Durchfallerkrankungen: Weltweit noch immer eine der häufigsten Todesursachen bei kleinen Kindern und Senioren19. Dezember 2024 Foto: © Coloures-Pic/stock.adobe.com Eine neue Auswertung globaler Daten zeigt zwar, dass die weltweite Sterblichkeit im Zusammenhang mit Durchfallerkrankungen um 60 Prozent zurückgegangen ist. Immer noch aber sind die Mortalitätsraten in diesem Kontext bei Kindern unter fünf Jahren sowie bei Erwachsenen über 70 am höchsten – vor allem in Subsahara-Afrika und Südasien. Das geht aus der neuesten GBD-Studie (Global Burden of Disease) hervor, die vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der Universität Washington (USA) durchgeführt und gerade in „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde. Demnach verursachten Durchfallerkrankungen Im Jahr 2021 weltweit 1,2 Millionen Todesfälle, was einen erheblichen Rückgang gegenüber den 2,9 Millionen Todesfällen im Jahr 1990 darstellt. Der größte Rückgang war bei Kindern im Alter unter fünf Jahren zu beobachten (-79%), wobei aber diese Altersgruppe immer noch die höchste Sterblichkeitsrate aller Altersgruppen aufweist. Es folgt die Altersgruppe der Menschen jenseits des 70. Lebensjahres. Somit stellen Durchfallerkrankungen immer noch eine der häufigsten Todesursachen in allen Altersgruppen dar. Große regionale Unterschiede Die regionalen Unterschiede bei den Todesfällen durch Durchfallerkrankungen sind den Studienautoren zufolge nach wie vor groß. In Regionen mit Ländern, in denen das Pro-Kopf-Einkommen hoch ist, errechneten die Forschenden weniger als einen Todesfall pro 100.000 Einwohner bei Kindern im Alter unter fünf Jahren. In Subsahara-Afrika hingegen gab es in dieser Altersgruppe mehr als 150 Todesfälle pro 100.000 Einwohner, was im Vergleich zu allen anderen globalen Regionen die höchste Sterblichkeitsrate für Kinder in diesem Alter darstellt. Südasien hatte in der Auswertung mit 476 Todesfällen pro 100.000 die höchste Sterblichkeitsrate bei Personen im Alter von über 70 Jahren. Die Sterberaten bei Durchfallerkrankungen gingen in den meisten Superregionen über alle Altersgruppen hinweg deutlich zurück. Die Studienautoren analysierten die Gesamtbelastung durch Durchfallerkrankungen anhand der behinderungsbereinigten Lebensjahre (DALYs). Die DALYs gingen von 186 Millionen im Jahr 1990 auf 59 Millionen im Jahr 2021 zurück, wobei aber 31 Millionen dieser DALYs im Jahr 2021 Kinder unter fünf Jahren betrafen. Zu den Hauptrisikofaktoren für Durchfall-DALYs zählen laut den Wissenschaftlern schlechte Voraussetzungen für Neugeborene – wie ein geringes Geburtsgewicht und Frühgeburten – sowie Wachstumsstörungen bei Kindern, eine schlechte Versorgung mit sauberem Wasser und suboptimale sanitäre Einrichtungen. Der Rückgang der Mortalität und Morbidität bei Durchfallerkrankungen deutet nach Angaben der Forschenden darauf hin, dass entsprechende Maßnahmen – orale Rehydratationstherapie, Verbesserung hinsichtlich Wasser-, Sanitär- und Hygieneinfrastruktur sowie globale Anstrengungen in puncto Immunisierungsbemühungen gegen Rotaviren – greifen. Präventivmaßnahmen gegen wichtige Risikofaktoren und Krankheitserreger könnten die globale Belastung weiter verringern, so die Wissenschaftler: Sie schätzen, dass die DALYs bis 2021 auf weniger als fünf Millionen gesenkt werden könnten, wenn die führenden Risikofaktoren weltweit eliminiert würden. „Die neue, detaillierte Analyse unserer Studie kann Entscheidungsträgern dabei helfen, die evidenzbasierten Strategien zur Bekämpfung von Durchfallerkrankungen gezielter einzusetzen und zu priorisieren“, unterstreicht Dr. Hmwe Hmwe Kyu, Studienautor und Professor am IHME. „Trotz der ermutigenden Fortschritte bei der Bekämpfung der durch Durchfall verursachten Sterblichkeit ist ein mehrgleisiger Ansatz erforderlich, um gleichzeitig lebensrettende Lösungen in Angriff zu nehmen und präventive Maßnahmen zur Entlastung der Gesundheitssysteme zu priorisieren.“ Impfungen gegen das Rotavirus verbessern Situation Die von der WHO empfohlenen Rotavirus-Impfstoffe, die mittlerweile in über 100 Ländern verabreicht werden, haben zu einer erheblichen Verringerung der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle durch Durchfall geführt. Da dem erweiterten Impfprogramm der WHO weitere Impfstoffe hinzugefügt werden, könnte deren Kombination die Herstellungskosten senken und die Planung erleichtern. „Neben der weltweiten Erhöhung der Impfzahlen müssen wir die Entwicklung von Vakzinen ausweiten, um spezifische Erreger von Durchfallerkrankungen zu bekämpfen“, erklärt Dr. Heidi Soeters, Epidemiologin in der Abteilung für Immunisierung, Impfstoffe und Biologika der WHO. „Auch müssen wir eine Kombination von Impfstoffen in Betracht ziehen, um einen breiteren Schutz zu schaffen. Dieser Ansatz wäre effizient und kostengünstig für die Regionen, die von dieser globalen Gesundheitskrise am stärksten betroffen sind.“ Die Studie enthält erstmals erregerspezifische Daten des Global Pediatric Diarrhea Surveillance Network der WHO aus vielen Ländern mit hoher Infektionslast. Die GBD enthält Daten aus 204 Ländern und dem Zeitraum 1990 bis 2021.
Mehr erfahren zu: "Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt" Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt Zum Welttag der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung (20.10.) hat Cochrane Deutschland für das Land noch Nachholbedarf bei diesem Thema ausgemacht.
Mehr erfahren zu: "Klinikfinanzierung: Höhere Ausgaben auch mit Entlastungspaket" Klinikfinanzierung: Höhere Ausgaben auch mit Entlastungspaket Um Beitragserhöhungen zu vermeiden, soll eine Kostenbremse für die Zahlungen an die Krankenhäuser kommen. Die Kliniken können laut Bundesgesundheitsministerium aber trotz des Entlastungspakets für die Krankenkassen mit Mehreinnahmen in 2026 […]
Mehr erfahren zu: "Praxisbarometer Digitalisierung 2025: „Niedergelassene bleiben Vorreiter“" Praxisbarometer Digitalisierung 2025: „Niedergelassene bleiben Vorreiter“ Die Zufriedenheit mit den im Praxisalltag bereits etablierten digitalen Anwendungen ‒ elektronisches Rezept (eRezept) und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ‒ ist zuletzt deutlich gestiegen, wie das Praxisbarometer Digitalisierung 2025 zeigt.