Erhöhtes Diabetesrisiko nach Kolektomie

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Wie Forscher von der Universität Kopenhagen und den Bispebjerg und Frederiksberg Hospitals in einer Analyse von Daten zu mehr als 46.000 Personen berichten, steigt nach einer Kolektomie das Risiko für einen Typ-2-Diabetes erheblich. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese neuen Erkenntnisse letzten Endes zu neuen Möglichkeiten der Prävention und Therapie der Erkrankung führen.

„Wir wissen, dass das Kolon Darmbakterien und Hormon-produzierende Zellen in großer Zahl beherbergt, doch wir wissen noch immer nicht, welche Rolle diese bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielen“, erklärt Kristine Allin, Koautorin der Studie vom Zentrum für klinische Forschung und Prävention an den Bispebjerg und Frederiksberg Hospitals.

Erstautor Anders Boeck Jensen vom Novo Nordisk Foundation Center für Proteinforschung hatte für die Untersuchung Daten aus dänischen Patientenregistern analysiert: Die Informationen stammten von mehr als 46.000 Patienten, bei denen eine Kolektomie oder Hemikolektomie durchgeführt worden war. Diese Daten wurden denen von knapp 700.000 Personen gegenübergestellt, die sich im selben Zeitraum aus anderen Gründen als einer Erkrankung des Verdauungstraktes einer Operation unterzogen hatten.

Die analysierten Daten umfassten einen Zeitraum von 18 Jahren vom Zeitpunkt der Operation an. Patienten hatten den Beobachtungen zufolge nach Kolektomie oder linksseitiger Hemikolektomie ein höheres Risiko dafür, innerhalb der 18 Jahre danach an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Patienten, deren Operation andere Körperregionen betraf. Patienten nach rechtsseitiger Hemikolektomie oder Transversumresektion besaßen aber kein erhöhtes Diabetesrisiko.

Das lässt vermuten, dass das linksseitige Kolon bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels eine Rolle spielt. Das Kolon ist voll von Bakterien und Mikroben, und einige andere Studien deuten darauf hin, dass eine Störung der Zusammensetzung dieser Gemeinschaft von Organismen – beispielsweise durch die operative Entfernung eines Teils des Kolons – an der Entstehung verschiedener Erkrankungen (abgesehen von Infektionen) beteiligt ist.

„Die große Mehrheit der Mikroben des menschlichen Körpers befindet sich im Kolon. Sich anzusehen, was geschieht, nachdem das Kolon oder ein Teil davon entfernt worden ist, ist also relevant. In einer älteren Studie hatten wir keinen bedeutenden Zusammenhang mit einem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen gefunden. Wir waren daher ziemlich überrascht, einen so relativ massiven Anstieg des Risikos für Typ-2-Diabetes zu beobachten. Tatsächlich entspricht die Erhöhung dieses Risikos dem Effekt, der auftritt, wenn man einen um das Dreifache erhöhten BMI hat“, sagt Koautor Thorkild I. A. Sørensen vom Novo Nordisk Foundation Center für Stoffwechselforschung.