Forschende empfehlen direkte Massenspektrometrie für pädiatrische Drogentests31. Juli 2025 Standard-Drogentests können bei Kindern mit niedrigen Drogenkonzentrationen im Harn zu falsch negativen Ergebnisse führen. (Foto: © papa1266 – stock.adobe.com) Standard-Drogentests übersehen in etwa fünf Prozent der Urinproben von Patienten unter 18 Jahren geringe Konzentrationen der gesuchten Substanzen. Das geht aus einer auf dem Jahreskongress der Association for Diagnostic and Laboratory Medicine (ADLM) vorgestellten Studie hervor. Seit Langem ist bekannt, dass Standard-Urindrogentests (UDS), die in der Regel als Immunoassay durchgeführt werden, manchmal falsch positive Ergebnisse liefern. Aus diesem Grund wird die Probe bei positivem Ergebnis mittels Massenspektrometrie erneut untersucht. Bei Proben von Säuglingen und Kleinkindern tritt der aktuellen Studie zufolge aber das umgekehrte Problem, nämlich falsch negative Ergebnisse von UDS, häufiger auf. Sind die Nieren noch in der Entwicklung oder die Kinder waren zufällig geringen Mengen an Drogen ausgesetzt, führt dies zu einer niedrigen Drogenkonzentration im Urin, die möglicherweise nicht den bei Standard-UDS verwendeten Grenzwert erreicht. Um in diesen Fälen ein falsch negatives Ergebnis zu vermeiden und die Kinder in ein gefährliches Umfeld zu entlassen, raten die Autoren, bei allen pädiatrischen Patienten gleich eine Massenspektrometrie durchzuführen und den ersten Immunoassay zu überspringen. „Nach unserem Kenntnisstand ist das St. Louis Children’s Hospital das einzige Krankenhaus in den USA, das diesen Ansatz der ‚direkten Massenspektrometrie‛ anwendet“, erklärte Dr. Yanchun Lin, einer der Autoren der Studie und klinischer Chemiker an der Washington University in Saint Louis, Missouri. „Wir möchten Laboranten daher dringend bitten, den Ansatz, den sie für UDS-Tests bei Kindern anwenden, zu überdenken.“ Zweiseitige Herangehensweise Die Forscher verwendeten zwei Strategien, um die Ergebnisse der Immunoassays mit denen der Massenspektrometrie zum Nachweis von Substanzen in gängigen Drogentests zu vergleichen, darunter Amphetamin/Methamphetamin, Kokain/Benzoylecgonin (der Hauptmetabolit von Kokain), THC, Opiate, Fentanyl, Benzodiazepine und Methadon. Im ersten Ansatz untersuchten sie über einen Zeitraum von fünf Monaten 125 Urinproben von pädiatrischen Patienten mit schwach positiven Ergebnissen in der Massenspektrometrie, um zu überprüfen, wie viele davon durch den Immunoassay übersehen wurden (Vorwärtsansatz). Bei der zweiten Strategie untersuchten sie 115 Urinproben, die im Immunoassay negativ getestet wurden, um festzustellen, ob die Massenspektrometrie Drogen nachweisen konnte (Rückwärtsansatz). Jede dritte Probe im UDS falsch negativ Von den 125 Proben, die bei der Massenspektrometrie positiv getestet wurden, enthielten 112 (etwa 90%) Verbindungen, die beim Immunoassay nicht nachgewiesen wurden, am häufigsten Methamphetamin und Benzoylecgonin. Jede dritte (n=38; 33%) der 115 Proben, die bei routinemäßigen UDS negativ getestet wurden, waren bei der erneuten Untersuchung mittels Massenspektrometrie für mindestens eine Substanz positiv. Darüber hinaus identifizierte die Massenspektrometrie in sechs Proben (5%) Substanzen, die zwar untersucht, aber beim Immunoassay übersehen worden waren. Darüber hinaus identifizierten die Forscher 32 Urinproben von Kindern, die verschreibungspflichtige Medikamente enthielten, die im Immunoassay nicht nachgewiesen wurden, darunter Lorazepam, Ketamin, Bupropion, Methylphenidat, Clonidin, Quetiapin, Venlafaxin und Naloxon. Sie fanden auch fünf Proben, die Fentanyl enthielten, das in einigen Studienzentren, aus denen Proben entnommen wurden, nicht im UDS-Menü enthalten war. Direkte Massenspektroskopie reduziert Risiko falscher Ergebnisse Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass UDS niedrige Wirkstoffkonzentrationen in etwa einer von 20 Urinproben von Kindern übersehen könnte. Diese Erkenntnis galt sowohl für das Vorwärts- als auch für das Rückwärtsschema und erstreckte sich über mehrere klinische Umgebungen und Analyseplattformen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ein direktes Massenspektrometrieverfahren das Risiko falsch negativer Drogentests erheblich verringern und auch falsch positive Ergebnisse weitgehend eliminieren würde. Allerdings ist diese Umstellung für Labore mit einigen Herausforderungen verbunden. „Es ist tatsächlich ziemlich arbeitsintensiv“, erklärte Lin, „und es ist viel schwieriger, den Test aufrechtzuerhalten“, wenn man den Direkt-zur-Massenspektrometrie-Ansatz verwendet. „Man braucht hochqualifiziertes Personal und engagierte Vollzeitmitarbeiter“, fügte sie hinzu.Aber Labore, die den Wechsel vollziehen können, werden von genaueren Ergebnissen profitieren, die sich in einer besseren Versorgung niederschlagen könnten. „Wenn es möglich ist, sollte es auf jeden Fall eingeführt werden, insbesondere für pädiatrische Patienten“, appellierte Lin.
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