Durchfallerkrankungen im Säuglingsalter: Neue verantwortliche Genmutationen gefunden

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Eine neue multizentrische Studie liefert wichtige Einblicke in die Genetik im Zusammenhang mit einer Gruppe seltener Störungen, die die Funktion von Zellen des Darmepithels betreffen. Die Autoren erhoffen sich von ihren Erkenntnissen neue gezielte Therapien.

Kongenitale Diarrhoe und Enteropathien (CODE) sind seltene Störungen, die vor allem die Funktion von Zellen des Darmepithels betreffen und dazu führen, dass bei Säuglingen Durchfälle und Wachstumsstörungen auftreten. Diese wiederum gehen mit erheblicher Morbidität und Mortalität einher und erfordern häufig ein lebenslanges Flüssigkeits- und Ernährungsmanagement.

Bereits in der Vergangenheit identifizierte genetische Ursachen für CODE umfassen Mutationen in verschiedenen spezifischen Genen, wie MYO5B, EPCAM, NEUROG3, DGAT1 und SLC9A3. Die Erkenntnis, dass Veränderungen dieser Gene an der Entstehung von CODE beteiligt sind, hat bereits zu einigen zielgerichteten Behandlungsoptionen geführt, wie spezielle Diäten und experimentelle Medikationen. Für die aktuelle Arbeit analysierte in internationales Forscherteam genetisches Material von 129 Säuglingen, bei denen Verdacht auf eine genetisch bedingte Durchfallerkrankung bestand. Die Wissenschaftler fanden tatsächlich bei fast der Hälfte der Kinder (48%) Hinweise auf eine solche genetische Ursache. Dies, so heben die Forschenden hervor, stelle eine bemerkenswerte Verbesserung in der Detektion solcher Erkrankungen, verglichen mit nur vier Prozent in ähnlichen Untersuchungen zu anderen genetischen Störungen.

Hoffnung auf mehr zielgerichtete Therapien

„Dies Studie unterstreicht das transformative Potenzial des Next Generation Sequencing in der Diagnose sowohl bekannter als auch bisher unbekannter genetischer Ursachen von CODE“, erklärt Dr. Martín G. Martín. Der Co-Seniorautor der neuen Studie ist Kindergastroenterologe an der University of California Los Angeles (UCLA) Health und Mitarbeiter am Eli and Edythe Broad Center of Regenerative Medicine. „Dank der Identifizierung dieser genetischen Grundlagen können wir mehr zielgerichtete und wirksame Behandlungen entwickeln und so letzten Endes die Patienten-Outcomes verbessern.“

Eine der entdeckten Mutationen – ein im Gen NEUROG3 – ist eine bisher unbekannte Veränderung, die wahrscheinlich auf eine Beduinen-Population in Israel zurückgeht, wie die Wissenschaftler berichten. Die Genvariante ist signifikant, weil sie den Forschenden hilft, die genetische Grundlage von CODE-Störungen in dieser spezifischen Personengruppe zu verstehen. Die Arbeitsgruppe identifizierte außerdem drei neue Gene, die mit CODE in Zusammenhang stehen: GRWD1, MYO1A und MON1A. Für ihre Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler ein Zebrafisch-Modell.