Fortgeschrittener Brustkrebs: Personalisierte Therapie zeigt klinischen Nutzen

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Eine umfassende molekulare Profilierung kann die Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs entscheidend verbessern. Das zeigt eine Auswertung der CATCH-Studie.

Lässt sich die Therapie von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs durch Medikamente verbessern, die auf das individuelle genetische Profil ihres Tumors zugeschnitten sind? Mit der CATCH-Studie wollten Heidelberger Ärzte und Wissenschaftler diese Frage klären. CATCH steht für „Comprehensive assessment of clinical features and biomarkers to identify patients with advanced or metastatic breast cancer for marker driven trials in humans“.

Eine Auswertung der Studie wurde nun in der Fachzeitschrift „International Journal of Cancer“ veröffentlicht. Daran beteiligt waren Forschende vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), von der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und vom Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Längere progressionsfreie Überlebenszeit beobachtet

In die prospektive Studie wurden Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs eingeschlossen, die am NCT Heidelberg in Behandlung waren. Bei 412 dieser Frauen konnte das Tumorerbgut vollständig molekular charakterisiert, im Zusammenhang mit der detaillierten Krankengeschichte im interdisziplinären molekularen Tumorboard diskutiert und der Krankheitsverlauf nachbeobachtet werden. Dazu analysierten die Forschenden unter anderem das gesamte Erbgut des Tumors sowie auch die Tumor-RNA. So konnten sie relevante Biomarker identifizieren, die mit einfachen Paneltests, die auf wenige Hundert Gene begrenzt sind, nicht entdeckt worden wären. Die Analysen bildeten die Grundlage für maßgeschneiderte Therapieentscheidungen.

Das Ergebnis: Fast jede zweite Patientin (44 Prozent) konnte eine vom Tumorboard empfohlene Therapie erhalten, weil gegen genetische Auffälligkeiten ihrer Erkrankung spezifisch zielgerichtete Wirkstoffe verfügbar waren. Diese Behandlungsrate übertrifft die Werte anderer internationaler Programme der Präzisionsonkologie deutlich. Besonders bemerkenswert sei laut den Forschern, dass bei einem Drittel der Patientinnen die molekular gesteuerte Therapie zu einer um mindestens 50 Prozent längeren progressionsfreien Überlebenszeit im Vergleich zur Standardtherapie führte. Das Fortschreiten der Erkrankung wurde also bei einem Teil der Patientinnen für eine gewisse Zeit verhindert, betonen die Wissenschaftler.

Fokus auf bisher ungenutzte Therapieoptionen

86 Prozent der molekular gesteuerten medikamentösen Therapien erfolgten off-label. Rückblickend zeigt sich, dass ein erheblicher Teil dieser Arzneimittel inzwischen für die Behandlung von Brustkrebs zugelassen ist – ein Zeichen für die Innovationskraft von CATCH, so die Autoren.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine ganzheitliche molekulare Analyse klinisch relevante Vorteile für Patientinnen bringen kann. Wir identifizieren und nutzen damit Therapieoptionen, die sonst unentdeckt bleiben“, kommentiert Seniorautor Andreas Schneeweiss. Mit CATCH sei es gelungen, die molekulare Diagnostik mit klinischer Entscheidungsfindung eng zu verzahnen. Die Studie unterstreiche, dass Präzisionsonkologie in der Routineversorgung technisch machbar und medizinisch sinnvoll ist.

„Wir zeigen, dass eine datenbasierte, individuelle Herangehensweise zu besseren Behandlungsergebnissen bei Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs führen kann. Damit setzten wir einen wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung der personalisierten Krebsmedizin“, fasst Peter Lichter, ebenfalls Seniorautor, zusammen.