Energiekosten bringen rund 16.000 Ärzte und Heilberufler in Existenznot

Gestiegene Energiekosten: 4,5 Prozent der befragten Praxen bangen um ihre Existenz. (Grafik: Stiftung Gesundheit)

Mehr als 90 Prozent der Ärzte und Heilberufler berichten von spürbaren Auswirkungen in ihren Praxen. Das zeigt die jüngste Ad-hoc-Umfrage der Stiftung Gesundheit aus der Reihe Im Fokus”.

4,4 Prozent der Praxen beschreiben der Umfrage zufolge die Auswirkungen als erheblich, 4,5 Prozent sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. „Hochgerechnet auf die Gesamtheit der befragten Berufsgruppen bangen damit derzeit etwa 16.000 Praxen akut um ihre Existenz“, sagt Prof. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. „Sollte es zu Praxisschließungen in dieser Größenordnung kommen, wären die Folgen gerade in strukturschwachen Gebieten deutlich zu spüren.“

Gegenmaßnahmen: Temperatur senken, Verbrauch überwachen, Geräte abschalten

Um die steigenden Kosten bewältigen zu können, senken 70,4 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Ärzte und Heilberufler die Raumtemperatur in ihren Praxen. 65,2 Prozent überwachen vermehrt den Strom- und Gasverbrauch, und 53,4 Prozent sparen Energie, indem sie vorhandene Geräte nicht nutzen. Um die Energiekosten bezahlen zu können, verschiebt zudem ein Drittel der betroffenen Praxen geplante Anschaffungen. Ein knappes Drittel der Responder muss zudem bereits an finanzielle Rücklagen gehen.

Kürzungen bei Leistungen und Personal

In vielen Fällen reicht dies aber nicht aus: So berichteten zahlreiche befragte Ärzte und Heilberufler, dass sie wichtige Kurse oder Leistungen wie Hausbesuche aus Kostengründen nicht mehr anbieten können. Andere verkürzen die Öffnungszeiten ihrer Praxen. 7,2 Prozent gaben an, dass sie Personal entlassen mussten oder kurz vor diesem Schritt stehen, um die gestiegenen Energiekosten zu kompensieren.

Unterstützung für ambulante Praxen nötig

„Dass Praxen durch Energiepreissteigerungen in eine existenzbedrohliche Situation geraten ist problematisch, denn sie sind essenziell für eine flächendeckende, rundum verfügbare und vergleichsweise günstige Versorgung der Bevölkerung“, so Obermann. Er rät zu konkreten Maßnahmen, um die ambulanten Praxen zu unterstützen: „Diese wichtigen Strukturen durch unkontrollierte Energiekosten zu gefährden wäre gesundheitspolitisch nicht sinnvoll.“

Hintergrund: Mit den Ad-hoc-Befragungen aus der Reihe „Im Fokus“ beleuchtet die Stiftung Gesundheit seit Anfang 2022 in jedem Quartal ein Thema, das Ärzte und Heilberufler in der ambulanten Versorgung aktuell bewegt. An der Befragung im Dezember 2022 nahmen der Stiftung zufolge 1706 Leistungserbringer teil. Die Antwortquote lag bei 6,4 Prozent.