Einheit von Herz und Seele: Symposium zur Psychokardiologie

Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen. Foto: © umg/rschmidt

„Klinische Psychokardiologie: Wo stehen wir heute?“ Symposium zum 60. Geburtstag von Prof. Christoph Herrmann-Lingen. 

Zusammenhänge zwischen einer Herzerkrankung und dem seelischen Befinden sind seit der Antike bekannt. Auch gegenwärtig werden sie intensiv beforscht. Das seelische Befinden kann das Verhalten eines Menschen verändern; das zeigen übermäßige Kalorienaufnahme oder Rauchen zur Beruhigung gegen den Stress. Seelisches Befinden kann aber auch körperliche Veränderungen nach sich ziehen, gut sichtbar etwa beim Blutdruckanstieg in Wut- und Ärgerreaktionen.

Herzerkrankungen stellen für viele Patienten und deren Angehörige eine erhebliche Belastung im Alltag dar. Nicht selten führt dies zu psychischen Beschwerden mit Angst, Depression oder psychischer Traumatisierung und kann dann mit psychosomatischen Beschwerden einhergehen. Einige Patienten entwickeln funktionelle Herzschmerzen trotz normaler Durchblutung der Herzkranzgefäße, die sich nur schwer von Brustschmerzen als Folge einer Minderdurchblutung unterscheiden lassen. Die Behandlung von Patienten mit Herzkrankheiten und die Vorbeugung durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil betreffen immer den ganzen Menschen. 

Diese Zusammenhänge beforscht und behandelt an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) Prof.  Christoph Herrmann-Lingen. Er ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und hat als Lehrstuhlinhaber die von ihm geleitete Klinik in verschiedenen Forschungsverbünden auf unterschiedliche Aspekte der Psychokardiologie ausgerichtet. Seine Klinik nimmt etwa an einer Pilotstudie zur kollaborativen Versorgung teil und ist die Studienzentrale für eine multizentrische Studie zu den Effekten von Psychotherapie bei Herzkranken. 

Anlässlich seines 60. Geburtstages sprechen externe Referenten und Wegbegleiter Herrmann-Lingens über den aktuellen Stand der klinischen Psychokardiologie. Die Veranstaltung findet statt am Freitag, dem 14. September 2018, von 14:00 bis 18:30 Uhr in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz, Adam-von-Trott-Saal, Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen. 

Wissenschaftliches Symposium aus Anlass des 60. Geburtstags von Prof. Dr. Herrmann-Lingen 
Klinische Psychokardiologie: Wo stehen wir heute? 
Freitag, den 14. September 2018, 14:00 bis 18:30 Uhr
Alte Mensa am Wilhelmsplatz, Adam-von-Trott-Saal
Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen 
Öffentliche Veranstaltung – Der Eintritt ist frei!

Die Fortbildung ist von der Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Niedersachsen mit vier Punkten zertifiziert. 

Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen leitet seit dem Jahr 2007 als Direktor die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der UMG. Als Internist und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ist er ein national und international anerkannter Vertreter der internistischen Psychosomatik mit klinischem und wissenschaftlichem Schwerpunkt im Gebiet der Psychokardiologie.

Seine Forschungsleistungen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten dazu beigetragen, die Klinische Psychokardiologie als eine anerkannte akademische Disziplin im universitären Fächerkanon zu verankern. Herrmann-Lingen ist Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften und Fachvereinigungen.

Von 2016 bis 2017 leitete er als erster Europäer die Präsidentschaft der renommierten American Psychosomatic Society. Weiterhin ist Herrmann-Lingen im Präsidium der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) neben allgemeiner Medizin- und Wissenschaftspolitik für die Leistungsevaluation in Forschung und Lehre zuständig. 

PSYCHOKARDIOLOGIE AN DER UMG 

Der Schwerpunkt Psychokardiologie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der UMG ergänzt die biomedizinische Hochleistungsmedizin im UMG-Herzzentrum. Göttingen zählt wissenschaftlich zu den führenden deutschen Standorten auf diesem Gebiet und ist an zahlreichen Forschungsprojekten zur Psychosomatik von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt. Seit 2011 besteht an der Klinik auch ein eigenes Forschungslabor für psychokardiologische Grundlagenforschung, in dem Biochemiker und Kliniker gemeinsam an molekularen und physiologischen Fragestellungen auf diesem Gebiet arbeiten. 

Eine eigens eingerichtete psychokardiologische Station widmet sich der ganzheitlichen Behandlung von Patienten mit psychischen Erkrankungen und Herzerkrankungen. In der Krankenversorgung stehen dabei neben ausführlichen Arzt-Patient-Gesprächen über mögliche körperliche und seelische Krankheitsursachen und -folgen auch medikamentöse, körper- und kunsttherapeutische Angebote zur Verfügung.

Neben der Organdiagnostik setzten die Mitarbeiter differenzierte psychometrische Testverfahren sowie nicht invasive psychophysiologische Untersuchungsmethoden ein. Letztere erlauben eine ausführliche Untersuchung der individuellen Stressanfälligkeit des Herz-Kreislauf-Systems. Abhängig vom Untersuchungsergebnis können je nach Einzelfall unterschiedliche Behandlungswege eingeschlagen werden.

Dazu gehören stationäre oder teilstationäre psychotherapeutische Behandlungen, vielfältige Angebote in der Poliklinik sowie eine Begleitung vor und nach Herztransplantation. Beratungen oder Begleitung zur Krankheitsbewältigung bzw. psychokardiologische Rehabilitation, ambulantes Entspannungstraining, Herzgruppen und Psychotherapie runden das Behandlungsangebot ab. 

PROGRAMM 
14:00 Uhr BEGRÜSSUNG 
Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Sprecher des Vorstandes der UMG, Dekan der Medizinischen Fakultät 
14:15 Uhr LAUDATIO 
Prof. Dr. Ulrich Rüger, Emeritierter Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen 

Vorsitz: Prof. Dr. Frank Edelmann, Oberarzt der Kardiologischen Hochschulambulanz und Kardiologischen Prophylaxe, Leiter der klinischen Forschung, Charité Berlin
14:30 Uhr Ist akuter mentaler Stress wirklich ein Risikofaktor für den Myokardinfarkt? 
Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychologische Medizin der TU München, Helmholtz Zentrum München 
14:55 Uhr Stressbedingtes kardiovaskuläres Risiko – Was sind mögliche Schutzfaktoren und Interventionen?
Prof. Dr. rer. nat. Petra Wirtz, Lehrstuhlinhaberin für Biologische Arbeits- und Gesundheitspsychologie der Universität Konstanz 

Vorsitz: Dr. Hilka Gunold, Oberärztin des Herzzentrums des Universitätsklinikums Leipzig 
15:40 Uhr Was leisten Biochemie und Tiermodelle zum Verständnis psychokardiologischer Krankheitsbilder?
Prof. Dr. mult. Thomas Meyer, Professor für Molekulare Psychokardiologie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen 
16:05 Uhr Wie verstehen wir die koronare Herzerkrankung aus psychosomatischer Sicht? 
Prof. Dr. Christiane Waller, Ärztliche Leiterin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg 
16:30 Uhr Was wünscht sich der Kardiologe von der Psychosomatik zur gemeinsamen Behandlung von Herzpatienten? 
Prof. Dr. Rolf Wachter, Oberarzt der Klinik und Poliklinik der Kardiologie des Universitätsklinikums Leipzig und der Universitätsmedizin Göttingen 

Vorsitz: Priv.-Doz. Dr. Günther Bergmann, Ehemaliger Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Fachpsychotherapie, Christophsbad Göppingen 
17:15 Uhr Psychotherapie depressiver Koronarpatienten: Was lernen wir aus der SPIRR-CAD Studie? 
Prof. Dr. Christian Albus, Klinikleiter der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universität zu Köln 
17:40 Uhr Stationäre Psychokardiologie im klinischen Alltag – Fakten, Erfahrungen und Herausforderungen 
Dr. Christina Kleiber, Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Gesundheit Nordhessen, Klinikum Kassel: 
18:05 Uhr ABSCHLIESSENDE WORTE 
Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen

 

Programm