Fettlebererkrankung: Anzeichen für erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Persönlichkeitsstörung unter Betroffenen

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Britische Forscher berichten, dass Patienten mit einer Nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) etwa dreimal häufiger an einer Persönlichkeitsstörung leiden als Menschen ohne diese Krankheit. Außerdem zeigen sie laut den Wissenschaftlern häufig ein unkontrolliertes Essverhalten.

Die Autoren einer neuen Studie empfehlen daher, dass NAFLD-Patienten auf Persönlichkeitsstörungen hin untersucht werden sollten. Würden solche psychischen Störungen erkannt, sollten diese zunächst behandelt werden, bevor die Patienten Anstrengungen unternehmen, ihre Ernährung zu kontrollieren und mehr Sport zu treiben.

Dr. Jonathan Catling von der Universität Birmingham, einer der Studienautoren, berichtet: „Besonders auffällig ist die Feststellung einer erhöhten Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen bei NAFLD-Patienten – was bedeutet, dass es sich nicht um ein Problem handelt, das bei allen Lebererkrankungen auftritt, sondern nur bei Personen mit NAFLD. Es ist wichtig anzumerken, dass es offenbar nicht ein allgemeines Problem der psychischen Gesundheit ist, da weder bei Angstzuständen noch bei Depressionen signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt wurden – obwohl beide psychischen Störungen oft mit einer chronischen Lebererkrankung einhergehen.“

Die Studienautoren stellen fest, dass einfache Maßnahmen wie Ernährungsumstellungen und mehr Bewegung zwar nachweislich das Voranschreiten einer NAFLD verhindern, es jedoch oft schwierig ist, Patienten davon zu überzeugen, Ernährungs- und Bewegungsprogramme einzuhalten. Dies spiegelt der Auffassung der Forschenden zufolge möglicherweise die Tatsache wider, dass solche Patienten häufig dazu ermutigt werden, ihre Protein- und Kalorienaufnahme zu erhöhen, um dem bei chronischen Lebererkrankungen oftmals auftretenden Nährstoffrückgang zu begegnen. Viele NAFLD-Patienten seien sich der positiven Auswirkungen von Veränderungen des Lebensstils zwar bewusst, könnten jedoch häufig ihren Lebensstil nicht adäquat nachhaltig ändern. Selbst bei Patienten, die sich aufgrund einer NAFLD einer Transplantation unterziehen, zeigten zwei Fünftel der Betroffenen Anzeichen eines erneuten Auftretens der Erkrankung innerhalb von fünf Jahren nach dem Erhalt eines Transplantates.

Catling fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es dringend notwendig ist, die Einstellung zu Ernährung und Bewegung zu untersuchen, damit wir besser verstehen können, wie wir NAFLD-Patienten motivieren und eine wirksamere Behandlung anbieten können – um ein Wiederauftreten der Erkrankung nach einer Lebertransplantation zu verhindern.“

Ein Faktor, der die Einstellung eines Patienten zum Abnehmen bestimmt, ist sein interner und externer „Locus of Control“ (LoC) – oder wie viel Kontrolle er über seine Lebensereignisse zu haben glaubt. Patienten mit einem hohen internen LoC nehmen Lebensereignisse als Ergebnis ihres eigenen Handelns wahr und haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, erfolgreich abzunehmen.

NAFLD-Betroffene haben aber möglicherweise, ähnlich wie Personen mit Substanzmissbrauchsstörungen, eine erhöhte externe LoC – sie sehen Lebensereignisse als außerhalb ihrer Kontrolle liegende Ereignisse an und haben Schwierigkeiten, die Änderungen ihrer Ernährungsweise und ihrer körperlichen Aktivität herbeizuführen und aufrechtzuerhalten, die nötig sind, um das Voranschreiten der Erkrankung hin zu schwerwiegenderen, irreversiblen Stadien der Erkrankung zu verhindern.