Fortgeschrittene Nichtalkoholische Fettlebererkrankung: B-Vitamine können möglicherweise zur Behandlung eingesetzt werden

Erläuterungen am Textende. (Abbildung: © Duke-NUS Medical School)

Wissenschaftler von der Duke-NUS Medical School in Singapur haben einen Mechanismus entdeckt, der zu einer fortgeschrittenen Form der Fettlebererkrankung führt. Dabei stellte sich heraus, dass Vitamin B12 und Folsäurepräparate diesen Prozess umkehren könnten.

Diese Forschungsergebnisse könnten nach Ansicht der Arbeitgruppe Menschen mit Nichtalkoholischer Fettleber helfen. „Während die Fettablagerung in der Leber in ihren frühen Stadien reversibel ist, verursacht ihre Progression zu einer Nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) Leberfunktionsstörungen, Zirrhose und erhöht das Risiko für Leberkrebs“, umreißt Dr. Madhulika Tripathi, Erstautorin der Studie und Senior Research Fellow am Labor für Hormonregulation im Herz-Kreislauf- und Stoffwechselprogramm der Duke-NUS die Bedeutung ihrer Entdeckung.

Zwar werde die NASH mit erhöhten Blutkonzentrationen der Aminosäure Homocystein in Verbindung gebracht, doch war bislang unklar, welche Rolle sie bei der Entstehung der Erkrankung spielt – wenn überhaupt eine.

Tripathi konnte gemeinsam mit Kollegen aus Singapur, Indien, China und den USA die Assoziation von Homocystein mit der NASH-Progression in präklinischen Modellen und Menschen bestätigten. Die Forschenden fanden auch heraus, dass Homocystein mit zunehmender Konzentration in der Leber an verschiedene Leberproteine ​​haftete, deren Struktur veränderte und Funktion hemmte. Insbesondere, wenn Homocystein an Syntaxin 17 gebunden ist, verhindert es, dass dieses Protein seine Rolle beim Transport und der Verdauung von Fett innerhalb des Fettsäurestoffwechsels sowie beim Mitochondrienumsatz und der Entzündungsprävention erfüllen kann. Dies induzierte die Entwicklung und die Progression der Fettlebererkrankung zur NASH.

Als bedeutsam bezeichnen die Wissenschaftler ihre Feststellung, dass in den präklinischen Modellen eine Nahrungsergänzung mit Vitamin B12 und Folsäure die Syntaxin-17-Spiegel in der Leber erhöhte und seine Funktion bezüglich der Autophagie wiederherstellte. Es verlangsamte auch die Progression der NASH und kehrte Leberentzündungen und Fibrose um.

„Unsere Ergebnisse sind interessant und wichtig, weil sie darauf hindeuten, dass eine relativ kostengünstige Therapie – Vitamin B12 und Folsäure – eingesetzt werden könnte, um das Voranschreiten einer NASH zu verhindern und/oder zu verzögern“, erklärt Dr. Brijesh Singh, ebenfalls von der Duke-NUS Medical School. „Außerdem könnten die Homocysteinspiegel im Serum und in der Leber als Biomarker für den Schweregrad einer NASH dienen.“

In naher Zukunft wollen die Wissenschaftler erforschen, ob Homocystein auch andere Leberproteine ​​in ähnlicher Weise beeinflusst. Sie hoffen, dass weitere Arbeiten in diese Richtung zur Entwicklung von NASH-Therapien führen wird.

Seniorautor Prof. Paul M. Yen, Leiter des Labors für Hormonregulation im Herz-Kreislauf- und Stoffwechselprogramm der Duke-NUS erklärt: „Das Potenzial für die Verwendung von Vitamin B12 und Folsäure, die ein sehr gutes Sicherheitsprofil besitzen und von der US Food and Drug Administration als Nahrungsergänzungsmittel ausgewiesen sind, als Erstlinientherapien zur Vorbeugung und Behandlung von NASH könnte zu enormen Kosteneinsparungen führen und die gesundheitliche Belastung durch NASH sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern verringern.“

Prof. Patrick Casey, Senior Vize-Dekan für Forschung an der Duke-NUS, ergänzt: „Derzeit ist die einzige Behandlung für Patienten mit Lebererkrankungen im Endstadium eine Transplantation. Die Ergebnisse von Dr. Tripathi und ihren Kollegen zeigen, dass eine einfache, erschwingliche und leicht zugängliche Intervention möglicherweise die Leberschädigung stoppen oder rückgängig machen könnte. Das gibt Menschen, die an Fettlebererkrankungen leiden, neue Hoffnung.“

Bildunterschrift: Eine Ernährung nach westlichem Vorbild mit ihrer typischerweise hohen Fruktoseaufnahme können zu Hyperhomocysteinämie führen. Den Ergebnissen der Autoren einer neuen Studie zufolge stehen die Homocysteinwerte in Serum und Leber bei Menschen mit einer Nichtalkoholischer Fettlebererkrankung, die sich zu einer Nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) weiterentwickelt hat, in einem direkt proportionalen Zusammenhang mit dem Schweregrad dieser. Die Wissenschaftler haben gezeigt, dass die Hyperhomocysteinämie eine Homocysteinylierung des Schlüsselproteins STX17 der Autophagie verursacht, was zu einer Hemmung der Autophagie während der NASH-Entwicklung und -Progression führt. Die Supplementierung mit Vitamin B12 und Folat stellte nicht nur die Autophagie wieder her, sondern reduzierte auch die gesamte NASH-Pathologie. (Abbildung: © Duke-NUS Medical School)