Ein Leben für die Wissenschaft: DGAI gedenkt Ehrenmitglied Manfred Specker

Zum Tod des Pharmakologen und Mediziners Manfred Specker gedenkt die DGAI ihrem Ehrenmitglied. (Foto: © DGAI e.V.)

In einem bewegenden Nachruf gedenkt die Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) ihrem Ehrenmitglied Dr. Manfred Specker, der sich zu Lebzeiten für verschiedene Belange der deutschen Anästhesiologie eingesetzt hat.

Am 13. Juni 2025 ist Dr. Manfred Specker im Alter von 94 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die wissenschaftliche Gemeinschaft einen außergewöhnlichen Menschen – einen Visionär, der Forschung nicht nur als akademische Disziplin, sondern als ethische Verpflichtung verstand. Dabei hat sich Dr. Specker besonders um die deutsche Anästhesiologie verdient gemacht und wurde dafür von der DGAI unter anderem mit der Heinrich-Braun-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Fachgesellschaft, gewürdigt.

Sein Lebensweg begann in Freiburg im Breisgau, wo seine geistigen und menschlichen Wurzeln in einem von Humanismus geprägten Elternhaus sowie der Ausbildung am Jesuitenkolleg St. Blasien und dem Berthold-Gymnasium gelegt wurden. Schon früh zeichnete sich ab, dass ihn nicht nur Wissen, sondern auch Verantwortung leitete. Sein Studium der Pharmazie und Medizin führte ihn zur Promotion bei Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. K.W. Merz – eine wissenschaftliche Prägung, die ihn ebenso für die analytische Tiefe wie für die ethische Dimension seines späteren Schaffens sensibilisierte.

Nach ersten Stationen als Hochschulassistent und Pharmakologe wechselte Dr. Specker bald in die industrielle Forschung und Entwicklung. Dort begann ein Lebensabschnitt, in dem er – weit über seinen unmittelbaren Verantwortungsbereich hinaus – Maßstäbe setzte. Als Gründungsmitglied des Vorstands der Fresenius AG im Jahr 1981 und späterer Generalbevollmächtigter gestaltete er mit klarem Blick und ruhiger Hand eine Ära des medizinischen Fortschritts in Deutschland entscheidend mit.

Doch was ihn zeitlebens auszeichnete, war nicht allein seine fachliche Brillanz, sondern die tiefe Überzeugung, dass Wissenschaft dem Menschen dienen muss. Diese Haltung durchzog sein Wirken als Forscher, als Förderer des Nachwuchses und als engagierter Gestalter interdisziplinärer Zusammenarbeit.

Ganz besonders hat sich Dr. Specker um die deutsche Anästhesiologie verdient gemacht, war ihr Zeit seines Lebens aktiv verbunden und bis ins höchste Alter auf den anästhesiologischen Veranstaltungen präsent. So war er maßgeblich am Aufbau und Erfolg der Wissenschaftlichen Arbeitstage der DGAI in Würzburg beteiligt und hat das Nachwuchsförderungsprogramm im Wissenschaftlichen Arbeitskreis Nachwuchs der DGAI mit initiiert. Sein Verdienst war es, dass die DGAI seit 1992 einmal jährlich das DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Anästhesiologie vergeben kann.

Als Würdigung seiner Verdienste hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin Herrn Dr. Specker 1996 mit der Franz‑Kuhn-Medaille geehrt und ihn 2006 zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. 2011 folgte die Verleihung der Heinrich‑Braun‑Medaille, die höchste Auszeichnung der DGAI. Zudem vergibt die DGAI ihm zu Ehren einmal im Jahr die Manfred-Specker-Medaille. Sie wird für herausragende Verdienste um den wissenschaftlichen Nachwuchs der Anästhesiologie als Mentorin oder Mentor im Mentoring-Programm der DGAI verliehen. Doch bei aller Anerkennung blieb er ein bescheidener, zutiefst aufrichtiger Mensch. Für ihn zählten nicht Titel oder Ämter, sondern der inhaltliche Fortschritt, der zwischenmenschliche Dialog, das gemeinsame Ringen um Lösungen.

Seine Kollegen erinnern sich: „Manfred Specker hat aus Ideen Realität werden lassen und überzeugt durch seine menschliche Persönlichkeit und seine Hilfsbereitschaft.“ Mit Empathie, Humor, Zuverlässigkeit und politischer Sensibilität hinterließ er Spuren – als Brückenbauer, Vernetzer und Wegbereiter.

Das Präsidium der DGAI, viele Weggefährtinnen und Weggefährten, Kolleginnen und Kollegen und nicht zuletzt zahlreiche junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen sind ihm von Herzen dankbar. Sein Wirken wird bleiben – in den Strukturen, die er mitaufgebaut hat, in den Menschen, die er gefördert hat, und in den Werten, die er gelebt hat.