DGVS sieht im Screening auf Hepatitis B und C ein „Erfolgsmodell“28. Juli 2025 Foto: © suriyani/stock.adobe.com Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) bewertet das einmalige Screening im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung („Check-up 35“), eingeführt im Oktober 2021, als großen Erfolg und gesundheitspolitischen Durchbruch. In Deutschland leben laut Schätzungen bis zu 500.000 Menschen mit einer chronischen Hepatitis-B- oder -C-Infektion – viele, ohne es zu wissen. „Das Screening auf Hepatitis B und C ist ein Beispiel dafür, wie gesundheitspolitische Weichenstellungen konkret viele Leben retten können“, sagt DGVS-Präsident Prof. Heiner Wedemeyer, Mitautor einer Evaluationsstudie zu dem Thema und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Durch die Testung konnten viele Tausende unerkannt Infizierte identifiziert und rechtzeitig behandelt werden – ein entscheidender Schritt zur Erreichung der WHO-Ziele zur Eliminierung der Virushepatitiden.“ Warum ist das Screening so wichtig? Die Hepatitis C kann laut der DGVS mit „praktisch nebenwirkungsfreien Tabletten“ innerhalb von zwei bis drei Monaten bei fast allen Patienten geheilt werden. Für die Hepatitis B stehen hocheffektive generische Medikamente zur Verfügung, die die Infektion kontrollieren. Damit werden Komplikationen der virusbedingten Lebererkrankung wie Leberzellkrebs oder Leberzirrhosen verhindert. Studie zeigt deutlichen Anstieg neu erkannter Fälle Laut der in der „Zeitschrift für Gastroenterologie“ veröffentlichten Studie wurden allein im Zeitraum vom vierten Quartal 2021 bis zum dritten Quartal 2023 insgesamt rund 5,6 Millionen Versicherte im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung auf das Vorkommen einer Hepatitis B oder C gescreent. Auf Basis der KBV-Abrechnungsdaten und Vergleichsdaten zur Positivität für Hepatitis B oder C beim Polymerase-Kettenreaktions-Test in einer Vergleichsgruppe kommt die Studie zu dem Schluss, dass in diesem Zeitraum mindestens 17.800 neue Hepatitis-B-Fälle und mehr als 6500 neue Hepatitis-C-Fälle mit aktiver Infektion entdeckt wurden. Dazu kommen laut den Autoren noch Personen, die außerhalb der Gesundheitsuntersuchung positiv getestet wurden. Entsprechend stieg die Zahl der durch das Robert Koch-Institut erfassten Neudiagnosen signifikant an: Für Hepatitis B betrug der Anstieg 160 Prozent (von 8757 auf 22.795 Fälle) zwischen den Jahren 2023 und 2021. Die Zahl der gemeldeten Hepatitis-C-Fälle nahmen von 2021 bis 2023 um 121 Prozent zu (von 4762 auf 10.508). „Diese Zahlen zeigen: Das Screening wirkt – und es wirkt dort, wo es ansetzen soll – bei Menschen ab 35 Jahren, die sonst lange unerkannt geblieben wären“, fasst Wedemeyer zusammen. Hepatitis A im Aufwind – DGVS warnt vor Sommerwelle Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli weist die DGVS zudem auf eine aktuelle Entwicklung bei Hepatitis A hin, die – anders als Hepatitis B und C – nicht Bestandteil des Screenings ist, jedoch gerade im Sommer Aufmerksamkeit verdient: Die Zahl der Hepatitis-A-Fälle ist im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 15 Prozent gestiegen (laut dem Robert-Koch-Institut von 347 auf 397 gemeldete Fälle). Auch andere europäische Länder wie Österreich und Ungarn verzeichnen derzeit Ausbrüche – meist in vulnerablen Gruppen wie wohnungslosen Menschen, Menschen mit Drogengebrauch oder in Gemeinschaftsunterkünften. „Die natürliche Immunität gegen Hepatitis A ist in Deutschland niedrig. Das Virus verbreitet sich besonders in hygienisch schwierigen Situationen und über kontaminierte Lebensmittel“, erklärt Prof. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS. „Wir raten, besonders im Sommer und bei Auslandsreisen auf Impfschutz und Lebensmittelhygiene zu achten.“ Früherkennung und Prävention: Zwei Seiten derselben Medaille Die DGVS sieht daher Deutschland mit dem Hepatitis-Screening auf dem richtigen Weg, hat aber auch weitere Forderungen: Neben dem Ausbau der Teilnahmequoten bedürfe es auch gezielter Präventionsmaßnahmen – insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen, die seltener an der Gesundheitsuntersuchung teilnehmen. „Die Zahlen belegen: Das Screening wirkt – aber sein Erfolg hängt maßgeblich vom Engagement der Hausärztinnen und Hausärzte ab“, betont Wedemeyer. „Nur wenn alle Anspruchsberechtigten getestet werden, lässt sich die WHO-Vision einer Welt ohne Hepatitis Realität werden.“
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