Ein angeborener Herzfehler geht mit erhöhtem Krebsrisiko einher – beim Kind und bei der Mutter

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Mit einem Herzfehler geboren zu werden, kann mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen – für Babys und ihre Mütter. Dies geht aus neuen Forschungsergebnissen hervor, die in „Circulation“ veröffentlicht wurden.

Nach Angaben der American Heart Association sind Formen angeborener Herzfehler (CHD) die häufigsten Geburtsfehler in den USA. Sie reichen von strukturellen Anomalien wie
dem Ventrikelseptumdefekt (VSD) bis hin zu schweren Fehlbildungen wie dem Fehlen von Herzkammern oder Herzklappen. Dank zahlreicher medizinischer Fortschritte überleben Kinder mit Herzfehlern heute zwar länger als früher, doch aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sie ein höheres Risiko haben, an anderen Krankheiten wie Krebs zu erkranken.

Die Autoren hatten Gesundheitsinformationen von mehr als 3,5 Millionen Lebendgeburten aus der Datenbank des koreanischen National Health Insurance Service von 2005 bis 2019 analysiert und die gesundheitliche Entwicklung aller Neugeborenen und Mütter über einen Zeitraum von durchschnittlich zehn Jahren verfolgt. Zielparameter der Untersuchung waren Krebsdiagnosen.

Die Auswertung der Daten ergab, dass die Krebshäufigkeit insgesamt bei Neugeborenen mit angeborenen Herzfehlern um 66 Prozent höher war als bei Neugeborenen ohne Herzfehler.
Bei angeborenen Defekten, die Blutgefäße oder Herzklappen betrafen, war das Krebsrisiko der Neugeborenen mehr als doppelt so hoch, bei komplexen angeborenen Herzfehlern doppelt so hoch wie bei Kindern ohne angeborenen Herzfehler.

Die häufigsten Krebsarten, die bei Kindern sowohl mit als auch ohne angeborene Herzfehler auftraten, waren Leukämie (21 %) und Non-Hodgkin-Lymphom (11 %).

Bei Müttern, die Neugeborene mit angeborenen Herzfehlern zur Welt brachten, wurde im Zehn-Jahres-Follow-up-Zeitraum mit 17 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Krebs diagnostiziert als bei Müttern, die Neugeborene ohne angeborene Herzfehler zur Welt brachten.

Unklar ist den Forscher zufolge noch, warum die Geburt eines Kindes mit angeborenem Herzfehler mit einem höheren Krebsrisiko für die Mutter verbunden ist. Zu den möglichen Faktoren gehören die genetische Veranlagung der Mutter oder eine Mutation, von der bekannt ist, dass sie das Risiko für Krebs und angeborene Herzfehler bei Neugeborenen erhöht.

„Die von der Mutter vererbten genetischen Varianten könnten das notwendige Umfeld für die Entwicklung von Krebs bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern schaffen, was auf einen möglichen gemeinsamen genetischen Weg hinweist, der beiden Erkrankungen zugrunde liegt“, erklärte Studienautorin June Huh, Professorin für Kardiologie in der Abteilung für Pädiatrie am Heart Vascular Stroke Institute, Samsung Medical Center an der Sungkyunkwan University School of Medicine in Seoul, Korea.

Keila N. Lopez, Expertin der American Heart Association (AHA), bezeichnete die Assoziation von Krebs bei Müttern von Säuglingen mit angeborenen Herzfehlern in der Studie als überraschend. „Dieser Befund muss weiter untersucht werden, um zu verstehen, ob es Umweltfaktoren gibt, die die Gene beeinflussen (Epigenetik), oder stressbedingte Veränderungen, die angeborene Herzfehler mit dem mütterlichen Krebsrisiko in Verbindung bringen“, erklärte die Vorsitzende des Young Hearts Congenital Cardiac Defects Committee der AHA. „Es gibt einige Daten, die darauf hindeuten, dass Stress mit dem Krebsrisiko zusammenhängt, und ein Kind mit einem angeborenen Herzfehler zu haben, kann sehr stressig sein. Studien, die alle Zusammenhänge zwischen Krebs und angeborenen Herzfehlern untersuchen und aufzeigen, werden uns also helfen, die lebenslangen Risiken nicht nur für Herzfehler, sondern auch für die Entwicklung von Krebs in Familien zu verstehen“, erklärte die außerordentliche Professorin für Kinderkardiologie am Texas Children’s Hospital, Baylor College of Medicine in Houston, USA.

Die Studie unterstreiche auch die Bedeutung der Nachsorge durch einen Kinderkardiologen und den Hausarzt sowie die Notwendigkeit einer lebenslangen Betreuung zur kontinuierlichen Überwachung derjenigen, die mit angeborenen Herzfehlern geboren wurden, betonte Lopez.