Magenkrebs: Studie identifiziert Personen unter 40 und Frauen als Risikogruppe in Lateinamerika2. Juli 2019 Germán Calderillo-Ruiz wird beim ESMO 21st World Congress on Gastrointestinal Cancer die Studie mit dem Titel “Magenkrebs bei jungen Lateinamerikanerinnen: Faktoren einer schlechten Prognose und schlechter Outcomes” vortragen. (Fotoquelle: © European Society for Medical Oncology) Magenkrebs sollte nicht länger nur als Krankheit älterer Menschen betrachtet und Patienten unter 40 Jahren mit chronischen Verdauungssymptomen sollten aktiver untersucht werden – insbesondere wenn sie lateinamerikanischer Abstammung sind. Dieser Rat folgt auf neue Daten aus einer retrospektiven Beobachtungsstudie in Mexiko, aus der hervorgeht, dass jeder siebte von mehr als 2000 Patienten, bei denen zwischen 2004 und 2016 Magenkrebs diagnostiziert wurde, noch keine 40 Jahre alt ist. Die Ergebnisse der Untersuchung, die auf dem ESMO World Congress on Gastrointestinal Cancer 2019 in Barcelona vorgestellt werden, stützen Daten des US National Cancer Institute, aus denen hervorgeht, dass Magenkrebs mehr junge Lateinamerikaner betrifft, wobei deren Outcomes als schlechter eingestuft werden als die älterer Patienten. „An unserem Zentrum haben wir in den letzten 12 Jahren bei jüngeren Patienten einen Anstieg der Magenkarzinomzahlen um 120 Prozent festgestellt. Diese Zunahme war hauptsächlich bei Patientinnen zu verzeichnen, die in der Regel eine fortgeschrittenere Erkrankung und schlechtere Prognoseindikatoren aufweisen als Männer, bei nachteiligen Auswirkungen über das Überleben“, sagte der Studienautor Dr. Germán Calderillo-Ruiz vom National Cancer Institute in Tlalpan, Mexiko. In der mexikanischen Studie waren mehr als die Hälfte der Patienten unter 40 Jahren, die an Magenkrebs litten, Frauen. Dies steht im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die typischerweise zeigten, dass Magenkrebs am häufigsten bei Männern auftritt. Weibliche Patienten in Mexiko wiesen zum Zeitpunkt der Diagnose mit größerer Wahrscheinlichkeit diffuse und schlecht differenzierte Tumoren und spätere Erkrankungsstadien auf als männliche Patienten. Das Gesamtüberleben war dabei signifikant geringer. „Der Mangel an finanziellen Mitteln kann sich auf das Verhalten von Frauen auswirken, die eine medizinische Versorgung hinauszögern, wenn Magenbeschwerden auftreten. Wir hoffen, dass sich durch diese Arbeit Kliniker und Patienten des Magenkrebsrisikos bei jüngeren Menschen stärker bewusst sind, und dass sie insbesondere Frauen mit Magenbeschwerden dazu ermutig, früher ärztlichen Rat zu suchen “, sagt Calderillo-Ruiz. Dr. Rodrigo Dienstmann vom Vall d’Hebron Institut für Onkologie in Barcelona unterstrich die Kombination genetischer und umweltbedingter Faktoren, die zu Magenkrebs beitragen, sowie die Tatsache, dass junge Menschen mit Magenkrebs eine aggressivere Erkrankung aufweisen, die in geringerem Maße auf eine kurative Behandlung anspricht. „Wir können die genetischen Faktoren nicht ändern, aber wir können auf ungesunde Ernährung, Fettleibigkeit und unbehandelte Helicobacter-pylori-Infektionen einwirken, die das Risiko für Magenkrebs erhöhen. Helicobacter-Infektionen können chronische Entzündungen und Läsionen hervorrufen, die Vorläufer von Magenkrebs darstellen. Wenn sie jedoch einmal diagnostiziert wurden, können sie mit einer Kombination aus Antibiotika und Medikamenten, die Magensäure reduzieren geheilt werden“, erklärt Dienstmann.„Jüngere Menschen, die regelmäßig unter Verdauungsstörungen, Sodbrennen oder anderen Magenbeschwerden leiden, sollten diese nicht ignorieren, sondern sich an ihren Arzt wenden, da sie wahrscheinlich diagnostische Tests brauchen. Darüber hinaus sollten Kliniker die Möglichkeit von Magenkrebs bei jungen Menschen, insbesondere in Lateinamerika oder bei Personen lateinamerikanischer Abstammung in Nordamerika, nicht außer Acht lassen“, so Dienstmann abschließend. Nach den neuesten Forschungen aus Mexiko werden in Lateinamerika und Europa epidemiologische und molekulare Studien durchgeführt, um die verschiedenen molekularen Subtypen von Magenkrebs in den Regionen zu untersuchen und das Verständnis der Risikofaktoren in diesen Populationen zu verbessern. Studienergebnisse In der mexikanischen Studie wurden Daten von 2022 Patienten analysiert, bei denen zwischen 2004 und 2016 ein Adenokarzinom des Magens diagnostiziert worden war. Von diesen Patienten waren 290 (14%) unter 40 Jahren alt. Mit 54 Prozent waren mehr als die Hälfte Frauen. Sie wiesen ein höheres Maß an Faktoren auf, die auf eine schlechte Prognose hindeuten, als Männer: diffuser Tumor (68% vs. 32%; p=0,127), Siegelringzellen (76% vs. 69%; p=0,049), eine schlecht differenzierte Erkrankung (89% vs 84%; p=0,014) und eine höhere Prävalenz von Erkrankungen im Stadium IV (59% vs 41%; p=0,011). Das Gesamtüberleben betrug bei Frauen im Median sieben, bei Männern acht Monate (p=0,03; Hazard Ratio (HR) 1,29; 95%-Konfidenzintervall [KI]1,05-1,65). Das mediane Gesamtüberleben war bei Patienten mit Tumoren am Übergang der Speiseröhre in den Magen signifikant schlechter und betrug sieben im Vergleich zu 14 Monate (p=0,23; HR 0,68; 95%-KI 1,05-2,688). Verringert war das mediane Gesamtüberleben auch bei einer weiter fortgeschrittenen Erkrankung: Es betrug bei einem klinischen Stadium I-III 33 Monate bei lokal fortgeschrittener Erkrankung zwölf Monate und bei einem Stadium IV fünf Monate (p=0,001; HR 2,28; 95%-KI 1,72-3,01). Unabhängige Prädiktoren für das Gesamtüberleben waren in einer Cox-Regression-Analyse Geschlecht (p=0,038; HR 1,29; 95%-KI 1,01-1,65), Primärtumor (p=0,02; HR 1,68; 95%-KI 1,05-2,68) und das klinische Stadium (p=0,001; HR 2,28; 95%-KI 1,72-3,01).
Mehr erfahren zu: "Neues Forschungsprojekt an der UDE: Nanobodies gegen Krebs" Neues Forschungsprojekt an der UDE: Nanobodies gegen Krebs Krebszellen überleben oft selbst starke Therapien – auch aufgrund eines Proteins namens Survivin. Ein Forschungsteam am Zentrum für Medizinische Biotechnologie der Universität Duisburg-Essen will diesen Schutz nun gezielt ausschalten: Mit […]
Mehr erfahren zu: "Gesundheitsumfrage: Ein Viertel der Patienten nutzt Künstliche Intelligenz zur Selbstdiagnose" Gesundheitsumfrage: Ein Viertel der Patienten nutzt Künstliche Intelligenz zur Selbstdiagnose Jährlich befragt die Unternehmensberatung Deloitte Deutsche zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Aktuelle Daten zeigen: Immer mehr Patienten nutzen Künstliche Intelligenz (KI), um sich Fragen zur Gesundheit beantworten zu lassen. Im Vergleich […]
Mehr erfahren zu: "Steigende Kassenbeiträge: Warken schließt Leistungskürzungen nicht aus" Steigende Kassenbeiträge: Warken schließt Leistungskürzungen nicht aus Die Krankenversicherung steuert auf höhere Beiträge zu. Denn die Kosten steigen rasant. Nun schließt die zuständige Ministerin auch einen unpopulären Schritt nicht aus.