Frauen mit Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen: Kann eine HPV-Impfung sie vor einem Rückfall schützen?24. September 2025 Foto: © Tobias-Arhelger/stock.adobe.com Die Impfung gegen das Humane Papillomvirus (HPV) ist möglicherweise bei bestimmten Frauen auch nach einer bereits erfolgten HPV-Infektion noch sinnvoll. Das zeigt ein aktueller Cochrane Review. Der Review „Human papillomavirus (HPV) vaccination in women with conisation” (CD016121) nimmt eine bestimmte Gruppe von Erwachsenen in den Blick und geht den Fragen nach: Schützt die HPV-Impfung auch Frauen, die bereits wegen HPV-bedingter Krebsvorstufen am Gebärmutterhals operiert werden mussten? Und falls ja – wie gut schützt sie? Grundlage des Reviews ist ein Bericht, der im Auftrag der Europäischen Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (HaDEA) für das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) erstellt wurde. Finanziert wurde die Forschung aus dem EU4Health-Programm der Europäischen Union. Krebsvorstufe CIN2+ im Fokus Das zentrale Ergebnis: Werden Frauen kurz vor, während oder kurz nach einer Konisation gegen HPV geimpft, senkt das möglicherweise ihr Risiko, ein zweites Mal Krebsvorstufen der Stufe CIN2+ zu entwickeln. Die Forscher werteten insgesamt 13 Studien mit gut 21.000 Teilnehmerinnen aus – darunter zwei randomisiert kontrollierte Studien (RCTs). Die Meta-Analyse dieser RCTs ergab: Etwa 0,6 bis 1,5 Prozent der geimpften Frauen entwickelten innerhalb von zwei bis drei Jahren erneut Zellveränderungen der Stufe CIN2+. Unter den Frauen ohne HPV-Impfung bei der Konisation waren es hingegen 2,3 Prozent. „Studien zeigen, dass Frauen, die bereits eine Konisation hinter sich haben, ein höheres Risiko haben, nochmal HPV-bedingte Krebsvorstufen und Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln, als andere Frauen. Sie sind also eine Risikogruppe – und deswegen ist es so wichtig zu verstehen, ob und wie gut sie eine HPV-Impfung schützen kann“, erklärt Philipp Kapp, Erstautor des Cochrane Reviews und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Evidenz in der Medizin des Universitätsklinikums Freiburg. Verzerrungsrisiken festgestellt „Wir müssen die Ergebnisse unseres Reviews aber mit Vorsicht interpretieren. Denn die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist gering, teils sogar nur sehr gering – und zwar deshalb, weil wir bei den beiden RCTs, die wir ausgewertet haben, Verzerrungsrisiken sahen. Sprich: Die tatsächliche Wirkung der Impfung könnte deutlich von der Wirkung abweichen, die die Studien berichten“, so Kapp weiter. Zudem sei auch noch unklar, wann der beste Zeitpunkt für eine Impfung ist – kurz vor der Konisation, quasi zeitgleich oder kurz danach. Die Wissenschaftler um Kapp wollten nicht nur herausfinden, ob die HPV-Impfung Frauen vor erneuten Zellveränderungen der Stufe CIN2+ schützen kann, sondern eigentlich auch, ob sie beispielsweise einer HPV-Neuinfektion, einer anhaltenden HPV-Infektion, Zellveränderungen des Schweregrads CIN3+ oder letztlich einem Gebärmutterhalskrebs vorbeugt. „Zu all diesen Punkten können wir leider wenig sagen“, erläutert Kapp, „denn dazu gibt es keine randomisiert kontrollierten Studien – und die wenigen verfügbaren Daten waren nicht aussagekräftig genug.“ Wenig Evidenz zu Nebenwirkungen Auch zu möglichen Nebenwirkungen fanden die Forscher wenig Evidenz: „Nur eine Studie hat dazu etwas berichtet, alle anderen gar nichts“, sagt Kapp. Demnach entwickelten 92 Prozent der Frauen leichte Reaktionen an der Einstichstelle wie Rötungen oder Ausschläge, acht Prozent Kopfschmerzen und ein Prozent eine schwere allergische Reaktion. Es brauche in jedem Fall weitere randomisiert kontrollierte Studien, so Kapp – und zwar idealerweise solche, die beispielsweise auch nach dem Alter der geimpften Frauen differenzieren und die Frage berücksichtigen, ob eine Frau vor ihrer Konisation bereits gegen HPV geimpft war oder nicht. Ein neuer großer RCT von Forscher vom Imperial College London (Vereiinigtes Königreich) sei gerade in Arbeit – und werde wohl in nicht allzu ferner Zukunft veröffentlicht, so die Autoren. Trotz der bestehenden Lücken in der Evidenz raten manche Mediziner ihren Konisations-Patientinnen seit geraumer Zeit zur HPV-Impfung. Auf Antrag übernehmen manche gesetzlichen Krankenkassen dafür die Kosten.
Mehr erfahren zu: "Bayern: Gesundheitsministerium verlängert Geburtshilfe-Förderprogramm" Bayern: Gesundheitsministerium verlängert Geburtshilfe-Förderprogramm Bayerns erfolgreiches „Zukunftsprogramm Geburtshilfe“ wird über das Jahr 2025 hinaus verlängert. Darauf hat Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach hingewiesen.
Mehr erfahren zu: "Sachsen-Anhalt nimmt Abschied von Wolfgang Böhmer" Sachsen-Anhalt nimmt Abschied von Wolfgang Böhmer Vom Chefarzt zum Regierungschef: Wolfgang Böhmer wechselte einst aus dem Gesundheitswesen in die Politik und führte Sachsen-Anhalt durch Reformen. Wegbegleiter würdigen den verstorbenen Politiker.
Mehr erfahren zu: "Trump warnt Schwangere vor Paracetamol – Experten widersprechen" Trump warnt Schwangere vor Paracetamol – Experten widersprechen US-Präsident Donald Trump warnt schwangere Frauen wegen eines angeblichen Autismus-Risikos für ihre Kinder öffentlich vor der Einnahme von Paracetamol. Zu Recht? Experten sind sich einig: Nein.