Empfehlungen zur Lebergesundheit: Lebererkrankungen früh erkennen statt spät behandeln

Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover und Co-Vorsitzender der Europäischen Leberkommission. (Foto: © Copyright: Karin Kaiser/MHH)

Die Europäische Leberkommission hat Empfehlungen zur Lebergesundheit herausgegeben. Mitverantwortlich dafür war auch Prof. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), in seiner Funktion als Co-Vorsitzender der Kommission. 

Jedes Jahr sterben in Europa fast 300.000 Menschen vorzeitig aufgrund von Lebererkrankungen. Neben Virusinfektionen, genetischen und autoimmunen Lebererkrankungen gehören vor allem Adipositas und Alkoholkonsum zu den Risikofaktoren. Anstatt sich auf die Behandlung von Lebererkrankungen im Endstadium zu konzentrieren, möchte die Europäische Lebergesellschaft (European Association for the Study of the Liver, EASL) den Fokus auf die Vermeidung und Früherkennung verlegen. Drei Jahre lang hat die EASL-Lancet-Liver Commission die Situation in Europa analysiert. Nun hat das Expertengremium seine Ergebnisse in Brüssel vorgestellt. „Die Gesundheit der Menschen in Europa hängt davon ab, dass wir künftig Lebererkrankungen früher erkennen, behandeln oder durch vorbeugendes Handeln ganz verhindern“, betont Manns.

Werbeverbot für Alkohol gefordert

In Europa haben chronische Lebererkrankungen erhebliche Auswirkungen auf junge Menschen und solche mittleren Alters – also wenn sie mitten im Berufsleben stehen. Das Sterbealter liegt meist zwischen Ende 40 und Anfang 50. Dies steht im Gegensatz zur Sterblichkeit durch Rauchen und andere Krankheiten, die mit Adipositas zusammenhängen – etwa Lungenkrebs oder Typ-2-Diabetes. Zu den Empfehlungen an Medizin und Politik gehört unter anderem ein Werbeverbot in sozialen und digitalen Medien für Alkohol sowie extrem fett- und zuckerhaltige Lebensmittel, die sich an Kinder richten. Außerdem soll das medizinische Personal stärker für Lebererkrankungen sensibilisiert werden und finanzielle Anreize für die Erstversorgung erhalten. „In den meisten Fällen können Lebererkrankungen verhindert werden“, betonte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, in ihrem Grußwort an die EASL Lancet Liver Commission. „Prävention ist das beste Heilmittel, das wir haben.“

Vorbeugung und Behandlung auch bei Hepatitis möglich

Das gilt nicht nur für Lebererkrankungen aufgrund einer ungesunden Lebensweise. Auch Leberentzündungen, die durch Infektionen mit Hepatitis-Viren hervorgerufen werden, müssen nicht zwangsläufig zu Leberfibrose oder Leberzirrhose führen. „Die Vorbeugung und Behandlung der meisten Leberkrankheiten ist heute dank bedeutender Errungenschaften der modernen Medizin möglich“, sagt Manns. So sei der Hepatitis-B-Impfstoff das erste Vakzin, das nachweislich Krebs vorbeuge. Zudem sei Dank wirksamer Medikamente gegen Hepatitis-C-Virusinfektionen innerhalb von 25 Jahren nach Entdeckung des Erregers die Erkrankung bei fast allen Patienten heilbar geworden. „Wir müssen aber den Zugang zur Behandlung für alle Europäer gewährleisten“, fordert der Leberexperte.