DOG 2023: Theodor-Axenfeld-Preis – Veränderungen an der Netzhaut schonender und sicher diagnostizieren10. Oktober 2023 Untersuchung der Netzhaut mittels Fluoreszenzangiographie. Foto.© Prof. Krzizok/Augenpraxisklinik Esslingen Prof. Sandrine Zweifel erhält gemeinsam mit ihren Ko-Autoren den diesjährigen Theodor-Axenfeld-Preis. In einer klinischen Studie haben sie zwei Bildgebungstechniken miteinander verglichen. Diese werden zur Diagnose und Verlaufskontrolle der Diabetischen Retinopathie eingesetzt. Das Team kommt zu dem Schluss, dass die optische Weitwinkel-Kohärenztomographie-Angiografie (WF-OCTA) in den meisten Fällen ebenso zuverlässige Ergebnisse liefert wie die etablierte Ultra-Weitwinkel-Fluoreszenzangiographie (UWFFA). Diagnose- und Kontrolluntersuchungen könnten so für viele Betroffene angenehmer und schneller verlaufen. Denn das Verfahren kommt ohne die Gabe eines Kontrastmittels aus. Die Auszeichnung wurde am 30. September im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin verliehen. Erstautorin Dr. Anahita Bajka nahm den Preis stellvertretend entgegen. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können die feinen Blutgefäße der Netzhaut irreparabel schädigen – ohne dass Betroffene dies anfangs bemerken. Treten Sehstörungen auf, werden bereits Teile der Netzhaut nicht mehr ausreichend durchblutet. Es können sich aber auch krankhafte instabile Gefäße neu bilden, die Flüssigkeit ins umliegende Gewebe abgeben oder zu Blutungen führen. Für Menschen mit Diabetes sind deshalb regelmäßige Untersuchungen der Netzhaut wichtig. So können mögliche Veränderungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Sowohl die optische WF-OCTA als auch die UWFFA liefern detaillierte Aufnahmen von den Blutgefäßen in der Netzhaut. Sie unterscheiden sich jedoch in der Art der Durchführung sowie im Darstellungswinkel. Bei der UWFFA muss, anders als bei der WF-OCTA, den Betroffenen vor der Untersuchung ein Kontrastmittel injiziert werden. Sie ist damit zeitaufwendig und unangenehmer. Jedoch liefert die UWFFA mit bis zu 220° – gegenüber 100° der WF-OCTA – einen mehr als doppelt so großen Ausschnitt des Augenhintergrundes. Die WF-OCTA liefert dafür eine detaillierte Aufnahme der kleinen Blutgefäße im Bereich der tieferen zentralen Netzhautschichten. In ihrer jetzt ausgezeichneten prospektiven Studie haben Zweifel und ihre Kollegen beide Verfahren bei zehn Patienten mit einer Diabetischen Retinopathie angewendet. Danach verglichen sie die jeweiligen Aufnahmen der Netzhaut miteinander. Dabei lieferte die WF-OCTA zuverlässige Bilder, die zu 88 Prozent mit den Ergebnissen der UWFFA übereinstimmten. „Beide Methoden können Netzhautveränderungen, wie nicht ausreichend durchblutete Bereiche, gut darstellen“, so Zweifel. Bessere Aufnahmen liefere die UWFFA lediglich in der äußeren Peripherie des Auges. „Neovaskularisationen, also Gefäßneubildungen, waren in der WF-OCTA bei 20 Prozent der Augen, in der UWFFA jedoch bei 27 Prozent zu erkennen“, fasst die stellvertretende Klinikdirektorin der Augenklinik am Universitätsspital Zürich zusammen. Sie und ihre Ko-Autoren bewerten die nicht-invasive WF-OCTA insgesamt als vielversprechende und weniger belastende Untersuchungsmethode zur Diagnose und Kontrolle einer Diabetischen Retinopathie. „Die Preisträgerer zeigen in ihrer Studie, dass sich die ophthalmologische Diagnostik, immer weiter von invasiven zu nicht-invasiven Methoden entwickelt, zum Vorteil der Patienten. Es ist zu erwarten, dass die WF-OCTA mehr und mehr Einzug in unseren klinischen Alltag halten wird“, heißt es in der Laudatio. Die Jury Neben dem Schriftleiter der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ Prof. Siegfried Priglinger gehörte der Präsident der DOG 2023 Prof. Nikolaos Bechrakis der diesjährigen Jury an. Gemeinsam mit Dr. Katharina Krepler, Präsidentin der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft und Dr. Pascal Hasler von der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft begutachteten sie 62 Originalarbeiten, die im vergangenen Jahr in der Thieme Fachzeitschrift erschienen sind. Über den Preis Im Gedenken an den Augenarzt Theodor Axenfeld (1867–1930) würdigt die Thieme Gruppe zukunftsweisende wissenschaftliche Arbeiten, die wesentliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Augenheilkunde für die in Klinik und Praxis tätigen Augenärzte und Augenärztinnen erbringen. Erstmals 1938 verliehen, wird die Auszeichnung seit 1964 regelmäßig für eine herausragende Veröffentlichung in den „Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“ vergeben. Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert.
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