Echtzeit-MRT enthüllt die Bewegungsdynamik des Stotterns9. Mai 2024 Symbolfoto: lassedesignen/stock.adobe.com Forschende konnten die Bewegungsmuster der inneren Sprechmuskeln eines stotternden Patienten mittels Echtzeit-Magnetresonanztomographie (MRT) darstellen. Die Methode trägt dazu bei, das Verständnis der mechanischen Entstehung des Stotterns zu verbessern, Fehlfunktionen bei Sprechstörungen zu identifizieren sowie den Erwerb und die Verstärkung neuer Sprechmuster zu unterstützen. Die Ergebnisse sind in der Rubrik Clinical Pictures in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet erschienen. Die Bewegungen der inneren Sprechmuskeln sind von außen nicht sichtbar und waren bislang weitgehend unzugänglich und unverstanden. Entsprechend war auch unklar, was die inneren Sprechmuskeln und -organe beim Stottern falsch machen. Jüngste Fortschritte in der Echtzeit-MRT machen die Bewegungsmuster der inneren Sprechmuskeln wesentlich besser sichtbar. In Kooperation der Arbeitsgruppen um Prof. Martin Sommer, Oberarzt und Leiter der „Interdisziplinären Arbeitsgruppe Redeflussstörungen“ in der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Dr. Jens Frahm, Leiter der Forschungsgruppe „Biomedizinische NMR“ am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften (MPI-NAT), gelang es, mittels Echtzeit-MRT die Bewegungen der Zungenspitze, des Zungenkörpers und des weichen Gaumens eines 42-jährigen stotternden Patienten darzustellen, während dieser einen Text im MRT-Scanner las. In dem Video, das auf 55 MRT-Scans pro Sekunde beruht, sind die Kernsymptome des Stotterns zu sehen: unwillkürlich auftretende Laut- und Silbenwiederholungen, Lautdehnungen sowie hörbare oder stille Blockaden. Diese Symptome zeigen sich im Echtzeit-MRT als anhaltende Muskelkontraktionen, das heißt ein Zusammenziehen der Muskulatur, und sich wiederholende Bewegungen in Teilen der Zunge, der Lippen und des Gaumensegels. Diese Beobachtungen ermöglichen ein besseres Verständnis dafür, was diese einzelnen Sprechmuskeln und -organe beim Stottern tatsächlich falsch machen. Zudem konnten im Echtzeit-MRT-Gerät auch flüssige Sprechabschnitte gezeigt werden, was für diese Art der Redeflussstörung charakteristisch ist. In der klinischen Anwendung könnte die Methode dazu beitragen, Fehlfunktionen in den Bewegungen der Sprechmuskeln und -organe bei Sprechstörungen zu identifizieren sowie den Erwerb und die Verstärkung neuer Sprechmuster zu unterstützen. „Durch diesen Nachweis der mechanischen Entstehung der grundlegenden Symptome verbessert die Echtzeit-MRT unser Verständnis und unser Denken über das Stottern. Da wir direkt sehen, wo die inneren Sprechmuskeln und -organe bei dieser Art von Redeflussstörung Fehler machen, werden wir künftig auch Varianten dieser vielfältigen neuromuskulären Störung identifizieren können“, erläutert Sommer.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen?" Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen? Depressionen, Schlafstörungen, Schmerzen – Millionen Menschen leiden unter langwierigen medizinischen Problemen. Forschende der Hochschule Fresenius und der Universität Düsseldorf arbeiten an einer ungewöhnlichen Lösung. Ausgerechnet das Ohr wird dabei wichtig.