Frühgeburt als Risiko für Krankenhausaufenthalte in der Kindheit1. Dezember 2020 Die Schwangerschaftswoche, in der Kinder geboren werden, beeinflusst die Zahl der Krankenhausaufenthalte. (Foto: ©kieferpix – stock.adobe.com) Ergebnisse einer neuen Studie deuten darauf hin, dass das Gestationsalter bei der Geburt ein starker Indikator für die Gesundheit während der gesamten Kindheit ist. Frühgeburten tragen in hohem Maße zu Erkrankungen im Kindesalter bei. Bisherige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das mit Frühgeburten verbundene Krankheitsrisiko mit zunehmendem Alter der Kinder abnimmt, aber es bleibt unklar, in welchem Alter dies beginnt und wie diese Veränderungen in Abhängigkeit von der Schwangerschaftswoche bei der Geburt variieren. Ein Forscherteam unter der Leitung der Oxford University untersuchte in Zusammenarbeit mit Forschern der City University of London und der Leicester University den Zusammenhang zwischen dem Gestationsalter bei der Geburt und Krankenhauseinweisungen bis zum Alter von zehn Jahren und wie sich die Einweisungsraten im Laufe der Kindheit verändern. Die Ergebnisse basieren auf Daten von mehr als einer Million Kindern, die zwischen dem 1. Januar 2005 und dem 31. Dezember 2006 in NHS-Krankenhäusern in England geboren wurden. Die Forscher analysierten mithilfe einer Datenbank die Krankenhauseinweisungen von der Geburt bis zum 31. März 2015. Diese umfasste durchschnittlich 9,5 Jahre pro Kind. Das Gestationsalter bei der Geburt wurde in Wochen analysiert (<28 – 42). Während des Studienzeitraums erfolgten über 1,3 Millionen Krankenhauseinweisungen, davon 831.729 (63 %) Notfallaufnahmen. Etwas mehr als die Hälfte (525.039) der Kinder wurden während des Studienzeitraums mindestens einmal ins Krankenhaus eingewiesen. Unter Berücksichtigung anderer potenziell einflussreicher Risikofaktoren, wie Alter der Mutter, Familienstand und Grad der sozialen Deprivation sowie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Geburtsmonat des Kindes, stellten die Forscher fest, dass Krankenhauseinweisungen während der Kindheit stark mit dem Gestationsalter bei der Geburt zusammenhingen. So betrug die Krankenhauseinweisungsrate während des Säuglingsalters bei Kindern, die nach 40 Schwangerschaftswochen geboren worden waren, 28 pro 100 Personenjahre. Bei sehr früh geborenen Säuglingen (<28 Wochen) war diese Zahl etwa sechsmal so hoch. Im Alter zwischen sieben und zehn Jahren betrug die Krankenhauseinweisungsrate bei termingerecht geborenen Kindern 7 pro 100 Personenjahre, bei Kindern, die vor der 28. SSW geboren wurden, war diese Zahl etwa dreimal so hoch. Und selbst bei Kindern, die einige Wochen zu früh geboren wurden, war die Einweisungsrate höher: Nach 37, 38 oder 39 Schwangerschaftswochen betrug der Unterschied in den Einweisungsraten im Säuglingsalter 19, 9 bzw. 3 pro 100 Personenjahre gegenüber den Einweisungsraten von termingerecht geborenen Kindern. Das mit dem Gestationsalter verbundene Risiko einer Krankenhauseinweisung nahm mit der Zeit ab, insbesondere nach dem zweiten Lebensjahr. Das Risiko blieb jedoch bis zum Alter von zehn Jahren erhöht, selbst bei Kindern, die nach 38 und 39 Schwangerschaftswochen geboren worden waren. Obwohl dieses erhöhte Risiko bei 38 und 39 Schwangerschaftswochen relativ gering war, kann die große Zahl der weltweit in diesem Gestationsalter geborenen Babys die Krankenhausleistungen durchaus beeinflussen, glauben die Forscher. Infektionen waren die Hauptursache für übermäßige Krankenhauseinweisungen in allen Altersgruppen, besonders aber im Säuglingsalter. Auch Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts machten einen großen Anteil der Einweisungen in den ersten beiden Lebensjahren aus. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann keine Ursache festgestellt werden, und die Forscher weisen auf einige Einschränkungen hin, wie z.B. die Unfähigkeit, mehrere Faktoren zu berücksichtigen, die sich auf die Gesundheit des Kindes auswirken können, wie Rauchen bei Müttern und Stillen. Es handele sich jedoch um eine große Studie, bei der routinemäßig erhobene Daten über einen Zeitraum von zehn Jahren verwendet wurden, und die Ergebnisse seien nach weiteren Analysen relativ stabil geblieben, was darauf hindeute, dass die Ergebnisse einer Überprüfung standhalten. Daher, so die Forscher, deuten ihre Ergebnisse darauf hin, dass das Gestationsalter bei der Geburt “ein starker Prädiktor für Erkrankungen in der Kindheit ist, wobei die Kinder, die extrem früh geboren werden, während ihrer gesamten Kindheit das größte Risiko einer Krankenhauseinweisung haben”. Und die Erkenntnis, dass Infektionen die Hauptursache für übermäßige Krankenhauseinweisungen in allen Altersgruppen waren, veranlasst die Forscher, gezielte Strategien zur Prävention und besseren Bewältigung von Infektionen im Kindesalter zu fordern. Zukünftige Forschungen sollten auch das Gestationsalter als Kontinuum betrachten und es Woche für Woche auf seine Ergebnisse hin untersuchen, folgern die Autoren. Originalpublikation: Coathup V et al. Gestational age and hospital admissions during childhood: population based, record linkage study in England (TIGAR study). BMJ 2020;371:m4075.
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