Fettlebererkrankung: Studie weist auf Zusammenhang mit langfristiger Exposition gegenüber Luftverschmutzung hin10. Dezember 2021 Abbildung: © Kateryna_Kon/stock.adobe.com In einer groß angelegten epidemiologischen Studie aus China haben Forschende eine langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung mit dem Auftreten einer stoffwechselbedingten Fettlebererkrankung (MAFLD) in Verbindung bringen können. Dabei werde dieser beobachtete Zusammenhang durch einen ungesunden Lebensstil und eine zentrale Adipositas noch verstärkt, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im „Journal of Hepatology“. Die Inzidenz von MAFLD habe seit den 1980er-Jahren stetig zugenommen, erklären die Forschenden – sie betreffe derzeit ein Viertel der Weltbevölkerung sowie die Mehrheit der Patientinnen und Patienten mit Diabetes im Erwachsenenalter. In Asien sei die Zahl der MAFLD-Fälle zwischen 2012 und 2017 um 40 Prozent gestiegen. Laut den Studienautorinnen und -autoren zeigen immer mehr Tierstudien, dass das Einatmen von Luftschadstoffen das Risiko für eine MAFLD erhöhen kann. Beispielsweise könne eine Exposition gegenüber Feinstaub zu einem einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) ähnlichen Zustand führen, den hepatischen Glukosestoffwechsel beeinträchtigen und die Fibrogenese der Leber fördern. „Die MAFLD-Epidemie korrespondiert mit Veränderungen der Umwelt und des Lebensstils, die mit der raschen Industrialisierung weltweit eingetreten sind, insbesondere in vielen asiatischen Ländern“, beschreibt Hauptautor Dr. Xing Zhao von der West China School of Public Health und dem West China Fourth Hospital an der Sichuan University in Chengdu (China). „Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass die Luftverschmutzung, die das größte durch die Industrialisierung verursachte Umweltproblem darstellt, das Risiko von Stoffwechselstörungen wie Insulinresistenz und Dyslipidämie sowie von damit verbundenen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und dem Metabolischem Syndrom erhöhen kann. Die epidemiologische Evidenz für diese Assoziation war jedoch bisher begrenzt. Deshalb führten wir diese Studie durch, um unser Verständnis der Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit zu verbessern und um die MAFLD-Last verringern zu helfen.“ An der Untersuchung nahmen etwa 90.000 chinesische Erwachsene teil. Als Grundlage diente die Basiserhebung der China Multi-Ethnic Cohort (CMEC), einer prospektiven Kohorte, die zwischen 2018 und 20219 im Südwesten Chinas fast 100.000 Personen umfasste. Im Rahmen der CMEC wurden Informationen zu den Teilnehmenden gesammelt, die soziodemografische Daten sowie Informationen zu den Lebensgewohnheiten und die Anamnese betrafen. Außerdem wurden die Probandinnen und Probanden vermessen und gewogen, Blut-, Urin- und Speichelproben gesammelt und Daten aus bildgebenden Verfahren zusammengetragen. Langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung erhöht MAFLD-Wahrscheinlichkeit Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass eine langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung die Wahrscheinlichkeit für eine MAFLD erhöhen kann. Dies gelte insbesondere für Männer, Raucherinnen und Raucher sowie für Personen, die regelmäßig Alkohol trinken und sich fettreich ernähren. Ein ungesunder Lebensstil und zu viel abdominales Fettgewebe können den Forschenden zufolge die schädlichen Auswirkungen noch verstärken. „Unsere Ergebnisse tragen zur wachsenden Evidenz für die schädlichen Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die Stoffwechselfunktion und damit zusammenhängende Organe bei“, kommentieren Zhao und seine Kolleginnen und Kollegen die Studienergebnisse. „Allerdings schien körperliche Aktivität den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und MAFLD nicht zu verändern. Wir schlagen vor, dass in zukünftigen Studien untersucht wird, ob der Zeitpunkt, die Intensität und die Form der körperlichen Aktivität die schädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung abmildern können.“ In einer groß angelegten epidemiologischen Studie haben Forschende Zusammenhänge zwischen der langfristigen Exposition gegenüber Luftverschmutzung und der stoffwechselbedingten Fettleber (MAFLD) identifiziert. (Quelle: Journal of Hepatology) Die Forscher empfehlen außerdem, Luftverschmutzung als modifizierbaren Risikofaktor für MAFLD anzuerkennen. Bevölkerungsgruppen mit hohem Risiko sollten sich der Luftqualität in den Gebieten, in denen sie leben, bewusst sein und Aktivitäten im Freien so planen, dass ihre Exposition gegenüber Luftverschmutzung minimiert wird. In einem die Veröffentlichung der Studie begleitenden begleitenden Artikel merken Prof. Massimo Colombo vom Leberzentrum des San Raffaele Hospital im Mailand (Italien) und Prof. Robert Barouki von der Universität Paris, Inserm Unit T3S (Frankreich) an, dass bei der Bewertung der wichtigsten von der Weltgesundheitsorganisation festgestellten Determinanten der weltweiten Mortalität die globale Umweltverschmutzung ganz oben auf der Liste steht – noch vor Rauchen, Alkoholkonsum und den wichtigsten Infektionskrankheiten. Luftverschmutzung – die bedeutendste Komponente weltweiter Umweltbelastung – sei wahrscheinlich für Millionen Tote jährlich auf der ganzen Welt verantwortlich. „Eine bessere Charakterisierung des Leberexposoms sollte die Prävention und die Beratung zur Vorsorge verbessern“, kommentierten Colombo und Barouki. „Körperliche Aktivität stellt zusammen mit einer gesunden Ernährung eine tragende Säule im Kampf gegen mit dem Metabolischen Syndrom assoziierte Morbiditäten, einschließlich der MAFLD, dar. Die die Erkenntnis, dass Umweltverschmutzung das MAFLD-Risiko verschärfen kann, könnte neue Anhaltspunkte für die Verbesserung der Beratung betroffener Patientinnen und Patienten bieten – beispielsweise, indem sich Risikopopulationen weniger in Umgebungen mit hohem Verschmutzungsgrad aufhalten, wie es für Personen mit schwerem Asthma empfohlen wird. Die Ergebnisse liefern außerdem einen zusätzlichen Anreiz für Entscheidungsträgerinnen und -träger dafür, die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation und die Obergrenzen für Luftverschmutzung rascher umzusetzen. Denn viele Städte in Europa und auf der ganzen Welt liegen immer noch weit über diesen Werten.“
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