Dialog Gesundheitswirtschaft NRW zur Digitalisierung: Experten diskutieren über Chancen und Risiken10. Oktober 2017 Mehr als 60 Teilnehmer fanden sich am 22. September zum Gesundheitswirtschaftsdialog in Düsseldorf ein, der von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG gemeinsam mit der Hochschule Fresenius und der Stiftung Münch angeboten wurde. Unter dem Titel „Die Selbstoptimierung und ihre Folgen“ stellten Dorothee Schumacher (Mitglied der Unternehmensleitung, pronova bkk), Dr. Daisy Hünefeld (Vorstand St. Franziskus Stiftung) und Prof. Jochen A. Werner (Vorstandsvorsitzender, Universitätsklinikum Essen) dar, wie sich aus ihrer Sicht Selbstoptimierung und Digitalisierung auf die ärztliche Versorgung in der Klinik, die Rolle der Patienten und die Angebote der Krankenkassen auswirken werden. In einer abschließenden Diskussionsrunde, an der auch Prof. Wolfgang Goetzke (Geschäftsführer, gewi-Institut für Gesundheitswirtschaft e.V.) teilnahm, wurden die Meinungen zusammengetragen. In der Gesundheitsbranche zeigt die Digitalisierung vielfältige Auswirkungen: So gibt es etliche Gesundheits-Apps wie Schrittzähler, zur Kontrolle des Schlafes oder der Ernährung. Dabei steht bisher eher das „Nudging“ im Vordergrund, also die Erhöhung der Motivation etwa zu regelmäßigem Sport oder gesunder Ernährung. Meist nimmt die Begeisterung jedoch schnell ab. Studien zeigen, dass die längsten Nutzungen bei 1,8 Jahren liegen – in der Regel deutlich darunter. Die Apps können für Gesundheitsbewusste hilfreich sein, sammeln aber auch jede Menge Daten. Diese liefern einerseits aufschlussreiche Informationen über Patienten, andererseits handelt es sich dabei aber auch um sensible Daten, die dem Datenschutzgesetz unterliegen. Was geschieht mit diesen Daten? Wird es eines Tages soweit kommen, dass Menschen, die laut App gesundheitsbewusst leben, auch weniger Beiträge für die Krankenkasse zahlen müssen? Die Experten waren sich einig, dass die Apps keinesfalls das Solidarprinzip bedrohen dürften. Schumacher gab zudem zu bedenken, dass Apps auf keinen Fall zu einer Risikoselektion führen dürften. Auch die Berufsbilder in der Gesundheitsbranche würden sich im Zuge der Digitalisierung zunehmend wandeln. „Radiologen zum Beispiel arbeiten mittelfristig ganz anders: Sie müssen nicht mehr immer alles selbst anschauen, sondern werden für schwierige Fälle hinzugezogen“, erklärte Werner. Die Zukunft liege in der intelligenten Interaktion von Maschine und Mensch. „Wenn wir Menschen entlasten und Maschinen einsetzen, wo es möglich ist, haben die Ärzte und Pfleger auch mehr qualitative Zeit für die Patienten“, so Werner. Digitalisierung bietet viele Vorteile Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Digitalisierung viele Vorteile bietet. Im Krankenhausumfeld können sowohl Abläufe erleichtert und das Personal entlastet als auch die Patientenversorgung optimiert werden. Krankenkassen können ihre Patienten besser mit wichtigen Informationen versorgen und so dazu beitragen, Gesundheitsvorsorge und Prävention in den Vordergrund zu rücken. Dabei sei es ein entscheidender Vorteil, dass die Informationen nicht mehr nur schlicht „ausgesendet“, sondern durch die Vernetzung auch Rückmeldungen generiert und der Austausch gefördert werde. In der ärztlichen Versorgung mache sich zunehmend bemerkbar, dass die Patienten sich im Vorfeld informierten und teilweise auch Daten über sich gesammelt hätten. Damit steige sowohl ihr Informationsbedarf als auch ihre Anspruchshaltung – eine Veränderung, auf die sich die Leistungserbringer einstellen müssten. Das Gesundheitswesen zu digitalisieren, sei eine Chance, die einen „Change“ erfordere, fasste Hünefeld die Herausforderungen zusammen. In der Podiumsdiskussion betonten die Teilnehmer, dass dieser Change nur gelingen könne, wenn man die Menschen mitnehme – gerade auch diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiteten
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