Europäische Leitlinien zur Prostatakrebsvorsorge unklar und widersprüchlich8. April 2024 Symbolbild: K.C. – stock.adobe.com Die derzeitigen Leitlinien und Maßnahmen der europäischen Regierungen und Gesundheitseinrichtungen sind nach wie vor widersprüchlich und unklar. Das ergibt eine Studie, die am 6. April 2024 auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) in Paris (Frankreich) vorgestellt wurde. Die Studie untersuchte die Früherkennungspolitik in der gesamten Europäischen Union und führte Fokusgruppen mit Urologen durch, um zu ermitteln, wie die Leitlinien in der klinischen Praxis ausgelegt werden. Die Inkonsistenzen in den Vorsorgeprogrammen bewirken laut der Studie, dass viele opportunistische Tests durchgeführt werden, wobei der Zugang zur Früherkennung an sozialen Ungleichheiten leidet. Dr. Katharina Beyer von der Abteilung für Urologie am Erasmus-MC-Krebsinstitut in Rotterdam (Niederlande) führte die Untersuchung durch. Sie sagt: „Einige Länder sprechen sich in ihren Leitlinien aktiv gegen ein Screening aus, andere sind unverbindlich. Einige wenige, wie etwa Litauen, haben eine Form des Screenings. Aber in vielen Ländern kann man einen Test bekommen, wenn man darum bittet, manchmal kostenlos, manchmal nicht. Das bedeutet, dass gut ausgebildete und informierte Männer, die über PSA-Tests Bescheid wissen, eher zur Vorsorgeuntersuchung gehen und eine frühe Diagnose erhalten, während andere, die weniger gut Bescheid wissen, im Nachteil sind. Doch nicht nur zwischen den Staaten, auch innerhalb eines Landes können die Leitlinien widersprüchlich sein. So ist es zum Beispiel bei den britischen Leitlinien des National Institute for Health and Care Excellence (NICE), wie Prof. Phillip Cornford vom Liverpool University Hospitals NHS Trust, der den Vorsitz des EAU-Leitlinienausschusses für Prostatakrebs innehat, erläutert: „Die NICE-Leitlinien (…) besagen, dass es keine Beweise dafür gibt, dass sich ein PSA-Screening lohnt, aber gleichzeitig sagen sie, dass jeder Mann einen PSA-Test machen lassen kann, wenn er es möchte. Das Ergebnis ist, dass gut ausgebildete, engagierte Männer danach fragen, während andere, darunter viele afro-karibische Männer, die eigentlich ein höheres Risiko haben, nicht danach fragen, sodass Prostatakrebs übersehen wird.“ Immerhin hätten die britische Regierung und die Wohltätigkeitsorganisation Prostate UK im November letzten Jahres ein 42 Millionen Pfund schweres Forschungsprogramm angekündigt, um diese Frage zu untersuchen, so Conford. “Die Einzelheiten dieses Programms sollten bald bekannt gegeben werden. Jedes Land wird ein Screening-Programm entwickeln müssen, das seinem Gesundheitssystem und den verfügbaren Ressourcen entspricht. Aber wir können noch viel von anderen Ländern und den laufenden Arbeiten in der EU lernen. Neue Erkenntnisse, wie die aus der PROBASE-Studie, können uns helfen, ein geeignetes Screening-Programm sowohl im Vereinigten Königreich als auch anderswo zu konzipieren, so Cornford. (EAU / Universität Düsseldorf / ms)
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