Die DGHO auf den Spuren des jüdischen Arztes Dr. Josef Löbel4. Oktober 2018 Foto: © DGHO Er war nicht nur ein bekannter Frauenarzt und Künstlerfreund, sondern auch Erst-Autor des „Knaurs Gesundheitslexikons“ (1930) und Verfasser zahlreicher populärmedizinischer Bücher, die in 16 Sprachen übersetzt wurden. Doch so bekannt Dr. Josef Löbel (1882-1942) zu Lebzeiten auch war, nach dem Krieg fiel der „heitere Menschenfreund“, wie ihn Thomas Mann bezeichnete, in ein schwarzes Loch der Erinnerung: Niemand fühlte sich mehr zuständig für den österreichisch-deutsch-böhmisch-tschechischen Schriftstellerarzt. Und das, obwohl er von seinem Freund, dem Schriftsteller Joseph Roth, im Radetzkymarsch und weiteren Erzählungen in der Figur des weisen Dr. Skowronnek verewigt wurde. Mit der Biographie würdigt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO) als Herausgeber nun den einstigen jüdischen Erfolgsautor. „Ausgerechnet sein Markenzeichen, der Namenszusatz ‚Löbel-Franzensbad‘, ist ihm zum Verhängnis geworden“, erläutert Prof. Peter Voswinckel, Leiter der Historischen Forschungsstelle der DGHO und Autor des Buches anlässlich der Buchpräsentation am 28. September im Café Museum Wien. „Was seine Freunde in Berlin und Wien so attraktiv fanden, im Sommer Kurarzt in Franzensbad zu sein und im Winter Schriftsteller in Berlin, versperrte nach dem Krieg die Erinnerung an ihn: Franzensbad war zum Ausland „hinter der Grenze“ geworden, Dr. Löbel zum Ausländer.“ Die DGHO würdigt mit dem vorliegenden Buch einen Populärmediziner, der in seinem Werk u.a. auch die Krebskrankheit thematisierte und so die Außenwahrnehmung der jungen Disziplin „Onkologie“ mitgestaltete. Das Buch von Voswinckel zeichnet in Text und Bild die Lebensgeschichte von Löbel zwischen Berlin, Wien und Franzensbad nach, beschreibt seine Vertreibung bis hin zu seinem Selbstmord 1942 in Prag und wie sein Bestseller „Knaurs Gesundheitslexikon“ in Nazi-Deutschland „arisiert“ und der jüdische Autor eliminiert wurde (1940). „Erst das jüngste Forschungsprojekt förderte Überraschendes zutage über Dr. Löbel und seine Familie“, betont Prof. Michael Hallek, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO. Bedeutend sei auch die erstmalige Bereitstellung eines Fotos von Löbel und seiner Frau, die in Auschwitz umkam. „Damit gibt Voswinckel im wahrsten Sinne des Wortes den Opfern ein ‚Gesicht‘ zurück“, so Hallek. Die akribisch recherchierte Publikation ist mit 230 Fotos, Dokumenten und Faksimiles liebevoll gestaltet und vermittelt eine durchaus neuartige Präsentation von Geschichte. Beigefügt ist auch das Grußwort eines 92-jährigen Löbel-Neffen aus New York, der 1938 als Zwölfjähriger mit einem „Kindertransport“ von Wien nach England entkam. Das Buch ist kostenfrei über die Website der Fachgesellschaft zu beziehen unter: https://www.dgho.de/publikationen/buecher-zur-dgho-geschichte/dr-josef-loebel Prof. Dr. med. Peter Voswinckel: Dr. med. Josef Löbel (1882-1942), Franzensbad/Berlin. Botschafter eines heiteren deutschen Medizin-Feuilletons in Wien-Berlin-Prag Herausgegeben vom Vorstand der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. Berlin 2018, XXII, 178 Seiten Gebundenes Buch mit vielen Illustrationen ISBN 978-3-9818079-4-3
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