Lebererkrankung zum relevanten Überlebensthema wird. Diese Relevanz des Themas Organspende kennt auch der Apotheker Gerd Böckmann. Er ist unter anderem Vorsitzender von Lebertransplantierte Deutschland e. V., stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung und als Patientenvertreter Mitglied in der Ständigen Kommission Organtransplantation (STÄKO) der Bundesärztekammer. Böckmann wurde 2015 im Alter von 55 Jahren eine Spenderleber transplantiert, nachdem zwei seltene Autoimmunerkrankungen seine Leber so stark unumkehrbar geschädigt hatten, dass sie ihre lebenswichtigen Funktionen nicht mehr erfüllen konnte. Seitdem setzt er sich ehrenamtlich gemeinsam mit fast einhundert weiteren Betroffenen, der mit 1.400 Mitgliedern bundesweit größten Patientenselbsthilfeorganisation von Transplantierten, für die wichtigen Themen Lebertransplantation und Organspende ein. „Es ist gut, dass der jährliche Aktionstag dazu beiträgt, die Organspende und besonders die Details zum Organspendeausweis in die Öffentlichkeit zu bringen, um sie gesellschaftlich zu diskutieren und die Akzeptanz für die Organspende zu erhöhen. Als Mitveranstalter sind wir mit einem Stand vertreten und auch ich persönlich beteilige mich wieder an der Aktion ‚Geschenkte Lebensjahre‘, die beim Tag der Organspende zum festen Programm zählt und mit der Betroffene ihr ganz persönliches Zeichen setzen“, erklärt Böckmann und gibt zu bedenken: „Jeder kann in die Situation geraten, ein gespendetes Organ zu benötigen. Jeder sollte seine individuelle Entscheidung zur Organspende treffen. Wenn keine Entscheidung getroffen wurde, werden die Angehörigen im schlimmsten Moment, direkt nach Bekanntgabe des Todes, damit konfrontiert.“ Umfragen kommen zu dem Ergebnis, dass die Deutschen mit immerhin 84 Prozent eine hohe Bereitschaft zur Organspende haben. Die Realität sehe jedoch anders aus, schreibt die Deutsche Leberstiftung in einer aktuellen Mitteilung: Nur 44 Prozent haben ihre Entscheidung schriftlich auf einem Organspendeausweis, in einer Patientenverfügung oder beidem dokumentiert.
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