Einfluss von Eisen auf die Kognition von Kindern mit ADHS

Preis für junge Forschende der World Federation ADHD geht erneut an Marcel Schulze vom UKB (Foto: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / Rolf Müller)

Ein erhöhter Eisengehalt beeinflusst die Kognition und ADHS-Symptomatik negativ. Für diese Erkenntnis ist Marcel Schulze, Doktorand der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB, zum zweiten Mal in Folge mit dem Young Scientist Award der World Federation ADHD ausgezeichnet worden.

Es wird davon ausgegangen, dass der Entstehung von ADHS eine gestörte Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Hirnabschnitten zugrunde liegt. So ist unter anderem die Bildung von Synapsen verzögert. Zudem liegt ein Mangel des Botenstoffs Dopamin vor, der eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen spielt. Eine Forschungskooperation zwischen dem Universitätsklinikum Bonn und der Deakin Universität Melbourne ging nun der These nach, dass diese Entwicklungsverzögerung durch einen fehlerhaften Eisengehalt verursacht sein könnte. Es ist bisher die umfassendste Studie, die den Zusammenhang von Kognition und ADHS-Symptomatik untersucht.

Wenn der Eisengehalt aus dem Gleichgewicht gerät

Eisen ist nicht nur wichtig für den Sauerstofftransport im Gehirn, sondern dient hier auch als Kofaktor für die Synthese unter anderem von Dopamin. Eine weitere wichtige Rolle spielt das Spurenelement bei der Bildung von Myelin. „Daher könnte ein defizitärer Eisengehalt diese Entwicklungsverzögerungen erklären“, sagt Schulze. Das Forschungsteam ging mit der Quantitativen Suszeptibilitätskartierung dieser Annahme auf den Grund. Denn diese jüngere MRT-Technik ermöglicht eine quantitative Messung spezifischer Biomarker wie Eisen im Gehirn.

Auch wenn sich die Eisengehalte im Gehirn insgesamt zwischen Kindern mit und ohne ADHS nicht unterschieden, konnten die Forschenden zeigen, dass ein höherer Eisengehalt in bestimmten Arealen der Basalgaglien, die unter anderem für kognitive und motorische Aufgaben verantwortlich sind, mit Symptomen wie depressive Verstimmung und Angst assoziiert war. Weiterhin warenhöhere Eisengehalte im Gehirn unter anderem mit einer schlechteren Aufmerksamkeit und verminderter Unterdrückung irrelevanter Reize verbunden. „Zusammenfassend: kamen wir zu folgendem Ergebnis. Der Eisengehalt im Gehirn folgt einer Homöostase, also der Aufrechterhaltung weitgehend konstanter Verhältnisse. Doch wenn dieses dynamische Gleichgewicht gestört wird, kann es zu bei ADHS relevanten Beeinträchtigungen kommen“, sagt Schulze.