Divertikulitis: Gesunde Lebensgewohnheiten sind unabhängig von der genetischen Disposition mit geringerem Risiko assoziiert8. Juli 2025 Darstellung von Divertikeln im Kolon. (Abbildung: © Juan Gärtner/stock.adobe.com) Ein gesunder Lebensstil – insbesondere eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen, aber arm an rotem und verarbeitetem Fleisch ist, sowie regelmäßige Bewegung, Tabakabstinenz und der Erhalt eines gesunden Körpergewichts – ist mit einem signifikant geringeren Risiko für eine Divertikulitis assoziiert. So lautet das Ergebnis einer großen Langzeitstudie, deren Resultate gerade in der Zeitschrift „Gut“ veröffentlicht wurden. Zudem, so fanden die Autoren heraus, scheinen die genannten fünf Komponenten einer gesunden Lebensweise die Auswirkungen einer entsprechenden Gendisposition auszugleichen. Es sei zwar bekannt, dass genetische und Umweltfaktoren zur Entwicklung einer Divertikulitis beitragen, erklären die Forschenden, doch bislang wisse man noch wenig darüber, wie diese Faktoren miteinander interagieren oder in welchem Ausmaß sich mit Lebensgewohnheiten dem genetischen Risiko entgegensteuern lässt. Analyse von Daten zu fast 180.000 Personen aus großen Langzeitstudien Um mehr darüber herauszufinden, ermittelten die Wissenschaftler aus entsprechenden Angaben von 179.564 Personen, die an verschiedenen Langzeitstudien teilgenommen hatten, einen Score (0–5) für einen insgesamt gesunden Lebensstil. Bei den Langzeitstudien handelte es sich um die Nurses’ Health Study (NHS), die NHS II und die Health Professionals Follow-up Study. Der genannte Score basiert auf fünf Parametern, die in unabhängiger Art und Weise mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Divertikulitis assoziiert sind: Rauchen, Körpergewicht (Body-Mass-Index [BMI]), körperliche Aktivität sowie die Aufnahme von Ballaststoffen und rotem/verarbeitetem Fleisch. Der Zusammenhang zwischen diesem Score und einer neu auftretenden Divertikulitis wurde in einer Untersuchung von 30.750 Teilnehmern der Southern Community Cohort Study (SCCS) bestätigt. Das genetische Risiko wurde unter 36.077 Personen, für die Informationen zum Genotyp verfügbar waren, mithilfe eines polygenen Risikoscores (PRS) bestätigt. Assoziation zwischen Divertikulitisrisiko und allen fünf Komponenten einer gesunden Lebensweise In einer sich über 20 Jahre erstreckenden Nachbeobachtung wurden 10.299 neue Fälle einer Divertikulitis dokumentiert. Es stellte sich heraus, dass jeder der genannten fünf Lebensstilfaktoren signifikant mit der Entwicklung der Erkrankung assoziiert war. So war die Divertikulitis-Wahrscheinlichkeit bei Übergewichtigen im Vergleich zu Personen mit einem BMI unter 25 um 32 Prozent erhöht. Bei Adipositas stieg das Risiko sogar um 44 Prozent. Raucher und Exraucher besaßen eine um 13 beziehungsweise 17 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Divertikulitisdiagnose als Niemalsraucher, während regelmäßige sportliche Aktivität das Risiko um 16 Prozent senkte. Ein höherer Konsum von Ballaststoffen ging mit einem um 14 Prozent gesenkten Risiko einher. Wer mehr rotes Fleisch aß, besaß in der Analyse ein um neun Prozent erhöhtes Divertikulitisrisiko. Jeder Anstieg des Scores für einen gesunden Lebensstil um einen Punkt konnte mit einem um zwölf Prozent geringeren Risiko für eine Divertikulitis in Zusammenhang gebracht werden. Personen mit einem Score von 5 erhielten mit einer um 50 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit eine Divertikulitisdiagnose als solche, die nur einen Score von 0 erreichten. Die Studienautoren betonen, dass diese Beobachtung in allen drei ausgewerteten Studien sowie in unterschiedlichen ethnischen Gruppen gemacht werden konnte. Zudem ließ sich der Zusammenhang zwischen dem Score für einen gesunden Lebensstil bei 30.750 Teilnehmern der SCCS bestätigen. In dieser Kohorte kam es in einem durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von fast zwölf Jahren zu 2.183 neuen Fällen einer Divertikulitis. Personen, bei denen der Score für einen gesunden Lebensstil zwischen 3 und 5 lag, besaßen ein erheblich geringeres Divertikulitisrisiko (31%) als diejenigen mit einem Score von 0. Polygener Risikoscore: Signifikant mit neu auftretender Divertikulitis verbunden Die Wissenschaftler beobachteten keine auffälligen Unterschiede bezüglich der Lebensstilfaktoren in den verschiedenen PRS-Kategorien, stellten aber fest, dass der PRS in einem signifikanten Zusammenhang mit einer neu auftretenden Divertikulitis stand. Für jeden Anstieg um eine PRS-Einheit nahm das Risiko um 58 Prozent zu. Besonders auffällig sei die Assoziation bei Personen im Alter von unter 60 Jahren gewesen, berichten die Forschenden. Ein gesunder Lebensstil schien die genetisch bedingte Anfälligkeit für die Erkrankung auszugleichen. So hatten beispielsweise Personen in der niedrigsten PRS-Kategorie und mit einem Score von 4 bis 5 für eine gesunde Lebensweise ein um 37 Prozent geringeres Risiko für eine Divertikulitis als Menschen mit einem Score von 0. Ebenso war die Wahrscheinlichkeit für eine Divertikulitis bei Personen mit einem PRS im mittleren Bereich um 48 Prozent geringer, während sie bei Personen in der höchsten PRS-Kategorie um 50 Prozent niedriger war. Weitere Analysen zeigten, dass die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil 23 bis 42 Prozent der Divertikulitisfälle in allen PRS-Kategorien verhindern kann. Wurden die Effekte der beiden Scores kombiniert, war die Wahrscheinlichkeit für eine Divertikulitis bei Personen in der höchsten PRS-Kategorie mit einem Score von 0 oder 1 für eine gesunde Lebensweise fünfmal höher als bei Probanden in der niedrigsten PRS-Kategorie mit einem Gesundheits-Score von 4 oder 5. Die Ergebnisse wurden anhand von Daten aus der Mass General Brigham Biobank (MGBB) weiter validiert. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann kein ursächlicher Zusammenhang festgestellt werden. Die Forschenden räumen zudem ein, dass die Divertikulitisdiagnose in den verschiedenen Studien auf unterschiedlichen Ansätzen beruhte. Dennoch kommen sie zu dem Fazit: „Unsere Daten liefern übereinstimmende Belege aus mehreren Datensätzen, die darauf hindeuten, dass ein gesunder Lebensstil unabhängig von der genetischen Veranlagung mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung einer Divertikulitis verbunden ist.“
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