Erfolgreiche Hepatitis C-Therapie senkt die Notwendigkeit für Lebertransplantationen deutlich15. November 2021 Abbildung: © WrightStudio/stock.adobe.com Eine kürzlich erschienene Publikation mit Daten von hepatologischen Zentren, die am Deutschen Hepatitis C-Register der Deutschen Leberstiftung teilnehmen, zeigt, dass durch die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten der Bedarf an Lebertransplantationen aufgrund von Hepatitis C deutlich gesunken ist. Durch die seit 2014 in Deutschland zugelassenen antiviralen Medikamente (Direct Acting Antiviral Agents [DAAs]), die direkt in den Replikationszyklus des Virus eingreifen, könne die Hepatitis C inzwischen bei fast allen Betroffenen sehr gut behandelt und in kurzer Zeit, nahezu ohne Nebenwirkungen, sogar geheilt werden, schreibt die Deutsche Leberstiftung in einer Pressemitteilung zu der neuen Studie. Um zu prüfen, ob der klinische Effekt der Hepatitis C-Therapie auch zu einer Veränderung der Lebertransplantationszahlen führt, wurden Patientendaten aus Zentren, die am Deutschen Hepatitis C-Register beteiligt sind, analysiert. Ausgewertet wurden die Daten von elf Transplantationszentren im gesamten Bundesgebiet zu den Lebertransplantationen der Jahre 2010 bis 2020. Dabei wurden über 55 Prozent aller in diesem Zeitraum in Deutschland durchgeführten Lebertransplantationen erfasst. Die Leberstiftungs-GmbH koordinierte die Analyse. Die Auswertung zeigt, dass seit der Zulassung der ersten DAAs im Jahr 2014 der Anteil der Hepatitis-C-Patientinnen und -Patienten an allen Personen, die für eine Lebertransplantation gelistet waren beziehungsweise eine neue Leber erhalten haben, kontinuierlich gesunken ist. In den Jahren 2010 bis 2014 waren jeweils mehr als 15 Prozent der Patientinnen und Patienten aufgrund einer Hepatitis C für eine Lebertransplantation gelistet; 2020 war nur noch bei 5,9 Prozent der Gelisteten die Hepatitis C die Ursache für die Notwendigkeit einer Lebertransplantation. Bei den Patienten, die aufgrund einer Hepatitis C für eine Lebertransplantation gelistet wurden, stieg der Anteil derer, die wegen Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom [HCC]) eine neue Leber erhalten mussten, deutlich an. Im Zeitraum 2010 bis 2013 war HCC bei etwa 50 Prozent aller wegen Hepatitis C gelisteten Patientinnen und Patienten der Grund für die Listung; im Jahr 2020 wurden 81 Prozent der neu gelisteten Personen mit HCV wegen eines HCCs lebertransplantiert. Die Auswertung belegt auch, dass die antivirale HCV-Therapie der Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Lebertransplantation hocheffektiv und sicher ist. In den Jahren 2019 und 2020 betrug die Ausheilungsrate bei diesen Betroffenen 100 Prozent. Prof. Stefan Zeuzem, Letztautor der Publikation und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, fasst die Ergebnisse zusammen: „Diese Analyse zeigt, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit von Lebertransplantationen aufgrund einer Hepatitis C und den aktuellen HCV-Therapien mit DAAs besteht. Durch den Rückgang der Lebertransplantationen, die aufgrund von Hepatitis C notwendig sind, besteht nun für Patienten mit anderen Lebererkrankungen, die nicht heilbar sind, eine erhöhte Chance auf eine Transplantation. Das ist lebensrettend. Für Deutschland konnten wir errechnen, dass allein im Jahr 2020 etwa 100 Lebern für andere Patienten zur Verfügung standen.“ Der medizinische Geschäftsführer der Leberstiftungs-GmbH und Erstautor, Prof. Heiner Wedemeyer, ergänzt: „Diese Analyse zeigt, wie wichtig und wertvoll die Langzeitbeobachtungen von Lebererkrankungen sind, da sich viele Effekte erst über einen längeren Zeitraum feststellen lassen. Ich freue mich, dass wir im Rahmen des Deutschen Hepatitis C-Registers auch zu solchen weiterführenden Fragestellungen Daten vorlegen können und danke allen, die an dieser Analyse mitgewirkt haben.“ Das „eutsche Hepatitis C-Register (DHC-R) ist mit mehr als 18.000 Patientinnen und Patienten eines der weltweit größten Register zu dieser Erkrankung. Die Deutsche Leberstiftung führt das Register über die Leberstiftungs-GmbH Deutschland in Kooperation mit dem Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e. V. (bng). Finanziell unterstützt wird das DHC-R von den Firmen AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Gilead Sciences GmbH, MSD Sharp & Dohme GmbH sowie Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA und Janssen-Cilag GmbH (jeweils bis zum 14.07.2020) und Roche Pharma AG (bis zum 14.07.2017). Die inhaltlichen Vorbereitungen für die Durchführung des Registers erfolgten mit finanzieller Unterstützung des DZIF (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung).
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