Experten stellen Aktionsplan zu männlicher Infertilität vor16. Oktober 2023 Foto: Chinnapong/stock.adobe.com Führende Expertinnen und Experten aus zehn Ländern fordern in einem gemeinsamen Übersichtsartikel Regierungen und Medizinsachverständige auf, die eingeschränkte männliche Fertilität als weitverbreitetes und ernstes medizinisches und gesellschaftliches Problem zu erkennen. Mindestens eines von sieben heterosexuellen Paaren weltweit ist ungewollt kinderlos. Der Grund ist fast ebenso häufig eine Unfruchtbarkeit der betroffenen Männer wie der Frauen. Über die Einflüsse von genetischen Faktoren und Umweltbedingungen auf die Produktion der Samenzellen und somit auch über die Ursachen der männlichen Infertilität ist jedoch wenig bekannt. Das muss sich ändern, fordern nun 26 führende Expertinnen und Experten aus zehn Ländern in einem gemeinsamen Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Urology“. Denn die Wissenslücken könnten unter anderem dazu führen, dass Erkrankungen, die der männlichen Infertilität zugrunde liegen, nicht erkannt werden. Außerdem trügen die gesunden Partnerinnen eine unverhältnismäßig hohe Last, wenn die Paare auf medizinisch unterstützte Fortpflanzung zurückgreifen, weil keine ursächliche Therapie der Infertilität möglich ist. Das interdisziplinäre Autorenteam analysierte unter der Koordination der Reproduktionsforscherin Prof. Moira O´Bryan von der australischen Universität Melbourne anhand von 13 Fragen den derzeitigen Stand der Forschung. Es leitete daraus einen Aktionsplan ab, damit Regierungen, Medizinsachverständige und die Öffentlichkeit die eingeschränkte männliche Fertilität als weitverbreitetes und ernstes medizinisches und gesellschaftliches Problem erkennen und global Gegenmaßnahmen ergreifen. Zu den Autoren zählen auch Prof. Stefan Schlatt vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universität Münster, Prof. Frank Tüttelmann vom Institut für Reproduktionsgenetik der Universität Münster sowie Prof. Hermann Behre vom Kinderwunschzentrum des Universitätsklinikums Münster (UKM). „Die andrologische Diagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch wird oft stiefmütterlich behandelt. Ebenso gibt es bisher wenige wissenschaftlich fundierte Behandlungsoptionen für den Mann. Wir fordern, dass weltweit Patientenproben und -daten gesammelt werden, um genetische und umweltbedingte Ursachen der männlichen Infertilität erforschen zu können und neue diagnostische Verfahren zu etablieren“, betont Schlatt. „Die Risikofaktoren für die männliche Infertilität sollen erkannt und durch Aufklärungskampagnen minimiert werden.“ Das fehlende Wissen über die Ursachen männlicher Infertilität führe häufig dazu, dass die Patienten als eine einheitliche Gruppe behandelt werden. Anstatt die individuellen Ursachen zu behandeln, würde auf medizinisch unterstützte Fortpflanzung zurückgegriffen. Die Forscher fordern, die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit zu fördern und die am wenigsten invasive Strategie der medizinisch unterstützten Fortpflanzung anzuwenden. „Wir fordern darüber hinaus – auch aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit – eine intensivierte Forschung zur Abklärung von Risiken bei der Anwendung assistierter Fertilisationstechniken und zur Entwicklung verhütender Methoden auf Seiten des Mannes“, ergänzt Schlatt. Der Artikel entstand auf Initiative der „Male Reproductive Health Initiative“ (MRHI), einer Arbeitsgruppe der European Society for Human Reproduction and Embyology (ESHRE). Die ESHRE unterstützte die MRHI finanziell. Zudem wurde die Forschungsarbeit teils durch Mittel des National Health and Medical Research Council of Australia (APP1120356) unterstützt, außerdem durch das Canada Research Chairs Program und die Canadian Institutes of Health Research grants (DOHaD Team grant 358654 und Operating grant 350129).
Mehr erfahren zu: "Krebshilfe fördert Versorgungsnetzwerk „OnkoNetzOberland“" Krebshilfe fördert Versorgungsnetzwerk „OnkoNetzOberland“ Die Deutsche Krebshilfe unterstützt den Aufbau von fünf regionalen Behandlungsnetzwerken zur optimierten dezentralen onkologischen Versorgung. Für die Region des Landkreises Garmisch Partenkirchen und den angrenzenden Bereichen des bayerischen Oberlands wird […]
Mehr erfahren zu: "KITTU 2.0: Künstliche Intelligenz zur Unterstützung multidisziplinärer Tumorkonferenzen wird evaluiert" KITTU 2.0: Künstliche Intelligenz zur Unterstützung multidisziplinärer Tumorkonferenzen wird evaluiert An der Universitätsmedizin Mainz startet ein Forschungsprojekt, um den Prototyp eines auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Assistenzsystems für urologische Tumortherapien weiterzuentwickeln.
Mehr erfahren zu: "Weniger Verluste – Minister sieht Uniklinik Mainz auf gutem Weg" Weniger Verluste – Minister sieht Uniklinik Mainz auf gutem Weg Mit einem Bündel an Maßnahmen versucht die Uniklinik Mainz seit Jahren, aus den roten Zahlen zu kommen – und verbucht auch nach Meinung des Landes einen Teilerfolg.