Endometriose: KI-trainierter Ultraschall könnte die Behandlung verbessern3. Juli 2025 Foto: © New Africa/stock.adobe.com Ein multidisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und dem Universitätsklinikum Erlangen erforscht die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Endometriose. Ziel der neuen Studie ist die Verbesserung der nicht-invasiven Diagnostik und die Unterstützung zur effektiven Behandlung von Patientinnen mit Endometriose. Die Neuheit des Forschungsansatzes liegt darin, verschiedene bildgebende Verfahren wie Ultraschall und MRT durch Methoden der KI in ein ganzheitliches 3D-Patientinnenmodell zu überführen, das durch weitere operative und postoperative Daten vervollständigt wird. Schließlich soll ausgewertet werden, ob sich dadurch die Situation für die Patientinnen, aber auch für die Kliniken verbessert. Fünf Wissenschaftlerinnen der FAU und des Universitätsklinikums Erlangen sowie zwei Partnerinnen der Universität Würzburg und der Technischen Universität München haben sich in dem Projekt EndoKI (Endometriose und künstliche Intelligenz) zusammengeschlossen, um „von Frauen für Frauen“ die Krankheit interdisziplinär zu erforschen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird im Rahmen der digitalen und innovativen Gesundheits- und Pflegeprojekte (BayDiGuP) und des Themenfeldes Frauengesundheit und künstliche Intelligenz gefördert. Bisher im Durchschnitt acht Jahre bis zur Diagnose Für Franziska Mathis-Ullrich, Professorin für Chirurgische Robotik am Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering und Sprecherin des Projekts, ist es wichtig, „bei Frauen, aber auch in der Gesellschaft ein Bewusstsein für diese unbekannte und oft unerkannte Krankheit zu schaffen, von der so viele betroffen sind.“ Die sieben Wissenschaftlerinnen kommen aus den Bereichen KI, Medizintechnik, Informatik, Frauenheilkunde und den Gender Studies. „Wir wollen gezielt Daten von mindestens 300 Patientinnen sammeln und herausfinden, wie die Diagnose früher und standardisierter mittels Bildgebung gestellt werden kann, um so Schmerzchronifizierungen zu vermeiden“, kommentiert Mathis-Ullrich. Denn aufgrund des nicht einheitlichen Krankheitsbildes dauert es Studien zufolge im Durchschnitt acht Jahre, bis eine Endometriose überhaupt diagnostiziert wird. Oftmals wird die Krankheit erst bei einem endoskopischen Eingriff entdeckt. Behandelt wird sie durch die Gabe von Schmerzmitteln, Hormontherapien oder Operationen. „Die gesammelten Daten sollen auch dazu dienen, die Anzahl von Operationen zu reduzieren,“ erklärt Mathis-Ullrich. Allein knapp 100 Millionen Euro pro Jahr kosten Operationen im Zusammenhang mit Endometriose. Hier besteht ein Einsparpotenzial von 20 Millionen Euro pro Jahr. „Ideal wäre es für Patientinnen, wenn endoskopische Eingriffe nicht nur zur Diagnostik eingesetzt würden, sondern im selben Schritt auch zur kompletten Entfernung des erkrankten Gewebes“, erklärt Mathis-Ullrich. Bislang sind manchmal mehrere Eingriffe nötig. EndoKI soll eine schnellere und präzisere Diagnose ermöglichen. „Durch eine genauere präoperative Erkennung von Endometriose-Herden könnten erneute Eingriffe vermieden werden. Davon profitieren vor allem die Patientinnen, denn jeder Eingriff ist mit einem gewissen Risiko verbunden“, weiß die Wissenschaftlerin. Datenbank soll entstehen Langfristig soll eine pseudonomisierte Datenbank entstehen, in der unter anderem MRT-Datensätze sowie histopathologische Informationen zur Verfügung stehen, um KI-Modelle zu trainieren; die Daten sollen auch als Grundlage für weitere Forschungen dienen. Zum verbesserten Verständnis des Diagnose- und Behandlungsprozesses ist ebenfalls eine qualitativ-ethnografische Teilstudie geplant, innerhalb derer Gynäkologen, Patienten und Forschende interviewt und ihre Perspektiven und Bedürfnisse eruiert werden. Aus diesen Erkenntnissen sollen Handlungsempfehlungen in Leitlinien für die Diagnostik und Therapie der Endometriose entstehen – im Idealfall auch für UN-Organisationen wie die WHO. „Wir wollen durch unsere Studie auch den Blick der Mediziner/-innen für die Krankheit schärfen.“ Überhaupt sei das Anliegen des Projektes keinesfalls, dass die Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Community „hängenbleiben“, sondern dass auch eine Öffentlichkeit für Frauengesundheit geschaffen werde. So sei für 2028 eine Konferenz zum Thema Endometriose an der FAU und Universitätsklinikum geplant – für Mediziner, Forschende und Betroffene. „Ich habe selten erlebt, dass ein Projekt, an dem Wissenschaftlerinnen so unterschiedlicher Fachbereiche beteiligt sind, so hochmotiviert begonnen wurde. Unser Forscherinnenherz hängt daran“, betont Mathis-Ullrich.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]
Mehr erfahren zu: "Gesundheitsleistungen weltweit: Sexuelle und reproduktive Gesundheit laut DEval selten im Fokus" Gesundheitsleistungen weltweit: Sexuelle und reproduktive Gesundheit laut DEval selten im Fokus Laut dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) stehen bei den Vorhaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sexuelle und reproduktive Rechte deutlich seltener im Fokus.
Mehr erfahren zu: "DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“" DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“ Fast alle Klinken in Deutschland (98%) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.