Dokumentation von Arzt-Patient-Gesprächen mittels Künstlicher Intelligenz: Hilfreich, aber es gibt auch Bedenken

Studienautor Gary Leiserowitz im Gespräch mit einer Patientin. Künstliche Intelligenz kommt dabei zum Einsatz, um das aufgenommene Gespräch zu transkribieren. (Foto: © UC Regents)

Was halten Patienten davon, dass Künstliche Intelligenz Gespräche mit ihrem Behandler transkribiert und entsprechende Informationen dann in der elektronischen Patientenakte landen? Manche machen sich wegen der Sicherheit der Daten Sorgen.

Während die elektronische Patientenakte eine gute Datengrundlage für die Krankengeschichte von Patienten darstellen kann, hat sie den Nachteil, dass man sie mit Informationen füttern muss – was den Arzt im Gespräch mit dem Patienten vom Gespräch mit diesem ablenkt. Schließlich muss er das Gesagte schriftlich festhalten. Die Transkription mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) kann dazu beitragen, dass sich Mediziner wieder vollständig auf die Arzt-Patient-Kommunikationen konzentrieren können – doch was halten Patienten von diesem Hilfsmittel?

Mediziner an der University of California Davis Health (USA) haben ein solches System ausprobiert und Patienten nach ihrer Haltung dazu befragt. Die Ergebnisse der Befragung, die Einfluss auf die tatsächliche Implementierung des Systems hatte, haben die Forschenden kürzlich im „Journal of Medical Internet Research (JMIR) Medical Informatics“ veröffentlicht.

„Wir waren nicht sicher, wie Patienten auf diese KI-Transkriptionen reagieren würden“, erklärt Gary Leiserowitz, Hauptautor der Studie. „Es gab nur wenige Informationen aus anderen Institutionen.“

Viele Patienten empfinden Dokumentation während des Arzttermins als von ihnen ablenkend

Mehr als 9000 Patienten erhielten einen Fragebogen per E-Mail, und 1900 schickten ihn ausgefüllt zurück. Das Ergebnis kurzgefasst: 73 Prozent der Befragten fühlten sich während des Gespräches mit ihrem Arzt gehört, während 23 Prozent angaben, dass sich ihr Behandler mehr darauf konzentrierte Notizen zu machen als auf sie.

„Viele Menschen sind der Ansicht, dass medizinische Dokumentation ein notwendiges Übel ist“, sagt Leiserowitz. „Aber sie mögen es nicht, wenn ihre Ärzte vor dem Computer sitzen und versuchen, alles festzuhalten, was sie sagen. Sie haben dann den Eindruck, dass die Verbindung verlorengeht.“

Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der von KI erfassten Daten

In der Befragung erklärten 48 Prozent, dass sie die KI-Transkription von Arzt-Patient-Gesprächen für eine gute Lösung halten. Neutral betrachteten 33 Prozent ein solches Vorgehen, und 19 Prozent hatten diesbezüglich Bedenken. Jüngere Patienten – im Alter zwischen 18 und 30 Jahren – waren interessanterweise skeptischer gegenüber der Technologie als ältere.

Am meisten Bedenken hatten die skeptischen Umfrageteilnehmer in puncto Genauigkeit der Notizen (39%), Vertraulichkeit und Sicherheit der Aufzeichnungen (13%) und im Hinblick auf die Aussicht, dass ihr Gespräch aufgenommen wird (ebenfalls 13%). Viele der Umfrageteilnehmer hatten Sorge, dass die mittels Künstlicher Intelligenz dokumentierten Informationen einem Hacker-Angriff zum Opfer fallen könnten. Etwa zehn Prozent befürchteten negative Auswirkungen auf Ärzte und klinische Mitarbeiter.

Frühzeitig über digitale Dokumentation mit KI informieren

Auf die Frage, wann der beste Zeitpunkt während der Behandlung sei, um über die digitale Dokumentation informiert zu werden, sprachen sich Patienten deutlich für ein frühzeitiges Inkenntnissetzen aus: Sie wollten bei der Terminvereinbarung, beim Betreten der Arztpraxis oder beim Einchecken in die Klinik informiert werden. Die meisten (57%) bevorzugten ein persönliches Gespräch, während viele (45%) auch mit einer E-Mail einverstanden waren.

„Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage war, dass wir die Patienten darüber aufklären mussten, was das KI-gestützte Dokumentationssystem leisten kann und was nicht“, sagt Leiserowitz. „Sicherheit war uns sehr wichtig. Deshalb haben wir bei der Auswahl unserer Anbieter darauf geachtet, dass diese ausschließlich Server im Inland nutzen. Die KI-generierten Notizen werden zwar in die elektronische Patientenakte (ePA) eingetragen, die Aufzeichnung selbst wird jedoch nach zehn Tagen gelöscht.“

Ärztliche Prüfung der KI-Angaben vor Eingang in die ePA

Um absolute Genauigkeit zu gewährleisten, prüft und bearbeitet der behandelnde Arzt die Notizen, bevor sie in die ePA übernommen werden. Patienten können die Notizen ebenfalls einsehen und ihren Ärzten Korrekturvorschläge unterbreiten. Sollte ein Patient mit dem System nicht zufrieden sein, kann er es jederzeit deaktivieren.

An der UC Davis Health prüft ein eigens dafür eingerichteter Ausschuss alle fortschrittlichen Analysemodelle, einschließlich der KI-gestützten, die in der klinischen Entscheidungsfindung eingesetzt werden. Ziel der Arbeit des Ausschusses ist die Entwicklung eines effizienten und innovativen Ansatzes, der den verantwortungsvollen, ethischen und effektiven Einsatz von KI im Gesundheitswesen sicherstellt.

„Letztendlich hängt dies oft von der Qualität der Arzt-Patienten-Beziehung ab“, unterstreicht Leiserowitz. „Wenn der Patient uns vertraut und versteht, warum wir die Technologie einsetzen, akzeptiert er sie in der Regel auch. Deshalb ist Aufklärung ein so entscheidender Faktor. Sie hilft den Patienten, sich mit der Technologie vertraut zu machen.“