Eisenmangel in der Schwangerschaft: Patient Blood Management kann helfen

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Das Konzept des Patient Blood Managements (PBM) soll helfen, Risiken für starken Blutverlust und Blutarmut während der Schwangerschaft zu senken, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).

Im Fokus des PBM stehen frühe Diagnose von Eisenmangel, gute Vorbereitung vor der Geburt und ein verantwortungsvoller Umgang mit Bluttransfusionen. Die DGTI erläutert, worauf Schwangere achten sollten und welche Fragen sie in der Praxis oder Klinik stellen können.

„Ein Patient Blood Management in der Schwangerschaft kann helfen, Komplikationen zu vermeiden“, betont Prof. Antonia Müller, Leiterin der Universitätsklinik für Transfusionsmedizin und Zelltherapie an der Medizinischen Universität Wien und Expertin der DGTI. Der Behandlungsansatz soll Menschen dabei helfen, ihre eigene Blutbildung bestmöglich aufrecht zu erhalten. Es gehe darum, den reduzierten Eisenspeicher zu erkennen, bevor es zu einer Blutarmut kommt, Blutverlust zu vermeiden und Bluttransfusionen nur im Notfall einzusetzen. „PBM hilft, Risiken für Mutter und Kind zu senken und den Einsatz von Fremdblut auf Situationen zu beschränken, in denen er wirklich notwendig ist“, so Müller.

PBM vor, während und nach der Geburt

Bei Frauen mit Kinderwunsch sollte der Hämoglobinwert und das Speichereisen bereits vor einer Schwangerschaft kontrolliert werden, informiert die DGTI. Wird ein Eisenmangel festgestellt, kann er frühzeitig mit Tabletten oder bei Bedarf mit Infusionen behandelt werden. „Im ersten Trimester einen Eisenmangel zu erkennen ist schon fast zu spät: Dann sollten keine Eiseninfusionen mehr gemacht werden, es bleiben nur die Eisentabletten, die häufig schlecht vertragen werden“, erklärt Müller.

Ebenso wichtig sei die Untersuchung auf Blutgruppen und Antikörper. „Manche Antikörper können die roten Blutkörperchen des Kindes angreifen und zu einer Blutarmut beim ungeborenen Baby führen“, so Müller weiter. Ein früh erkannter Antikörper erlaube eine engmaschige Überwachung und schützt das Kind vor vermeidbaren Komplikationen.

Während der Geburt in der Klinik selbst geht es darum, Blutverlust möglichst gering zu halten. Dazu gehören Medikamente, durch die sich die Gebärmutter nach der Geburt besser zusammenziehen kann, sowie Verfahren, die Gerinnung und Blutung eng überwachen. Ziel des PBM ist es hier, Blutungskomplikationen früh zu erkennen, zu vermeiden und rasch zu beheben.

Auch im Wochenbett bleibt die Blutgesundheit wichtig. Der Körper braucht Zeit, um den Blutverlust auszugleichen und neues Blut nachzubilden – dies ist einfacher, wenn die Eisenspeicher nicht leer sind, heißt es in der DGTI-Pressemitteilung. Infektionen, anhaltender Blutverlust oder ausgeprägte Müdigkeit können Hinweise auf eine Anämie sein. Eine erneute Kontrolle der Werte und eine gezielte Eisenbehandlung unterstützen die Erholung und vermindern das Risiko späterer Beschwerden, heißt es weiter. „Viele Frauen denken nach der Geburt zuerst an das Baby und vergessen sich selbst. Eine unbehandelte Anämie kann die Genesung aber erheblich verzögern“, fügt Müller hinzu.

Handlungsempfehlungen für den Alltag

Für werdende Mütter bedeute PBM vor allem, die eigene Blutgesundheit im Blick zu behalten. „Viele Frauen unterschätzen, wie oft ein Eisenmangel unentdeckt bleibt“, sagt Müller. Ein regelmäßiger Check von Hämoglobin und Speichereisen könne Sicherheit schaffen – und sollte bei Kinderwunsch bereits vor einer Schwangerschaft erfolgen. Beschwerden wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder Schwindel, aber auch spröde Haut vor allem der Lippen und Mundwinkel sollten ernst genommen werden, da sie auf einen Mangel hinweisen können. Vor dem Klinikaufenthalt lohne es sich daher, nachzufragen, wie vor Ort mit Blutverlust umgegangen wird und ob ein strukturiertes Vorgehen vorgesehen ist. Auch das Wissen über die eigene Blutgruppe und das Vorhandensein von Antikörpern könne im Notfall entscheidend sein.

Müller betont: „Informierte Schwangere können aktiv zur eigenen Sicherheit beitragen. Ein durchdachtes Blutmanagement ist entscheidend dafür, dass sie die Zeit rund um die Geburt gut bewältigen.“

Literaturangaben:
[1] Kaserer, A. et al. (2023) Patient Blood Management in Pregnancy. Transfus Med Hemother 2023;50:245–255. DOI: 10.1159/000528390.
[2] Regan, F. et al. (2025) Guideline for the investigation and management of red cell antibodies in pregnancy: A British Society for Haematology guideline. Transfusion Medicine. 2025;35:3–23.
[3] WHO (2024) Guidance on implementing patient blood management to improve global blood health status. URL: https://www.who.int/publications/i/item/9789240104662