Diagnose von Leberzirrhosen: Nicht nur auf Laborwerte für Aminotransferasen verlassen

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Eine aktuelle Studie des Digestive Disease Research Core Center (DDRCC) der Medical University of South Carolina (MUSC) gibt Aufschluss darüber, warum Ärztinnen und Ärzte bei der Verwendung eines bestimmten Leberfunktionstests zur Diagnose einer alkoholischen Zirrhose vorsichtig sein sollten.

Ein gängiges Verfahren zur Diagnose einer alkoholbedingten Zirrhose besteht darin, die Leber auf erhöhte Konzentrationen von Aminotransferasen hin zu untersuchen. Die nun im „American Journal of Medical Sciences“ veröffentlichte MUSC-Studie hat jedoch ergeben, dass Personen mit alkoholischer Zirrhose fast normale Aminotransferasenspiegel aufweisen können. In der aktuellen Untersuchung zeigten die Ergebnisse dieser Leberfunktionstests bei 78 Patientinnen und Patienten mit alkoholischer Zirrhose, dass 90 Prozent normale Werte für Alanin-Aminotransferase hatten und 15 Prozent Normwerte für Aspartat-Aminotransferase.

Die Ergebnisse der Studie sind wichtig, weil Ärztinnen und Ärzte, die sich nur auf diese Tests verlassen, eine alkoholbedingte Zirrhose möglicherweise nicht diagnostizieren können, wie der Gastroenterologe Dr. Don Rockey, Leiter der Studie und DDRCC-Direktor, betont.

Don Rockey, Leiter des Digestive Disease Research Core Center an der Medical University of South Carolina. (Foto: © Sarah Pack, Medical University of South Carolina)

In seiner eigenen Praxis hat Rockey nach eigener Aussage oft feststellen können, dass seine Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung bei diesem Test normale Ergebnisse haben. „Wir beobachteten bei diesen Patientinnen und Patienten eine fortgeschrittene Erkrankung und Komplikationen, aber ihre Leberwerte schienen normal zu sein. Wenn man sich also nur ihre Lebertests ansieht, würden man sagen: ‚Oh, kein Problem‘, aber das war tatsächlich nicht der Fall“, berichtet Rockey.

Oft können Patienten in den frühen Stadien der alkoholischen Zirrhose subtile Symptome zeigen. Wenn man aber nur die Laborergebnisse und nicht die Betroffenen selbst betrachte, werde bei ihnen fälschlicherweise die Erkrankung ausgeschlossen, sagt der Gastroenterologe. „Ärztinnen und Ärzte müssen die Anamnese, die körperliche Untersuchung und das gesamte Krankheitsbild beachten“, ergänzt er.

Deshalb sollten sich Ärztinnen und Ärzte laut Rockey aller verfügbaren Instrumente zur Diagnose einer Zirrhose bewusst sein. Zu den nichtinvasiven Diagnosewerkzeugen gehören Querschnittsbilder, CT-Scans, MRT-Scans und insbesondere die Elastographie. Dies sei zwar den Gastroenterologinnen und Gastroenterologen bewusst, es sei aber wichtig, noch einmal alle Medizinerinnen und Mediziner, die potenziell von der Erkrankung betroffene Personen behandeln, darauf hinzuweisen.