Ernährung und Alkohol: Risikofaktoren für Lebererkrankungen an der Wahl der Getränke erkennen18. November 2024 Foto: © Atsushi Tada/stock.adobe.com Biertrinker ernähren sich im Vergleich zu Weintrinkern schlechter, sind weniger körperlich aktiv und sind mit höherer Wahrscheinlichkeit auch Raucher – das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Vorgestellt wurde die Arbeit kürzlich auf dem 75. Liver Meeting, der Jahrestagung der American Association for the Study of Liver Diseases. Dort berichtete Dr. Madeline Novack von der Tulane School of Medicine (USA), Hauptautorin der Studie: „Der übermäßige Konsum von Alkohol ist die führende Ursache für Zirrhose in den Vereinigten Staaten, und die Fallzahlen für Stoffwechseldysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankungen (MASLD) nehmen rasch zu. Beide Erkrankungen treten häufig gemeinsam auf, und Veränderungen der Lebensgewohnheiten sind der Schlüssel für das Management und die Prävention. Das beginnt mit dem Verständnis des Zusammenhangs zwischen Akoholkonsum und schlechter Ernährung.“ Die Befragung einer national repräsentativen Stichprobe von mehr als 1900 erwachsenen US-Amerikanern, die Angaben zu ihrem aktuellen Alkoholkonsum machten, diente den Wissenschaftlern als Datengrundlage. Sie verglichen die Ernährungsqualiät bei Personen, die ausschließlich Bier tranken (38,9%), nur Wein konsumierten (21,8%), ausschließlich hochprozentigere Getränke (18,2%) oder eine Kombination von allem (21%). Die von den Probanden angegebenen Ernährungsgewohnheiten wurden mit dem Healthy Eating Index abgeglichen – einem validierten standardisierten Tool, das auf Ernährungsempfehlungen basiert. Healthy Eating Index: Biertrinker erzielen die niedrigste Punktezahl Die Forschenden stellten fest, dass keine der Gruppen von Alkoholkonsumenten auch nur annähernd das Ergebnis von 80 Punkten auf dem Healthy Eating Index (maximal 100 Punkte) erreichten, bei dem man von einer guten Ernährung sprechen kann. Laut Novack erzielten aber die Biertrinker aber mit 49 im Vergleich die geringste Punktzahl. Weinkonsumenten kamen auf 55 Punkte, während diejenigen, die Bier und Wein tranken, fast 53 Punkte erreichten – ebenso wie Personen, bei denen nur Hochprozentiges ins Glas kam. Biertrinker wurden in der Studie als meist männlich und jünger charakterisiert. Zudem hatten sie mit höherer Wahrscheinlichkeit ein geringeres Einkommen, nahmen laut eigenen Angaben die höchste Menge an Kalorien pro Tag auf (angepasst an das Körpergewicht) und waren am wenigsten körperlich aktiv. In älteren Untersuchungen war beobachtet worden, dass die Ernährungsqualität mit zunehmendem Konsum von Alkohol – egal, welcher Sorte – abnimmt. Zum Einfluss bestimmter Arten alkoholischer Getränke wurde aber in der Vergangenheit noch wenig berichtet. Laut Novack könnten die Unterschiede in der Ernährungsqualität zurückzuführen sein auf den Kontext, in dem Mahlzeiten und Alkohol zusammen konsumiert werden. Für die USA berichtete die Forscherin, dass Bier häufig dort getrunken wird, wo das Essen tendenziell wenig Ballaststoffe, aber viel Kohlehydrate enthält, und wo es verarbeitete Fleischprodukte gibt. Im Gegensatz dazu gebe es Wein – vor allem roten – häufig zusammen mit vollständigen Mahlzeiten, bestehend aus Fleisch, Gemüse und Milchprodukten. Auch durch das Gegenteil – dass das Essen die Wahl des alkoholischen Getränks beeinflusst – lasse sich der Zusammenhang möglicherweise erklären, meint Novack. So führt der Konsum von frittierten oder salzigen Speisen zu Durst, was wiederum den Konsum von ausschließlich Bier als Durstlöscher fördern kann. Wenn es um die Prävention von Lebererkrankungen und anderen Leiden geht, sollten Mediziner ihre Patienten immer auch dazu befragen, welche Art von Alkohol diese bevorzugt trinken, und sich bei Gesprächen zu einer gesunden Lebensweise daran zu orientieren. So könnten die Ergebnisse der Studie praktische Anwendung dabei finden, Patienten als Biertrinker zu identifizieren und ihnen zu mehr Obst und Gemüse sowie zu mehr körperlicher Aktivität zu raten. Novack M et al. Beer Consumption is associated with low dietary quality among alcohol users. Liver Meeting Abstract 3019
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