Dresdner Strahlenforscher koordinieren EU-Forschungsprojekt zur Verbesserung der Krebstherapie junger Menschen

Das internationale KAYAC+-Team beim KickOff-Meeting am 3. Mai 2025 (Quelle: © OncoRay)

Ein interdisziplinäres Forschungsteam widmet sich der Frage, welche Ansätze in der Strahlentherapie die Behandlungsergebnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Krebs verbessern sowie das Auftreten von Sekundärtumoren verhindern können. Für das Forschungsprojekt KAYAC+ erhält das Konsortium eine Million Euro von der Europäischen Partnerschaft für Strahlenschutzforschung (PIANOFORTE).

Pro Jahr erkranken in Europa etwa 150.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 39 Jahren an Krebs. Alarmierend ist, dass die Zahl der Neuerkrankten in westeuropäischen Ländern im Vergleich zur übrigen Welt besonders hoch ist. Darüber hinaus haben sich die Heilungschancen in dieser Altersgruppe nicht so verbessert, wie bei Kindern oder Erwachsenen ab 40 Jahren. Zwischen zehn und 25 Prozent der behandelten Jugendlichen und jungen Erwachsenen erleiden einen Rückfall oder entwickeln im weiteren Leben durch die Therapie bedingte, jedoch unerwünschte weitere Tumore.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus den führenden Strahlentherapiezentren Europas will sich daher unter Leitung von Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Dresden (UKD) sowie Leiterin der Abteilung für Bildgeführte Radioonkologie am Institut für Radioonkologie – OncoRay, der Frage widmen, welche Ansätze in der Strahlentherapie die Behandlungsergebnisse verbessern und das Auftreten von Sekundärtumoren verhindern können. Für das Forschungsprojekt „KAYAC+ – Knowledge on Adolescents and Young Adults with Cancer“ erhält das Konsortium in den kommenden vier Jahren eine Million Euro von der Europäischen Partnerschaft für Strahlenschutzforschung (PIANOFORTE) und der Dresdner Standort durch das Sächsische Wissenschaftsministerium (SMWK) weitere 100.000 Euro.

Die häufigsten bösartigen Krebserkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen betreffen die weibliche Brust, die Schilddrüse, Hoden, das Gehirn bzw. Rückenmark, Knochen oder Weichgewebe und Lymphdrüsen. Diese Krebserkrankungen werden mit einer Kombination aus Operation, Chemotherapie und/oder Immuntherapie sowie Bestrahlung behandelt.

Trotz der intensiven multimodalen Therapie ist das onkologische Behandlungsergebnis bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen schlechter als bei Kindern oder Erwachsenen über 40 Jahren. Die zugrundeliegenden Ursachen sind bislang unbekannt – Therapietreue, genetische Tumoreigenschaften, hormonelle Faktoren, aber auch durch die Behandlung entstehende sekundäre Tumorerkrankungen werden als Faktoren genannt.

In den vergangenen zehn bis 15 Jahren wurde an zahlreichen europäischen Strahlentherapiezentren die Partikeltherapie als Alternative zur photonen-basierten herkömmlichen Bestrahlung eingeführt. Die physikalischen Eigenschaften der Partikeltherapie ermöglichen es, das Tumorgewebe hochdosiert zu bestrahlen und dabei die Strahlendosis in den umliegenden Geweben zu reduzieren. Diese innovative Bestrahlungstechnik wird bislang weltweit an gut 140 Zentren – vier davon in Deutschland – angeboten. Seit 2014 können auch Patientinnen und Patienten der UniversitätsProtonenTherapie Dresden des UKD von der Protonentherapie, einer Form der Partikeltherapie, profitieren.

„Nahezu alle mit Protonen behandelten Patientinnen und Patienten nehmen wir gleichzeitig in klinische Studien auf, um Einsatz und Wirksamkeit der Therapie zu belegen und zu verbessern“, erklärt  Troost. „Im Rahmen des über Pianoforte geförderten paneuropäischen KAYAC+- Projekts wollen wir uns nun gezielt mit verschiedenen wissenschaftlichen Fragen der Photonen- und Partikeltherapie bei Krebserkrankungen im Jugendalter befassen. Zwei junge Wissenschaftler sollen sich im Rahmen von Promotionsarbeiten mit den klinischen Ergebnissen der Partikeltherapie und Faktoren für ein gegebenenfalls schlechteres Behandlungsergebnis sowie mit dem Einfluss der Bestrahlungstechnik und der zur Therapie notwendigen Bildgebung auf das Entstehen weiterer Krebserkrankungen beschäftigen“, führt die Wissenschaftlerin aus. 

Die Europäische Partnerschaft für Strahlenschutzforschung (PIANOFORTE):

Die Europäische Partnerschaft für Strahlenschutzforschung hat es sich zum Ziel gesetzt, Innovationen im Bereich des Strahlenschutzes zu fördern, um einen besseren Schutz gegenüber ionisierender Strahlung zu erreichen. Sie bringt 58 Partner aus 22 Ländern der Europäischen Union sowie Großbritannien und Norwegen zusammen und wird von der französischen Autorité de Sûreté Nucléaire et de Radioprotection (ASNR) koordiniert. Es wird vom EURATOM-Programm der Europäischen Union und den Regierungen der beteiligten Länder kofinanziert. Durch die Forschungstätigkeiten, die in seinem Rahmen durchgeführt werden, soll PIANOFORTE zur Umsetzung der europäischen Politik beitragen, z. B. des europäischen Plans zur Krebsbekämpfung, des grünen Pakts für Wachstum und der Umsetzung des Fahrplans zur Verringerung der industriellen und natürlichen Risiken.

KAYAC+-Studie (Knowledge on outcome of Adolescent and Young Adults with Cancer)

Das Projekt KAYAC+ erhält von der Europäischen Partnerschaft für Strahlenschutzforschung (Pianoforte) über die Laufzeit von 48 Monaten eine Förderung in Höhe von knapp einer Million Euro. Die Projektkoordination liegt bei Prof. Esther Troost, Professorin für Bildgestützte Hochpräzisionsstrahlentherapie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Dresden (UKD). Neben dem OncoRay-Zentrum nehmen folgende führende europäische Zentren für Strahlentherapie am Projekt teil: Academisch Ziekenhuis Groningen (UMCG), Kommunalförbundet Skandionskliniken Uppsala, Centro Nazionale di Adroterapia Oncologica Pavia (CNAO), Instytut Fizyki Jądrowej (IFJ PAN) Kraków, Centre de lutte contre le cancer Léon Bérard Lyon, Katholieke Universiteit Leuven und Danish Center for Particle Therapy / Aarhus Universitetshospital.